Kunst und Nachhaltigkeit – Cedar City
Southern Utah Museum of Art / Cedar City / Brooks + Scarpa Architects
Kunst braucht immer einen Raum – einen ansprechenden Raum. Deshalb sind Kunstmuseen, die nur Klötze sind, wenig geeignet, um Besucher anzuziehen. Denn das Auge entscheidet auch hier mit. Das Southern Utah Museum of Art (SUMA) ist Teil des 37 Millionen Euro schweren Beverley Taylor Sorenson Center in Cedar City, Utah. Der Masterplan des gesamten Geländes verbindet die Stadt mit dem Southern Utah University Campus. Entworfen wurde es von den Brooks + Scarpa Architects.
Das Southern Utah Museum of Art ist ein Beispiel für nachhaltige Konzepte in der Architektur, das einiges über europäische Maßstäbe hinausgeht. Entworfen von den Brooks + Scarpa Architects ist der Bau von den spektakulären Sandsteinformationen der nahe gelegenen Canyons inspiriert.
Das 2.600 Quadratmeter große Museum hat eine Sammlung von Kunstwerken aus der ganzen Welt, beherbergt gleichzeitig in einer Spezialkollektion die Werke des dort beheimateten Künstlers Jim Jones und zeigt auch immer wieder Themenausstellungen aus allen Bereichen der Welt und der Kunst. Der Entwurf der Architekten ist von den sehenswerten Sandsteinformationen des nahe gelegenen Bryce Canyon im Mt. Zion National Park inspiriert. Er zeigt ein canyonähnliches Dach mit fast 600 Quadratmetern, unter dem sowohl die Ausstellungsfläche wie auch das Freigelände geschützt sind.
Die, die Grenzen zwischen innen und außen verwischende Dachform hat auch einen wichtigen sozialen Aspekt: Sie reflektiert, verbindet und promotet den Austausch von Ideen. Die zwölf Meter Auskragung des Daches gegen Westen bietet einen geschützten Gemeinschaftsbereich und auch Schutz der westlichen Glasfassade vor direktem Sonneneintrag und Blendung. Die uneingeschränkte Bewegungsmöglichkeit von innen nach außen kultiviert eine Stimmung der Muße, schützt die Kunst im Inneren und bietet auch den spektakulären Ausblick auf die umliegenden Berge.
Das Dach dient aber auch als Sammelstelle für Schmelzwasser und Regen. Es knickt und biegt sich in zwei Richtungen, um so den Abfluss des Wassers sichtbar an vordefinierten Stellen – auch als Schauspiel – zu ermöglichen. Hier strömt das Wasser an der Fassade hinunter in zwei überdeckte Zisternen, um wieder in den Grundwasserstrom eingespeist zu werden.
Eine der größten (vielleicht auch kulturellen) Aufgaben des SUMA ist es, die Notwendigkeit der Nachhaltigkeit in der Gesellschaft zu etablieren. Es übernimmt die Rolle einer Autorität im Bewahren von Kultur und Kunst und lehrt auch Methoden, wie wir unseren Planeten, unsere kulturellen Ressourcen schützen können. Der Komplex besitzt auch einen Skulpturengarten, Parks und Zonen für öffentliche Veranstaltungen und Performances. So kann er als vertrauenswürdiger Teil des Universitäts- und Erziehungssystems die ökonomische, soziale und kulturelle Dimension der Nachhaltigkeit ansprechen. Erzielt wird das durch interaktive Ausstellungen unter Einbeziehung des Publikums und die Veröffentlichung der eigenen „grünen“ Anstrengungen, um den CO2-Fußabdruck klein zu halten.
Die Architektur unterscheidet sich von den meisten, konventionell entwickelten Projekten und beinhaltet Energiesparmaßnahmen, die über die Standardanwendungen hinausgehen. Die optimierte Gebäudeperformance reduzierte Energie in allen Phasen der Konstruktion und jetzt auch während des Betriebes. Die Planung berücksichtigte stark die Nutzung „passiver Designstrategien“ wie die Ausrichtung der Gebäudeteile nach der Sonne, um im Winter den Sonneneintrag zu maximieren und zu nutzen, und eine Form, die die herrschenden Windrichtungen beachtet und nutzt. Diese Form unterstützt und fördert auch die natürlichen Belüftung.
Die Fenster sind so gestaltet, dass sie das Tageslicht maximieren, die Armaturen sind auf Niederdruck ausgerichtet und Regenwasser wird ins Brauchwassersystem eingeleitet. Ausreichend Beschattung und ein Kaltdach minimieren die zusätzlich notwendige Kühllast. Diese Strategien bewirken einen um 30 Prozent niedrigeren Energieverbrauch als vergleichbare, konventionelle Bauwerke. Der Komplex steht auch in einer Distanz zur Stadt, die als gerade noch fußläufig betrachtet werden kann und somit ist das SUMA auch ein Modellfall für eine autofreie Fußgängerentwicklung des Gebietes.
Den spektakulären Sandsteinformationen der Gegend nachempfunden, präsentiert sich das MUSA als durchaus interessante Architektur.
Der Gebrauch der Energie spielt überhaupt eine große Rolle in dieser Museumsarchitektur. Die Nutzung eines „Dreigenerationensystems“ um Wärme, Elektrizität und Kühlung zu erzielen, ist einer der integrierten Prozesse zur Verringerung des CO2 Ausstoßes. Um den für Museen üblichen hohen Energielevel zu umgehen, hat man eine Kombination von Radiatoren und einer Kühlung mittels eines Kühlgebläses auf Fußbodenebene mit einem niedrigen Luftstromvolumendurchsatz gewählt. Das ist ein sehr effektives, mechanisches System, das Heizen und Kühlen nur an den nötigen Stellen bereitstellt. Das System funktioniert ähnlich wie eine Wärmepumpe, die Wärme oder Kühle von einem Teil des Gebäudes in den anderen pumpt. Es besitzt Thermostate und Sensoren, welche die Temperatur der Räume messen und die Luftmenge je nach Anforderung bereitstellen. Sensoren messen den CO2–Gehalt in der retourströmenden Luft und stellen so fest, wie viele Menschen im Raum sind. Dementsprechend wird die Ventilation gesteuert. Das Resultat ist eine um fast 45% verringerte Heiz- und Kühllast.
Das SUMA benutzt zu 100 Prozent hocheffiziente LED-Beleuchtung. Auch hier sorgen Bewegungsmelder für eine Reduktion des Energieverbrauches um ca. 16 Prozent. Licht wird nur verwendet, wo und wann es notwendig ist. Dieser Anspruch wird durch Stellwände, welche ein eigenes, unabhängiges Lichtsystem besitzen, unterstützt.
„Grüne“ Materialien wurden eingesetzt, um eine lange, von niedrigem Wartungsaufwand geprägte Lebensdauer zu erzielen. Sie sind recycelt, erneuerbar und enthalten wenig bis keine VOCs (volatile organic compound). Die temporären Ausstellungen verwenden einen ungewöhnlich hohen Anteil an gebrauchten und Abfallprodukten. Betonflächen sind – wo möglich – unbehandelt gelassen und die Außenfassaden haben ein Farbpigment beigefügt, das eine Erneuerung oder Überarbeitung unnötig macht. Es gibt im Museum auch eine Richtlinie, keine toxischen oder aggressiven Chemikalien und Lösungsmittel zu gebrauchen. Auch die Putztruppe verwendete wasserbasierte Reinigungsmittel oder Naturprodukte und das Verpackungsmaterial des Museumsshops ist frei von Plastik und Erdölderivaten.
Dieser (fast) holistische Ansatz der Nachhaltigkeit ist sicher nichts Alltägliches in der Baubranche, viele Architekturen in Europa könnten sich da ein Vorbild nehmen – einer der wenigen Fälle, in denen man ruhig einmal auch nach den USA schauen kann.
Southern Utah Museum of Art
Cedar City, USA
Bauherr: Southern Utah University
Planung: Brooks + Scarpa Architects
Statik: Reaveley Associates
Grundstücksfläche: 2.624 m2
Bebaute Fläche: 1.684 m2
Nutzfläche: 1.684 + 575 m2
Planungsbeginn: 2013
Bauzeit: 16 Monate
Fertigstellung: 2017
Baukosten: 6,87 Mio. Euro
Fotos: ©Tim Hursley, Alan Blakely and Ale Scarpa
Text:©Peter Reischer
Kategorie: Projekte