Novartis Campus Basel – Frank Gehry, Renzo Piano, David Chipperfield, Tadao Ando, Marco Serra, Sanaa uvm.
Der ehemalige Industriekomplex des Werkareals St. Johann in Basel – zugleich globaler Hauptsitz von Novartis – wird seit 2001 in ein zukunftsweisendes Zentrum für Forschung, Entwicklung und Management umgewandelt. Das Projekt basiert auf einem Masterplan mit einem Zeithorizont bis 2030. Der Campus soll optimale Voraussetzungen für interdisziplinäre Zusammenarbeit und Innovation bieten. Die Bauwerke werden entworfen von namhaften Architekten aus aller Welt, wie Frank Gehry, Renzo Piano, David Chipperfield, Tadao Ando, Marco Serra, Sanaa – um nur einige der derzeitigen Stararchitekten, die bereits zum Zuge gekommen sind, zu nennen.
Auf den ihnen zugewiesenen Baugrundstücken im Bebauungsraster des vom ETH-Professor Vittorio Magnago Lampugnani konzipierten Masterplans setzen sie die Firmenvision von Transparenz und Innovation des weltweit agierenden Pharmakonzerns Novartis um.
Ein ultramodernes und gleichzeitig funktional und ästhetisch gefälliges Arbeitsumfeld für Forschung und Entwicklung, das zur intensiven Kommunikation und zum Wissensaustausch anregt, ist am linksrheinischen Stadtrand in Basel auf rund 200.000 m² im Entstehen begriffen. Bis 2011 wurden 14 neue Büro- und Laborgebäude fertiggestellt und in Betrieb genommen; derzeit arbeiten über 7.500 Menschen auf dem Campus.
Tadao Ando
Arbeitswelt Forschung und Entwicklung
Der Pharmakonzern Novartis will mit diesem Projekt die Entwicklung neuer Arbeitsformen unterstützen. Von einem Campus des Wissens, der Innovation und der Begegnung ist die Rede, wo an einem baulich attraktiven Ort in Teamwork und durch Wissensaustausch geforscht und produziert wird. Den Mitarbeitern wird in einem „Multi-Space“-Konzept ein Arbeitsumfeld zur Verfügung gestellt, das flexibel und den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend genutzt werden kann. Dies wird vor allem durch offene und geschlossene Arbeitsbereiche erzielt. In dem „Stadt in der Stadt“-Konzept wurden zahlreiche Restaurants und Cafés mit modernem Design geschaffen, die dazu einladen, sich den kulinarischen Genüssen aller Welt hinzugeben, Freiräume und Innenräume sind bestückt mit Kunstwerken zeitgenössischer Künstler, wie Plastiken und sonstiger bildender Kunst.
Marco Serra
Rundgang
Der Novartis Campus ist nach wie vor ein Firmengelände, auf dem auch die nächsten Jahre chemische Produktion stattfindet. Deshalb ist das Gelände vorschriftsgemäß umzäumt, und sowohl die Mitarbeitenden wie auch die Besucher müssen einen Ausweis vorweisen. Ein Bezug zur näheren Umgebung und ein Tribut zum ehemals existenten Werkgelände werden durch die Beibehaltung der bestehenden Straßen und dem strengen, orthogonalen Rastersystem gezollt.
Der Hauptzugang erfolgt über die Voltastrasse im Süden durch einen von Marco Serra gestalteten einstöckigen Glaspavillon mit Empfangsschalter. Situiert ist dieser als Solitär etwas abseits der folgenden dichten Bebauung.
Saana
Die 20 m breite Fabrikstrasse als Hauptachse wird zunächst vom 2005 fertiggestellten Forum 3 von Diener & Diener zur Linken und von einem Gebäude von Sanaa zur Rechten flankiert. Die ursprüngliche, farbige, mehrschichtige Glasfassade von Ersterem veränderte sich chamäleonartig, je nach Betrachtungsstandort, ihr Aussehen – sie ist aber heute nicht mehr existent. Der Bau von Sanaa folgt den Stichworten Transparenz, Freundlichkeit und Helligkeit – die Geschoßdecken sind so dünn, dass sie von außen kaum wahrnehmbar erscheinen.
Saana
Das Laborgebäude für naturwissenschaftliche Forschung von Adolf Krischanitz, dem derzeit einzigen österreichischen Architektenvertreter am Campus, fällt durch die oszillierenden Glaspaneele der gefalteten Fassade auf. Eine Rhythmisierung findet durch das Wechselspiel aus Durchsicht und Reflexion statt.
Ausdrucksstarke Bauten finden sich auch in den Gebäuden von Märkli, Lampugnani, Taniguchi und Moneo. Die unterschiedlichen Ausformulierungen der Arkadenzone erzeugen Spannung und architektonische Vielfalt.
Diener & Diener
Der von Lampugnani gewollten Strenge und Geometrie der Fabrikstrasse setzt der Altmeister der organischen Formen, Gehry, einen Kontrapunkt entgegen – in einem offenen Raumkontinuum schafft er eine gläserne Wolke für den Campus, in für ihn gewohnter Formensprache.
Tadao Andos Bau schließlich ist auf einer dreieckigen Parzelle im Norden des Areals, an der Grenze zu Frankreich, platziert. Mit den auskragenden Decken, vor die eine Glasfassade gehängt wurde, erinnert er an einen geschliffenen Diamanten.
Diener & Diener
Ein verdichteter Hochhauscluster ist vom Bebauungsplan her bewilligt und könnte in Zukunft, bei Bedarf, später realisiert werden.
Der ursprüngliche Konzernhauptsitz aus den 1930er-Jahren von Sandoz sowie einige andere Büro-, Labor- und Fabrikationsbauten verweisen auf die Geschichte des Konzerns.
Gehry
Nachhaltigkeitskonzept
Der Novartis Campus weist einen hohen Energiestandard auf – die Verwendung ökologischer Baustoffe, die Wiederverwendung gebrauchter Materialien sowie ein gezieltes Wasserkonzept sind nur einige der berücksichtigten Aspekte.
Mit dem Kanton Basel-Stadt wurde eine Energiezielvereinbarung abgeschlossen. Ziel ist es, die Gebäude zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien wie Wasserkraft, Solar- und Windenergie zu betreiben. Schon heute weisen die neuen Gebäude einen Energieverbrauch auf, der nur ein Drittel dessen beträgt, welches die bestehenden Schweizer Bürogebäude verbrauchen.
Moneo
Für die ersten beiden Bauphasen bis zirka 2015 betragen die Investitionen gut 2 Mrd. Schweizer Franken. Über 7.500 Mitarbeiter sind derzeit auf dem Campus beschäftigt (sowohl in alten wie auch in neuen Gebäuden!). Bis 2030 könnte der Campus für über 10.000 Beschäftigte ausgebaut werden. Um die 25.000 Personen haben in diesem Jahr den Campus aus beruflichen Gründen, seien es Geschäftspartner, Studenten oder auch Politiker, besucht. Personen, die aus architektonischem Interesse den Campus sehen möchten, können sich via Basel Tourismus für eine Campus-Tour anmelden. Solche Besichtigungen finden jeden zweiten Samstag statt. Termine sind jedoch für die kommenden Monate gänzlich ausgebucht.
Architekturinteressierte seien vorerst auf die Publikationen zu den fertiggestellten Gebäuden herausgegeben Christoph-Merian-Verlag, Basel, verwiesen.
Moneo
Fertiggestellte Bauwerke
Hauptpforte (Marco Serra), Forum 3 (Diener und Diener, zusammen mit dem Künstler Helmut Federle und dem Architekten Gerold Wiederlein), Fabrikstrasse 4 (Sanaa/Sejima & Nishezawa), Besucherzentrum, Fabrikstrasse 6 (Peter Märkli) mit einer LED-Leuchtschrift von Jenny Holzer, Floating Box, Fabrikstrasse 10 (Yoshio Taniguchi, ausgeführt von Blaser Architekten/Butscher Architekten), Forum 1 (Brodbeck & Borny/Eckstein & Kelterborn), Masterplan, Novartis Forum, Fabrikstrasse 12 (Vittorio Magnago Lampugnani), Fabrikstrasse 14 (Rafael Moneo), Fabrikstrasse 15 (Frank Gehry), Forschungslabor, Fabrikstrasse 16 (Adolf Krischanitz), Fabrikstrasse 22 (David Chipperfield), Fabrikstrasse 28 (Tadao Ando).
Märkli
David Chipperfield
Kategorie: Projekte