Reines Rot – House 3000 in Portugal

23. Mai 2019 Mehr

Alcácer do Sal / Luís Rebelo de Andrade

House 3000

Man kann kilometerlang fahren, ohne links und rechts etwas anderes als Bäume zu sehen. Korkeichen und Pinien mit ihren schirmähnlichen Kronen prägen das Erscheinungsbild dieser Landschaft im südlichen Drittel Portugals. Die „Herdade da Considerada“ ist ein Stück Land in einer sehr trockenen Gegend mit einer Ausdehnung von 500 Hektar, ungefähr sieben Kilometer von Alcácer do Sal entfernt. Die Landschaft ist derart gleichmäßig in jeder Richtung, dass Architekt Luís Rebelo de Andrade bei seinem ersten Besuch meinte, hier könne man sein Auto leichter verlieren als auf dem Parkplatz eines großen Supermarktes. Diese Erfahrung einer eintönigen Gleichmäßigkeit, das Fehlen jeglicher Merkmale in der Landschaft – welche die Natur in der Herdade da Considerada einfach nicht anbietet – führte ihn dann zur Entwurfsidee.

 

House 3000

Diese Architektur zeigt, dass auch die Farbe, in diesem Fall Rot, ein wesentliches Merkmal für die Schaffung einer Landmark sein kann. Architekt Luís Rebelo de Andrade hat im Süden Portugals ein Gebäude in einer eher eintönigen Landschaft entworfen, das Orientierung bietet und zu dem man immer wieder zurückfinden kann.

 

Eine Architektur, die ihren Platz in der Landschaft als Referenzpunkt bezieht, als ein Zeichen, wie es seit jeher die Menschen geführt hat und die Umgebung mit einem unübersehbar, sichtbaren Bau versieht: einfach rot! Und zwar so rot, dass die Form oder das Design in den Hintergrund tritt und in der visuellen Wahrnehmung nur noch die Farbe zählt. Das Wohngebäude und das angrenzende landwirtschaftliche Gebäude sind im Hinblick auf minimale Bauzeiten und Kosten entworfen. Und natürlich nachhaltig und energieeffizient. Die Solarpaneele und die thermischen Kollektoren produzieren mehr Energie, als das Gebäude verbrauchen kann, denn diese Architektur ist einfach nicht geeignet, Energie zu verschwenden. Es ist auch im internationalen Kontext bemerkenswert, dass immer mehr Bauten im Hinblick auf Nachhaltigkeit, ja sogar auf Autarkie von der öffentlichen Infrastruktur errichtet werden.

Mit seinem Satteldach, den Türen und Fenstern, scheint es das Ergebnis einer Kinderzeichnung aus dem Vorschulalter zu sein: archetypisch, klar und einfach. Diese einfache Bescheidenheit basiert wahrscheinlich auf einer kollektiven, romantischen Vorstellung, die viele Menschen teilen: ein Haus in der Prärie, das Leben als Pionier oder Siedler, wie es einmal im amerikanischen Westen üblich war (allerdings nicht unbedingt in rot). Dieses Bild wurde dermaßen oft in den Wildwestfilmen zelebriert, dass es fast einer grundlegenden Erinnerung gleichkommt, obwohl wir eigentlich ein anderes Bewusstsein von dieser Zeit haben.

Im Gegensatz zu seinem grellen Äußeren ist das Haus in seinen Innenräumen von sanften, gedämpften und warmen Farbtönen geprägt. Holz und minimales Interieur, unterbrochen von wenigen Farbspritzern (natürlich wieder in rot) bieten einen starken Kontrast zum äußeren Erscheinungsbild. Und nach einem Spaziergang in der Umgebung findet jeder sicher leicht wieder zurück.

 

House 3000, Alcácer do Sal , Portugal

Bauherr: privat
Planung: Luís Rebelo de Andrade
Statik: Tisem

Grundstücksfläche: 500 ha
Nutzfläche: 400m2
Planung: 2015-2017
Bauzeit: 9 Monate
Fertigstellung: 2018

 

Fotos:©João Guimarães, Carlos Cezanne

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Kategorie: Projekte