Vergangenheit und Zukunft
Der Ágora Valencia Pavilion von Arqueha Studio und Miguel Arraiz gilt als Ode an die Stadt. Auf einer Fläche von 350 m2 errichteten die Planer den Bau als Geschenk an die Gegenwart und die Zukunft der Metropole. Die Architekten griffen dabei die Strukturen und Materialien der Spanischen Großstadt auf, um sie in kunstvoller Form zur Geltung zu bringen.
Die Realisierung des Baus erfolgte unter der Anwendung modularer Produktionssysteme und dazu passender Materialien – Ziel war es, deren einzigartiges architektonisches Design im Stadtraum präsent zu machen. Die Planer setzten dafür auf ein Zusammenspiel aus unterschiedlichen Baustoffen und eine Mischung aus Tradition und Innovation.
Ein innovatives und trotzdem bewährtes Konzept
Der Ágora Valencia Pavilion ist zweifelsohne originell – allerdings stellt er nicht den ersten Bau seiner Art dar. Mit ihrem Innovationsprojekt tritt die spanische Metropole in die Fußstapfen Helsinkis und Taipeis. In der Hauptstadt Finnlands errichtete man 2012 und in der taiwanesischen Großstadt realisierte man 2016 vergleichbare Pavillons. Beide Metropolen brachten so Designkonzepte und Transversalität in die Öffentlichkeit. Diese Vorteile will sich auch Valencia als „World Design Capital“ 2022 zunutze machen. Es handelt sich hierbei um eine Auszeichnung, welche die World Design Organization im Zuge ihres gleichnamigen Stadtförderungsprojekts vergibt. Ziel ist es, die Leistungen von Städten im betreffenden Bereich anzuerkennen und entsprechend zu würdigen. Um diese Errungenschaft zu feiern, fungiert die Agora als versatiler Treffpunkt für die Gesellschaft, Touristen und Unternehmen.
Ein klimagerechtes Design
Die Architekten orientierten sich beim Entwurf des Pavillons an den klimatischen Bedingungen vor Ort. Und zwar war es ihr Bestreben, einen natürlichen Temperaturausgleich im Stadtraum zu schaffen. Daher spendet der Bau einerseits Schatten und gewährleistet andererseits eine konstante Luftzirkulation. Das Gebäude schafft so einen Kontrast zum umliegenden Stadtplatz, an dem die Bewohner den Witterungsbedingungen komplett ausgesetzt sind. Die Unterschiede sind deutlich zu spüren: die Temperatur im Pavillon ist durchschnittlich um 10 °C niedriger als auf dem ungeschützten Gelände.
Doch nicht nur die architektonischen Kniffe, sondern auch die Baustoffe können sich sehen lassen. Arqueha Studio und Miguel Arraiz sahen die Konstruktion des Gebildes als Herausforderung an – der Bau sollte sicher, filigran, modular und trotzdem nachhaltig sein. Und das Ergebnis wird diesen Anforderungen gerecht. Für das fortschrittliche Konzept zeichnet Arqueha Studio verantwortlich. Geht es um nachhaltige Architektur, ist dieses Büro eine bekannte Größe. Das Studio koordiniert den „Plan Zero“ – ein Konzept das die Erreichung von Null-Emissionsabgaben anstrebt – bereits in drei Siedlungen in Valencia. Bei der Realisierung des Pavillons widmeten sich die Experten der technischen Entwicklung, wobei sie akribisch auf die Einhaltung der Nachhaltigkeitsparameter achteten.
Baustoffe für die Nachhaltigkeit
Die Planer wählten alle Materialien mit Bedacht – nichts überließen sie dem Zufall. Ihr Ziel war es, möglichst viele einheimische Firmen und Industrien in den Bau zu implementieren. Besucher des Pavillons lernen dadurch nicht nur dessen architektonische Wirkung, sondern gleichzeitig den mediterranen Schöpfergeist kennen. Das Gebäude umgibt eine filigrane und helle Außenhaut aus dem Hause Inalco and Wandegar. Vervollständigt wird die äußere Schicht durch aufrecht angebrachte MDI-Rechtecke (MDI = Mineralien, Design, Innovation). Letztere verleihen dem Konstrukt seine dreidimensionale Struktur, wobei sie gleichzeitig als Lichtfilter fungieren – durch ihre intelligente Anordnung schirmen sie die Sonne sogar aus mehreren Einfallswinkeln ab. MDI selbst ist ein modernes, nachhaltiges Material. Es setzt sich aus Mineralien und erneuerbaren Baustoffen zusammen. Die Herstellung kommt gänzlich ohne Lösungsmittel aus und bringt im Gegensatz zu vergleichbaren Baustoffen eine Wasserersparnis von ca. 70 Prozent mit sich.
Schatten spendet im Pavillon das Dach mit seiner Strebe. Entworfen wurde sie von Manolo García, wobei er bei ihr bewusst auf ein dünnes, flexibles Material setzte – die bewegliche Holzhaut simuliert die Wellen des Ozeans und symbolisiert damit gleichzeitig das Verschwimmen unterschiedlicher Kulturen im Schmelztiegel der Großstadt.
Die Architektur für Kooperation und Austausch
Vom Pavillon selbst aus, ist es möglich, den Stadtplatz neu zu erleben. Die Konstruktion schafft es, charakteristische, identitätsstiftende Elemente der Stadt aufzugreifen, um sie in Form moderner Architektur zur Geltung zu bringen. Bewusst hielten die Planer die Fläche im Inneren des Baus frei. Von dort aus können Besucher das Gebäude auf sich wirken lassen und gleichzeitig vom angenehmen Klima in ihm profitieren. Der Ort dient auch als Forum für runde Tische, Konferenzen und den gemeinsamen Austausch. Dabei bietet die Freifläche ausreichend Raum für eine Tribüne und mehrere Sesselreihen. Im Mittelpunkt vieler Diskussionen steht 2022 zweifelsohne das Programm zur Veranstaltungsreihe zum „World Design Capital Valencia“. Teilnehmer lernen hier, was es heißt, Teil der Welthauptstadt des Designs zu sein. Im Zuge dessen will die Stadt Besucher nicht nur über ihr Programm informieren, sondern ihnen auch eine geeignete Fläche im Stadtzentrum zur Verfügung stellen. Gäste können von hier aus in die Architektur und das Design Valencias eintauchen.
Zukunftsweisende Tradition
Auf dezente Weise schafften es die zuständigen Planer, ein zukunftsweisendes Konzept im Herzen einer Großstadt zu realisieren. Sie verzichteten trotzdem – oder gerade deshalb – nicht auf Tradition. Vielmehr lebt der Pavillon von der Inkorporation der Vergangenheit und Gegenwart Valencias. Passend dazu, macht der Pavillon die Besucher auf alltägliche Gestaltungselemente aufmerksam, die sie umgeben. Er liefert damit eine Projektionsfläche, die für die Industrie und die Wirtschaft Valencias durchaus wegweisend ist. Diese Eigenschaften machen das Projekt lebendig und letzten Endes einzigartig.
Text: Dolores Stuttner
Fotos: David Zarzoso, BRAVA
Kategorie: Projekte