Tsunami-Warnzentrum – Endo Shuhei Architect Institute
Wer hat nicht die entsetzlichen Bilder der Zerstörung durch gigantische Tsunami-Flutwellen noch vor Augen, wenn er an Japan denkt? Eine große Zahl von Menschen wurde durch die enormen Flutwellen einfach weggespült. Hätte es so etwas wie Tsunami-Warn- oder Schutzzentren im betroffenen Küstengebiet gegeben – hätte Japan nicht so eine hohe Zahl von Opfern zu beklagen gehabt. Der Architekt Endo Shuhei richtete mit dem Bau des Looptecture-F-Tsunami-Warnzentrums auch einen Aufruf an alle Verantwortlichen und die Regierung in Japan: Er meint, dass die Regierung solche Projekte fördern und an allen gefährdeten Stellen des Landes ähnliche Einrichtungen aufbauen soll. Ein Land, das direkt auf dem pazifischen Feuerring sitzt, muss sich in bestmöglicher Weise vor derartigen Katastrophen schützen können.
In Minamiawaji-City wurde – schon vor der Tsunami-Katastrophe 2011 – ein architektonisch interessantes Tsunami-Warn-Zentrum von Architekt Endo Shuhei errichtet. Das zweigeschoßige Gebäude mit der Bezeichnung Looptecture F befindet sich – wie könnte es anders sein – im Hafen, um sozusagen wie ein Adlerauge auf das Meer hinausblickend die ersten Anzeichen eines Tsunamis registrieren zu können. Entworfen hat der Architekt es mit der Absicht, auch ein zeitliches Fluchtzentrum zu schaffen. Deshalb hat es auch nur runde Wände, um dem Druck der Wellen beim Anschlagen an plane Flächen entgegenwirken zu können.
Die Konstruktion ist aus Stahl, innen wirkt sie wie ein Stiegenhaus mit einer Wendeltreppe und hat zwei Ebenen. Beim Stiegenantritt sind in jedem Geschoß die Grundrisse an der Wand sichtbar, das erleichtert im Katstrophenfall die Orientierung. Der Grundriss besteht aus mehreren, sich gegenseitig überschneidenden Kreisen und auch die daraus entstehenden Kreiskörper durchdringen sich gegenseitig.
Der Hauptkörper besteht aus einem 7,3 Meter breiten Ring (runde Wand), aus dem sich weitere Bögen entwickeln. Alle sechs verschiedenen Kreise haben unterschiedliche Mittelpunkte, und konsequenterweise schließen sich die Linien im selben Punkt: Anfang und Ende. Daher kommt auch der Name: Loop ist die englische Bezeichnung für „Schleife“ oder ein „geschlossener Kreislauf“.
Die Hauptebene ist von der Erdoberfläche abgehoben in die Höhe gesetzt, um im Falle einer Überflutung das Wasser darunter durchströmen zu lassen. Man sieht auch eine Anzahl von Löchern in der Hülle, diese dienen dazu, eindringendes Wasser aus der Ebene wieder abfließen zu lassen. Auf beiden Ebenen, Erd- und Obergeschoß, gibt es Waschräume und WCs für Männer und Frauen, einen zentralen Kontrollraum, Maschinenräume, einen Aufenthaltsraum und ein Katastrophen-Ausbildungszentrum. Die Innenräume sind spartanisch einfach gehalten. Weiß dominiert und die rostfarbene Säule, die den Kern bildet und die ganze Struktur trägt, ist in allen Bereichen als Orientierungspunkt sichtbar.
Die Serie der kreisförmigen Fenster, die in unregelmäßiger Verteilung an den Außenwänden zu sehen sind, sollen möglichst viele verschiedene Blickrichtung auf die Richtung der ankommenden Flutwellen bieten. Auf der Dachebene befindet sich eine Außenterrasse mit einer kleinen Rasenfläche – sie kann mittels der Wendeltreppe, die sich um den Kern der gesamten Struktur wickelt, betreten werden. Aus der Luft betrachtet erweckt die Architektur mit dem Grün der Rasenfläche ganz eigenartige Gefühle und symbolische Assoziationen: Wie eine Arche Noah, auf der das letzte Gut der Menschheit gerettet wurde.
Die Fassade aus Stahl hat eine rostbraune Farbe und nimmt damit Bezug auf die vielen, durch Korrosion rostig gefärbten Bootsrümpfe und Metallcontainer des Hafens, den das Gebäude ja überblickt. Dadurch, dass sämtlicher Zierrat oder Dekor fehlt, bekommt der ganze Körper eine kühle, unauffällige Wichtigkeit.
Die Funktion dieser Architektur ist es, Sicherheit und Kontrolle über die im Katastrophenfall hereinströmenden Wassermassen im Hafen von Fukura zu gewährleisten. Auch soll es die Gefahren eines Tsunamis für Touristen verringern und einen Zufluchtsort bei einer Tsunamiwarnung darstellen.
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