Neubau Bauhof Felsenau in Frastanz

13. November 2024 Mehr

Der Bauhof Felsenau in Frastanz, Vorarlberg, muss auf Grund seines bautechnischen Zustands und des Baus des Stadttunnels neu errichtet werden. Nach Fertigstellung des Stadttunnels samt Portalen ist angedacht, die freiwerdenden Flächen als mögliche Erweiterung des Straßenbauhofgeländes zu verwenden, die nicht Bestandteil des Wettbewerbes ist.

 


Siegerprojekt

 

Der Bauhof soll mithilfe des bereitgestellten Raumprogramms neu konzipiert werden, um auch den zukünftigen Anforderungen zu entsprechen. Neben den erforderlichen Werkstättenbereichen und deren Nebenräumen soll auch die Verwaltung inkl. einer Kantine Platz finden. Das Baufeld hat ein Gesamtausmaß von ca. 5.872 m2. Nordwestseitig begrenzt ein steil ansteigender Hang das Baufeld. Die bestehenden Stollen bleiben erhalten. Südseitig gilt wegen einer Hochspannungsleitung ein Bauverbot bzw. eine Höhenbeschränkung.

 


Bestand

 

Ausschreibung

Auftraggeber
Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Hochbau und Gebäudewirtschaft
6800 Feldkirch, Widnau 12

Verfahrensorganisator
Walser + Werle Architekten ZT GmbH, 6800 Feldkirch

Art des Verfahrens
Anonymer, nicht offener, zweistufiger Realisierungswettbewerb im Oberschwellenbereich

Gegenstand des Realisierungswettbewerbs
Erlangung von baukünstlerischen Vorentwurfskonzepten für den Neubau des Bauhofs Felsenau in Frastanz.

Beurteilungskriterien
Städtebauliche Lösung
Funktionelle Lösung und Umsetzung der Raum– und Funktionsprogramme
Architektonische und innenräumliche Gestaltungsqualität
Wirtschaftlichkeit der Errichtung und Nutzung
Konstruktive Lösung
Energetisches und ökologisches Konzept

Preisgericht (ohne Titel) 

Fachpreisrichter:
Architektin Birgit Kornmüller – Juryvorsitzende
Architekt Helmut Reitter – Stellvertreter
Architekt Martin Hackl
(Gestaltungsbeirat Gemeinde Frastanz) – Schriftführer

Sachpreisrichter:
Markus Dejaco, Leitung Fachbereich Projektierung Abt. Hochbau und Gebäudewirtschaft
Gerhard Schnitzer, (Leitung Abteilung Straßenbau)
Bgm. Walter Gohm

Preisgerichtssitzung: 12.05.2023

Preisgeld:
1. Preis € 13.000,–
2. Preis € 10.000,–
3. Preis € 6.000,–
Anerkennung € 3.000,–
Anerkennung € 3.000,–

 

 

Zukunftsorientiert

Architekturwettbewerb Neubau Bauhof Felsenau, Frastanz

Die Bauhöfe verstehen sich als Dienstleister für die landeseigenen Straßenmeiste­reien. Nur durch die regelmäßige und vorausschauende Wartung des Fuhrparks und sämtlicher Gerätschaften ist die betrieblich geforderte Ausfallssicherheit und Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit gewährleistet. Besonders im Winterdienst müssen die Bauhöfe für die Straßenmeistereien und externen Dienstleister, welche Zusatzgeräte des Landes verwenden, jederzeit erreichbar sein. Die Werkstätte bleibt hierfür in Bereitschaft und ermöglicht einen 24 Stunden Betrieb. Die zuletzt gehäuft auftretenden Unwetterereignisse und Katastropheneinsätze heben die Bedeutsamkeit dieser Einrichtungen hervor.

Straßenerhaltung

Beim Bauhof Felsenau handelt es sich um einen der zwei großen Landesbauhöfe innerhalb der Straßenerhaltung des Landes Vorarlberg. Als Alleinstellungsmerkmal des Bauhofes gilt das – im Vergleich zur Privatwirtschaft – breite und vielseitige Portfolio an betreuten Fahrzeugen und Gerätschaften.

  • PKW-Dienstwagen für die Bauhofleitung, Straßenmeister und Straßenmeisterassistenten
  • Verwaltungsfahrzeuge (Poolfahrzeuge des Landes Vorarlberg)
  • Fahrzeuge für den Betrieb der Werkstatt, den Bauhof und den Werksverkehr
  • Kleintransporter und Partiebusse (inkl. Aufbauten)
  • Kehrmaschinen
  • LKW mit Aufbauten; jeweils inkl. Zusatzgeräten für den Sommer- und Winterdienst
  • Groß- und Kleinschneefräsen
  • Radlader
  • Pflüge, Streuer für den Winterdienst (inkl. Verwendung durch externe Frächter)
  • Kleingeräte (Motorsägen, Laubbläser, …), diverse Anhänger, Baumaschinen (Walzen, Stampfer) uvm.

Hierfür bedarf es seitens des Bauhofpersonals bestausgebildeter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Berufszweigen. Zu den KFZ-Technikern, Schlossern und weiteren technischen Mitarbeitenden gesellen sich Verwaltungsangestellte, Hausmeister und Reinigungskräfte. Zudem wird eine hauseigene Kantine betrieben und Lehrlinge werden ausgebildet.

Bauliche Historie des bestehenden Bauhofs Felsenau

Der Bauhof Felsenau wurde im Wesentlichen in sieben Bauetappen zwischen 1947 und 1990 im Ortsteil Felsenau der Marktgemeinde Frastanz errichtet. Die erste Bau­etappe war das Betriebsgebäude I an der Fellengattner Straße. Die zweite Bauetappe, das Betriebsgebäude II, wurde bereits zwei Jahre später, im Jahr 1949 errichtet.
Der Bau der Betriebsgebäude III und IV, die als eine bauliche Einheit und in einem Zug errichtet wurden, erfolgte im Jahr 1950. Damit war der Bau des ursprünglichen Bauhofs, der des „Winkelgebäudes“, abgeschlossen. Diese drei Gebäude bilden bis heute eine bauliche und funktionelle Einheit.
Die nächste Erweiterung erfolgte mit der Bauetappe V, der Salz- und Garagenhalle, auf dem östlichen Grundstücksteil, sowie dem Bau der Wasch- und Schmierhalle im Norden im Jahre 1970.
1978 wurde im Westen des Bauhofareals das von Mag.arch Markus Ruhm geplante Verwaltungsgebäude errichtet, zudem folgten 1990 weitere Garagenhallen und Flugdächer.
Sämtliche auf dem Areal befindlichen baulichen Anlagen und Gebäude wurden – bis auf kleinere Adaptierungsmaßnahmen – nie einer grundlegenden Sanierung unterzogen und sind nun in die Jahre gekommen.

Der neue Bauhof Felsenau

Durch die Errichtung des „Stadttunnels Feldkirch“ entfällt ein Teilbereich des ursprünglichen Grundstückes, weil diese Flächen für die Bauabwicklung des Großprojektes benötigt werden. Auf dem verkleinerten und verbleibenden Baufeld soll nun ein neuer, zukunftsorientierter Bauhof für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter errichtet werden. Moderne LKW- und PKW- Werkstätten, eine Schlosserei und diverse weitere Nebenräume werden errichtet. Zudem wird – wie schon am bestehenden Standort vorhanden – eine Kantine für die Mitarbeitenden vorgesehen.

Das Land Vorarlberg bekennt sich zur ökologischen Nachhaltigkeit. Die Auftraggeberin verfolgt bei der Realisierung von Bauvorhaben die Minimierung des Massenstroms, der grauen Energie, des Treibhauspotenzials sowie des Schadstoff- und Chemikalieneinsatzes allgemein.
Zielsetzungen für den Neubau sind u. a. die Errichtung der Hülle in höchsten energetischen Standards, die Sicherstellung einer optimalen Tageslichtnutzung, der ausschließliche Einsatz erneuerbarer Energieträger sowie die Verwendung von ökologischen Baumaterialien.

 

 

Origineller Kunstgriff

1. Rang

Projekt 10
Cukrowicz Nachbaur
Architekten ZT GmbH
Bregenz; gegründet 1996
Bauingenieur: Merz Kley Partner, Dornbirn
www.cn-architekten.at

 

 

Jurybeurteilung
Mit einem gekonnt originellen Kunstgriff portioniert das Projekt das geforderte Raumprogramm in aneinandergereihte Bauwerke, ohne dabei die erforderliche Funktionalität einzuschränken. Es reagiert mit seiner Staffelung auf den Zuschnitt des Grundstückes und bildet gemeinsam mit dem Nebengebäude entlang der Felskante einen gut manipulierbaren Hof. Die Gliederung der Volumina nimmt auch Bezug auf die inneren Funktionen und ist klar, ganz ohne unnötige Spielereien. Trotz der Staffelung im Grundriss bleibt das Gebäude in seiner Höhe gleich, was ihm seine nötige Kraft belässt. Die Fassade ist nachvollziehbar und einfach, der Typologie eines solchen Baus entsprechend. Der Bauhof bleibt, was er ist und auch sein soll: ein klarer, funktionaler Betriebsbau.

 

 

Die Gliederung in einzelne Funktionsbereiche hat neben seiner äußeren Erscheinung auch hinsichtlich Orientierung und Differenzierung der unterschiedlichen Bereiche seine Vorteile, bietet Spielräume in der inneren Anordnung und Möglichkeit des leichten Weiterbauens und Weiterdenkens, falls Wachstum nötig wird. Die innere Organisation ist stringent. Die Hallen werden zum Teil zweigeschossig organisiert. Der Kopfbau mit den Räumen der Verwaltung und dem Speisesaal im Obergeschoss ist als solcher gut lesbar, ohne jedoch mehr sein zu wollen als ein Teil des Bauhofgebäudes. Die minimalistische Architektur wird als Teil der Natur und der Felswand gelesen. In diesem Kontext wird seitens der Jury eine Außenraumgestaltung Richtung Straße von großer Sorgfalt empfohlen.

 

 

Erläuterung der Architekten:
Die gesamte Materialisierung erfolgt aus robusten und nachhaltigen Werkstoffen, die horizontal gegliederten Fassaden im Wechselspiel aus geschlossenen und offenen Bereichen sind aus Holz oder Metall. Das Nebengebäude wird als Betondach in die Felsformation geschnitten. Das Untergeschoss und der hangseitige Unterstand sind in Stahlbeton konstruiert. Alle Bauteile über Bodenplatte sind reine Holzbauten. Der Kopfbau ist ein zweckmäßiger Geschossbau mit auf Holzrahmenwänden aufliegenden Flachdecken aus Brettsperrholzplatten.

 

 

 

2. Rang

Projekt 14
Baumschlager Hutter ZT GmbH
Dornbirn; gegründet 2010
www.baumschlagerhutter.com

 

 

Jurybeurteilung
Die Funktionsbereiche zeichnen sich architektonisch gekonnt durch Höhen- und Fassadenmodulationen nach außen ab. So wird aus der Notwendigkeit verschiedener Raumhöhen ein spannungsreiches, elegantes Volumen kreiert. Die Setzung des Baukörpers kommuniziert auf überzeugende Weise mit den Häusern jenseits der Straße. Die Großform fügt sich selbstbewusst in den Ort ein. Räumlich dominant ist die Felswand. Die vorgesehene Materialisierung in Beton und unbehandeltem Holz entspricht durch Langlebigkeit und Ressourcenschonung den Intentionen der Ausloberin. Leider wurden mehrere Flächenabweichungen festgestellt. Teilweise zu niedrige Raumhöhen trüben die Freude. Funktionell wichtige Raumproportionen werden nicht immer eingehalten.

 

 

3. Rang

Projekt 05
Johannes Kaufmann und Partner GmbH
Dornbirn; gegründet 2022
www.jkundp.at

 

 

Jurybeurteilung
Das Projekt zeigt sich als eine schlichte kompakte Box an der Straße, die kluge und geradlinige Funktionserfüllung signalisiert. Diese Erwartung wird auch im Inneren weitgehend erfüllt. Durch die klare Organisation der Arbeitsabläufe lässt sich eine hohe Praxistauglichkeit erwarten. Die räumliche Elastizität hält auch zukünftige veränderte Anforderungen aus. Ein hofseitig großzügig auskragendes Vordach erlaubt den witterungsgeschützten Wechsel von innen nach außen.

Die Anforderungen an das Ersatzteilelager werden leider weitgehend nicht eingehalten, der mehrfach geknickte schlauchartige Raum scheint für die Nutzer problematisch. Funktionell wichtige Raumproportionen  werden nicht eingehalten. Leider zeigen sich auch bei etlichen Räumen Flächenabweichungen. Die Weiterverwendung der bestehenden Waschhalle ist sympathisch, die Aufteilung Waschhalle / Waschplatz fragwürdig. Die Holzbauweise entspricht den ökologischen Intentionen der Ausloberin. Für den Ort reagiert die Gestaltung und Plastizität des Baukörpers zu wenig auf seine Umgebung.

 

 

 

Anerkennung

Projekt 06
Firm Architekten ZT GmbH
Lustenau; gegründet 2013
www.firm.ac

Jurybeurteilung
Verblüffend einfach gelöst – ein klarer, schlanker Baukörper, der sich selbstbewusst als funktionales Infrastrukturgebäude präsentiert, parallel geführt zur Straße. Trotz seiner beachtlichen, straßenbegleitenden Längenausdehnung von 80 Metern wirkt der Entwurf im Kontext verträglich. Ein massiver Sockel in Sichtbeton mit einer aufgesetzten Holzstruktur, welche die innere Tragstruktur nach außen hin lesbar werden lässt, strukturiert gekonnt die Dimension des Gebäudes und schafft eine angemessene Maßstäblichkeit. Im Inneren wird die Klarheit des Entwurfes fortgesetzt. Die Klarheit und Einfachheit des Beitrages fordert aber auch seinen Tribut: So werden geforderte Raumproportionen bzw. -größen nicht eingehalten und im Bereich der Hochspannungsleitung die maximal erlaubten Gebäudehöhen teilweise überschritten.

 

 

Anerkennung

Projekt 12
Lang Vonier Architekten ZT GmbH
Schruns; gegründet 2001
www.lang-vonier.com

 

 

Jurybeurteilung
Architektonisch gliedert sich das Volumen in einen massiven Sockel mit darüber liegendem, von der Straße nach hinten gesetztem Geschoss in Holz. Durch dieses Zurückversetzen des oberen Baukörpers versucht der Entwurf auf die Maßstäblichkeit der gegenüberliegenden Bebauung zu reagieren. Die auskragende, große Geste in Richtung Norden erscheint der Jury allerdings nicht angemessen und kann hinsichtlich der Nutzung und Typologie eines Bauhofes in dieser Form nicht nachvollzogen werden. Der unter der Auskragung liegende Eingangsbereich für die Mitarbeiter ist zwar großzügig und einladend, gerät jedoch mit der Anlieferung in Konflikt und degradiert diesen schlussendlich. Die Räumlichkeiten im Bereich des Bürotraktes inklusive großzügiger Terrasse Richtung Westen werden von der Jury positiv bewertet. Auch die stringente und damit flexible Anordnung im Werkstättenbereich wird positiv gesehen. Die Tiefgarageneinfahrt kommt teilweise in der zwingend freizuhaltenden Fläche zu liegen und könnte daher in dieser Form nicht zur Ausführung kommen.

 

Kategorie: Projekte