Kaffee macht schmal

15. Februar 2019 Mehr

Wenn man sich schmal macht, genügen 60 Zentimeter, um einen Kaffee zu trinken, Ellbogen angelegt, natürlich. Das dachten sich die Betreiber des kleinen Kaffeeshops in Curitiba, einer südbrasilianischen Stadt wohl auch und packten einen ganzen Laden auf nicht einmal 3 Quadratmetern in eine ultraschmale Lücke zwischen zwei Geschäften hinein. Das lokale Studio Boscardin Corsi lieferte das Design dazu.

 

the coffee brasilien

 

Ein Verkaufspult mit Abstellfläche schließt den Raum gegen die Straße hin ab. Ein illuminierter, weißer Kubus mit dem Logo des Ladens schwebt an der Fassade über dem Gehsteig, er ist nicht nur Werbeträger, sondern auch Schutz für die Kunden bei plötzlichen Regengüssen. Auf der Front englisch, seitlich auf japanisch verweist dieser Minimalismus auch auf den begrenzten Platzbedarf. Früher war es ein Abstellraum des Restaurants nebenan, aber Ana Carolina Boscardin und Edgard Corsi, Gründer des Designstudios erkannten das Potenzial. Aus dem kleinsten Raum wurde ein Geschäft. Verkauft werden hier nur Getränke und Snacks als To-go-Produkte. Die Kunden stehen vor dem Pult, nehmen ihren Kaffee und können sich auf den Bänken auf dem breiten Gehsteig niederlassen und genießen. In der Hektik unserer Zeit eine verständliche Lösung.

 

the coffee brasilien

 

Im Innenraum wiederholt sich das gestreifte Design der Außenfassade, allerdings in einem hellen Holz, das den Eindruck des kuriosen Raumangebotes etwas mildert, denn die Holzlamellen spielen auch mit dem Licht. Die Funktionalität im Inneren war die größte Herausforderung für die Architekten. Man entschied sich für einen möglichst großen Freiraum in der Mitte, sodass der/die Angestellte in einem kreisförmigen Ablauf alle Funktionen bedienen konnte. Ein L-förmiger Pult an der rechten Seite beherbergt die Kaffeemaschine und direkt daneben das Waschbecken. Lagerraum und Müll befinden sich unterhalb. Die Kaffeemaschine sollte deshalb seitlich stehen, damit der Barista nie dem Kunden den Rücken zukehren muss, sondern ihn immer im Gesichtsfeld behalten kann. Schwarze, zweifach faltbare Türen schließen den Shop, wenn er außer Betrieb ist, ab und machen sein Inneres unsichtbar.

 

Fotos:©Eduardo Macarios

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Kategorie: RETAILarchitektur