Reduktion auf das Wesentliche

17. Februar 2020 Mehr

Der Shop von Papier Tigre in Paris entspricht dem Zeitgeist: Reduktion, klare Strukturen, einfacher ist mehr! Die zeitgemäße Schreibwaren- und Bürobedarfsfirma hatte das Büro der Cent15 architecture mit der Renovierung des Lokals in der Rue des Filles du Calvaire in Marais beauftragt.

 

Papier Tigre in Paris Cent15 architecture

 

Entstanden sind ein Verkaufsraum, ein Bereich für speziell individualisierte Produkte und ein Arbeitsraum im hinteren Teil des Geschäftes. Ein anzustrebender Modulcharakter des Raumes war für die Architekten die Grundlage für den Entwurf. Die Produkte sollten durch einfache Materialien präsentiert und herausgehoben werden.

So sind die Displaymodule mobil für eine leichte Verteilung und Anpassung an zukünftige Bedürfnisse. Alles kann leicht neu arrangiert werden. Der freie Grundriss unterstützt die Zurschaustellung der in ihm gezeigten Produkte und angepasst an die leichte Neigung des Trottoirs erzeugt man so eine gewisse Dynamik. Die Passanten können durch die nun vergrößerten und beleuchteten Schaufenster sofort den Inhalt des Shops erkennen und auch die Grenzen zwischen innen und außen werden verwischt. Das Betreten des Ladens wird so erleichtert.

 

 

Drei Bereiche befinden sich innerhalb des Grundrisses, gleichzeitig unabhängig voneinander und doch durch eine einzige räumliche Inszenierung verbunden. Der erste Teil ist der Shop. Die Schreibwaren sind auf sechs mobilen Displays aus mattiertem Stahl in den Größen von 160 x 80 cm zur Schau gestellt. Im unteren Teil der Displays befindet sich jeweils ein verschließbarer Lagerraum. Im oberen Teil tragen die Glasfächer die Ware. Die Kabeltrassen für die Beleuchtung sind ein Meter tiefer als die Decke gehängt, so können einzelne Gegenstände akzentuiert beleuchtet und auch visuelle Effekte erzielt werden.

Der zweite Teil ist eher intimer, geschützter. Hier kann der Kunde seine eigenen Zusammenstellungen erledigen. Ein Kassenpult aus französischer Pinie verdeutlicht auch diesen Bereichswechsel und eine andere Raumnutzung, begleitet wird er durch eine Substruktur an der Decke aus gewellten, transluzenten Polyestertafeln, einem Recyclingmaterial. Die Atmosphäre ist hier beengter, die Materialien wärmer, das Licht diffuser und gedämpfter. Durch dieses Spiel mit Licht und Intensität schufen die Architekten eine Art Pufferzone zum dritten und hintersten Bereich: der Papierwerkstatt. Hier halten sich die Fachkräfte auf. Ein großer Raumteil ist durch eine zentrale Lichtkuppel im Hof dieses alten Pariser Hauses belichtet. Ein Vorhang aus flexiblen Plastikstreifen trennt die Werkstatt vom Laden und schafft gleichzeitig nicht nur optische Verbindungen zum Savoir-Faire des Betriebes. Diese Durchlässigkeit, die Öffnung des Shops zur Straße und die transversale Lesbarkeit der Architektur machen das Besondere dieses Projektes aus.

 

Fotos: Caudroy photography
Text: Peter Reischer

 

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Kategorie: RETAILarchitektur