Maximal minimal

9. Dezember 2024 Mehr

PAULÍNY HOVORKA ARCHITECTS aus der Slowakei haben auf dem Hügel Suchý vrch oberhalb von Banská Bystrica ein komfortables, eingeschossiges, nahezu emissionsfreies Haus in Sichtbeton für eine private Bauherrschaft entworfen. Das Gebäude entspricht der slowakischen A0-Klassifizierung und ist über seine gesamte Höhe harmonisch in das Gelände eingebettet.

 

PAULÍNY HOVORKA ARCHITECTS aus der Slowakei haben auf dem Hügel Suchý vrch oberhalb von Banská Bystrica ein komfortables, eingeschossiges, nahezu emissionsfreies Haus in Sichtbeton für eine private Bauherrschaft entworfen.

 

Nähert man sich dem Zasadený House von der rückwärtigen Seite, so kann es leicht passieren, dass man das Einfamilienhaus schlichtweg übersieht. Der Ort des Geschehens, Banská Bystrica, ist die sechstgrößte Stadt der Slowakei und befindet sich zwischen der Hauptstadt Bratislava und Košice. Mehrere Gebirge rahmen die 75.000-Einwohner-Stadt, die beinahe malerisch im Talkessel Zvolenská kotlina am Fluss Hron gelegen ist. „Zasadený“, also „eingebettet“, beschreibt das private Wohnhaus aus der Feder von Martin Paulíny und Braňo Hovorka durchaus treffend: Das begrünte Dach des Gebäudes scheint nahtlos mit dem umliegenden Gelände zu verschmelzen und auch von innen heraus erwecken die Wohnbereiche den Anschein, in die natürliche Umgebung nahtlos überzugehen.

 

 

Organische Verbindung von Innen und Außen

Die horizontale Form, die sich subtil an das Gelände anpasst und sich in den bestehenden Hang des Baugrundstücks bohrt, ermöglichte den Architekten, das Grundstück optimal auszunutzen und das Wohnhaus auf einer Ebene zu planen. So ließ sich die Wohnfläche mit einem Zugang von der Westseite und einem Garten nach Südosten in Richtung des abschüssigen Hangs ausrichten, was den Blick über dichte Kiefernwälder sowie die Stadt und die hohen Kämme der Großen Fatra eröffnet. Natürliche Materialien sorgen mit ihrer anmutigen Alterung und zurückhaltenden Farbgebung für ein zeitloses Ambiente. Wände und Decken aus Sichtbeton, die Linie der Traufe aus rohem Edelstahl und die Struktur der unbehandelten Holzterrassen treten ebenso wie die Bewohner selbst in den ungezwungenen Austausch mit der Umgebung: großzügige Glasflächen und Oberlichter holen die Natur auf Wunsch in den Innenraum.

 

 

Eingebettet in die Natur

Der Entwurf der Architekten spiegelt den Wunsch des Bauherren nach einem eingeschossigen Grundriss, Privatsphäre von den Nachbargrundstücken und einer visuellen Verbindung mit dem Garten und dem Kiefernwald von allen Wohnräumen aus wider. Eine kleine Herausforderung stellte die Planung einer angemessenen Beleuchtung und ausreichenden Sonneneinstrahlung für das zu großen Teilen eingegrabene Haus dar. Die Lösung: Ein großes Oberlicht, das mit einem teilweise transparenten Außenstoff umhüllt ist und den Innenraum variabel mit direktem Sonnenlicht versorgt.

 

Zasadený Hous von PAULÍNY HOVORKA ARCHITECTS

 

Der Zugang zum Grundstück erfolgt von Westen her, wo sich der höchste Punkt des Grundstücks befindet. Hier endet die öffentliche Straße und mündet in eine private Zufahrt mit überdachtem Parkplatz. Vor dem Tor und über dem Weinkeller situiert, befinden sich Gästeparkplätze mit direktem Zugang zur Gartenterrasse des Hauses. Zur Wohnebene gelangt man hingegen über eine befahrbare Grasrampe und eine Treppe. Was die Komposition anbelangt, wird das Haus von seiner horizontalen Form dominiert, mit großen Fenstern, die zur Wohnterrasse und zum Wald hin ausgerichtet sind. Der Übergang zwischen der Terrasse und dem Innenraum erfolgt jedoch nicht linear, es wurde vielmehr ein rechteckiger Mäander geschaffen, der in das Innere führt. Damit dient der Wohnbereich dank seiner geschützten Lage als vollwertige Sommerküche mit Ess- und Sitzgelegenheiten im Freien. Dieser zentrale Wohnbereich ist mit seinem Oberlicht und der Symbiose aus Innen- und Außenbereichen für die Nutzung in den zunehmend wärmer werdenden Sommermonaten von entscheidender Bedeutung.

 

 

Schlicht mit Klasse

Der Grundriss des Hauses ist so einfach wie möglich konzipiert, wobei den minimal gehaltenen Fluren eine besondere Bedeutung zukommt. Um den zentralen Wohnbereich herum sind von einer Seite das Elternschlafzimmer mit Ankleide und Badezimmer sowie ein Arbeitszimmer angeschlossen. Auf der gegenüberliegenden Seite liegen Kinder- und Gästezimmer, die ebenfalls mit eigenen Bädern ausgestattet sind. Die Technik- und Lagerräume sind mit dem Eingang verbunden und grenzen im nördlichen Teil des Hauses an den Wohnbereich, der sich unter Bodenniveau befindet. Zum Raumprogramm zählen außerdem ein Weinkeller, der ausschließlich von der Gartenterrasse aus zugänglich ist, sowie praktische Abstellmöglichkeiten in der Nähe der Parkplätze, die sich neben dem Haupteingang des Hauses befinden.

 

 

Minimalistisch gibt sich das Zasadený House auch, was den Energieverbrauch anbelangt: Das Objekt, dessen extensiv begrüntes Dach in den Sommermonaten zur Kühlung des Gebäudes beiträgt und zusätzlich der Wasserrückhaltung dient, wurde als Niedrigenergiehaus der Energieklasse A0 ausgeführt. Anfallendes Regenwasser wird in einem unterirdischen Tank gesammelt und für den technischen Betrieb des Hauses, insbesondere für den Garten, wiederverwendet. Heizung und Kühlung erfolgen über eine Wärmepumpe, die durch Strom unterstützt wird, der auch in Form von Photovoltaik-Dachpaneelen gewonnen wird. Im Inneren des Hauses befindet sich ergänzend eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.

 

 

Zasadený House
Banská Bystrica, Slowakei

Bauherr: privat
Planung: PAULÍNY HOVORKA ARCHITECTS
Teamleitung: Braňo Hovorka, Martin Paulíny
Co-Autor: Natália Galko Michalová
Design Team: Pavol Hubinský, Jan Pilaar, Ján Fellner, Ján Holos, Božena Skybová, Marta Huttová, Ján Hronec, Katarína Tannhauserová
Statik: Pavol Hubinský

Bebaute Fläche: 439 m2
Nutzfläche: 365 m2
Planungsbeginn: 2016
Bauzeit: 2019 – 2023
Fertigstellung: 2023

 www.pha.sk

  

 

Text: Linda Pezzei
Fotos: Matej Hakár

Kategorie: Projekte