Verbündete Visionäre
Den Wald in die TEAM 7 WELT bringen – so die kurz gefasste Vorgabe des Bauherren an den mit dem Neubau betrauten Architekten Andreas Matulik. Die direkte Verbindung zur Natur und zum Wald darf im neuen Headquarter des Herstellers von Öko-Möbeln entsprechend Ausdruck finden.
1959 als kleine Tischlerei im österreichischen Ried im Innkreis gegründet, fertigt die Möbelmanufaktur seit 1965 unter dem Namen TEAM 7 Möbel aus Massivholz – seit Beginn der 1980er-Jahre sogar komplett in Bio. Auch beim aktuell fertiggestellten Bau der neuen Firmenzentrale wollte man visionär und wegweisend bleiben, was nachhaltiges Denken und Wirtschaften anbelangt. Unter Federführung von Matulik Architekten entstand mit der TEAM 7 Welt ein markantes Gebäude aus Holz.
Der stringent nachhaltig konzipierte Neubau ist auch der Hartnäckigkeit des Bauherren Georg Emprechtinger, Inhaber und Geschäftsführer von TEAM 7, zu verdanken. Dessen hoher Anspruch an Nachhaltigkeit – „im ehrlichen Sinne“, wie er sagt – hat zu einer engen Kooperation aller Beteiligten – „seinen Verbündeten“ – geführt, um im Sinne des eigenen hohen Architektur- und Designanspruchs Lösungen zu finden, das ökologische Bauen nicht nur auf ausgetretenen Pfaden zu beschreiten, sondern gemeinsam neue Wege zu gehen. Hier wollte man auf allen Seiten aktiv Einfluss nehmen und die Chancen nutzten, ökologische Ansprüche durchzusetzen. Ein Vorhaben, das gelungen scheint.
Nachverdichten statt neu bauen
Anstelle eines Statements auf der grünen Wiese gab man einem freien Grundstück gegenüber des bestehenden Betriebsstandortes im Sinne der Aufwertung des heterogenen Stadtbildes den Vorzug für die Errichtung des Mixed-Use-Gebäudes, das neben der Firmenzentrale einen Store, Veranstaltungsbereiche und ein öffentliches Restaurant umfasst. Auch die umgebenden Grünflächen laden mit Bäumen und Bänken bewusst niedrigschwellig zum konsumfreien Verweilen ein. Zwei begrünte Innenhöfe bilden das Herzstück des Headquarters, das sich formal durch weiche Rundungen und einen polygonalen Grundriss auszeichnet.
Das Erdgeschoss wirkt im Sinne einer „gläsernen Fabrik“ dank raumhoher Verglasungen transparent, einladend und offen. Um die Verbindung zur gegenüberliegenden Möbelproduktion zu akzentuieren, verorteten die Architekten den Haupteingang in westseitiger Sichtachse, während die Holzriegelaußenwände zur Straße hin mit einer dunklen Stehfalzfassade verkleidet wurden und einen Kontrast zu den vorgehängten, unbehandelten Eichenlamellen bilden. Zur Aussteifung der viergeschossigen Brettschichtholzkonstruktion oberhalb der Tiefgarage planten die Architekten Treppenhäuser aus Sichtbeton ein.
Ökologisch auf allen Ebenen
Ein Fünftel des verbauten Holzes in der TEAM 7 Welt stammt aus dem firmeneigenen Wald, auch die weiteren verwendeten Materialien wurden nach ökologischen Kriterien ausgewählt. Anstelle von erdölbasierten Produkten, Verbundstoffen, OSB- oder Spanplatten entschied man sich bewusst für den Einsatz natürlicher und recycelbarer Materialien – wenn möglich von regionalen Partnern mit kurzen Lieferwegen. Offenporige Holzoberflächen schaffen ergänzt durch Linoleum und Lehm-Kasein-Böden im Innenraum ein angenehmes Raumklima – bei der Schalldämmung kam Akustikfilz aus Schafwolle zum Einsatz.
Dank smarter Planung wie baulichem Sonnenschutz, begrünten Dächern, temperaturregulierender Innenhöfe und Nachtabkühlung kommen die Räume ohne Klimaanlage aus, die Fußbodenheizung kann je nach Bedarf für die Heizung oder Kühlung eingesetzt werden. Dazu wird die TEAM 7 Welt über Erdleitungen durch 100 % erneuerbare Energien und die Nutzung von Abwärme aus der nebenan ebenfalls neu errichteten Energiezentrale versorgt. Fensterlüftung, Beleuchtung und Verschattung sind von den Nutzern individuell steuerbar. Im Sinne des Mikrokosmos eines kleinen Waldes ist es den Architekten mit diesem Projekt gelungen, das neue Headquarter in eine Art eigenes, naturnah gedachtes Biotop zu verwandeln.
Nachgefragt bei Alexandra Gierlinger, Projektleiterin bei Matulik Architekten
Warum wurde die TEAM 7 Welt als Holzbau realisiert?
Da der Bauherr spezialisiert ist auf Möbel aus reinem Naturholz, war dessen Wunsch eines Holzbaus naheliegend. Nach eingehender Prüfung, was Statik und Wirtschaftlichkeit anbelangt, fiel die Wahl letztlich zugunsten eines Holzskelettbaus aus, der eine flexible Grundrissnutzung erlaubt.
Können Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in der Architektur in Ihren Augen Hand in Hand gehen?
Das würde ich schon sagen – auch der Bauherr hat in diesem Fall darauf gepocht, nachhaltige Lösungen zu suchen und an den Wertstoffkreislauf zu denken, dabei eben aber auch wirtschaftlich zu bleiben. Für uns stellt sich stets die Frage: Betrachte ich nur die Errichtungskosten oder das Projekt in seiner Gesamtheit? Über den gesamten Lebenszyklus gesehen, macht die Errichtung nur einen Teil der Kosten aus, für sich betrachtet würden sich nachhaltige Lösungen sonst vermutlich als teurer erweisen als herkömmliche Bauweisen. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren lässt sich beobachten, dass nachhaltige Materialen im Preis generell eher interessanter werden. Da hat sich viel bewegt und gerade, was große Gebäude anbelangt, wird deren Wirtschaftlichkeit heute oft auf lange Sicht kalkuliert.
Das Thema Licht spielt in der neuen TEAM 7 Welt eine tragende Rolle – inwiefern fügt sich die Lichtplanung in das Gesamtkonzept?
Ein Faible für Innenarchitektur und Beleuchtung ist seit jeher Teil der DNA unseres Büros. Mit Licht wollen wir Räume inszenieren, ohne dass dieses explizit auffällt – das passiert ähnlich wie bei der Akustik nur bei einem missglückten Beleuchtungskonzept. Im Zuge der Ausarbeitung für die TEAM 7 Welt, wo Nachhaltigkeit und Austauschbarkeit wichtige Aspekte waren, war es uns und dem Bauherren besonders wichtig, reparaturfähige Produkte einzubauen. Wir haben uns hier für die Leuchten von Georg Bechter Licht entschieden – ein Unternehmen, das die Intelligenz nicht in die Hardware, sondern das Design steckt, sodass mit weniger Folgekosten zu rechnen ist. Um sicherzugehen, haben wir vorab sogar das Szenario durchgespielt, was passiert, wenn eine Leuchte kaputt gehen sollte – das hat letztlich auch den Lichtplaner überzeugt.
TEAM 7 WELT
Ried im Innkreis
Bauherr: TEAM 7 Natürlich Wohnen GmbH
Planung: Andreas Matulik
Team: Alexandra Gierlinger, Johannes Kloibhofer, Johannes Bleckenwegner, Susanne Ornetsmüller, Raphael Holzer
Tragwerksplanung: Wiehag, DI Weilhartner ZT GmbH
Grundstücksfläche: 5.336 m2
Bebaute Fläche: 2.291 m2
Nutzfläche: 6.341 m2
Planungsbeginn: 09 / 2020
Bauzeit: 07 / 2021 – 06 / 2023
Fertigstellung: 2023
Text: Linda Pezzei
Fotos: Kurt Hoerbst
Kategorie: Projekte