stil bewusst sehen
Aschaffenburg, Heinsestraße 8. In der Mitte des offenen, weitläufigen Raumes eine knuffige Couch in rotem Samt, daneben ein lässiger Retrosessel, dazwischen ein luftiger Beistelltisch. Gleich gegenüber des Counters ein ausgesucht bestückter Barwagen. Dazu stilvoll ausgewählte Leuchten und grüne Pflanzen in naturbetonten Töpfen. Gerahmt wird dieses Gesamtkunstwerk von einer perfekt abgestimmten Komposition aus kräftigen Farbtönen. Was auf den ersten Blick wie ein eleganter Concept Store erscheint, ist „nur“ ein Optikgeschäft. Dabei spiegelt sich der Name „Bartels – stil bewusst sehen“ eins zu eins in der Innenraumgestaltung von Stephanie Thatenhorst wider.
„Das richtige Farbkonzept gibt eindeutig den Ton vor. Ich liebe starke Farben und den selbstbewussten Einsatz verschiedenster Materialien – gerade, wenn es um die Gestaltung von Verkaufsflächen geht“, erklärt die Innenarchitektin. Während Thatenhorst die direkte Beleuchtung gezielt einsetzt, um die Verkaufsobjekte in Szene zu setzen, kommt die indirekte Beleuchtung zum Tragen, wenn es darum geht, einen Shop nahbar und wohnlich zu gestalten. Funktionalität und den gewünschten Look unter einen Hut zu bekommen – darin besteht die größte Herausforderung für die Architektin: „Oft wird beim Verkaufsdesign auf wohnliche Aspekte wie Textilien, Teppiche oder Akzentleuchten verzichtet – was ich absolut falsch finde. Bei dem Projekt Bartels Optik konnten wir beides vereinen: eine angenehme Atmosphäre mit stilvoller Produktpräsentation.“
Die farbenfrohe, kontrastreiche Raumwelt setzt auf eine Kombination von grafischen Mustern für Stoffe und Fliesen sowie gezielt positionierte Vorhänge und Teppiche, um den Raum zu zonieren. Der Boden aus Sichtbeton schafft den balancierten Ausgleich zur eher warmen Wohnzimmeratmosphäre und vermittelt eine gewisse Coolness und Eleganz, die ganz der effektvollen Inszenierung der Brillen dient.
Der Grundriss ist konzeptionell an eine Wohnung angelehnt und dementsprechend in verschiedene „Wohnbereiche“ – wie Lounge-Ecke, Kaffeetresen oder Separee – aufgeteilt, wobei verschiedene Zonen ineinanderfließen dürfen. Große Auflageteppiche und gemütliche Polstermöbel sorgen nicht nur für ein Gefühl der Privatsphäre und Geborgenheit, sondern schaffen auch eine angenehme Akustik. Auf diese Weise ergeben sich ganz natürlich intime Bereiche zur individuellen Beratung der Kunden. Als besonderes Highlight ist der Werkstattbereich so angelegt, dass er für den Kunden gut einsehbar ist und das filigrane Handwerk nebenbei mitverfolgt werden kann.
Die Brillen selbst werden auf farbigen, simplen Metallregalen präsentiert. Einfache, geometrische Boards dienen zusätzlich dem Verstauen der Brillen, die in großen Schubladen gelagert werden. Beim Testen der Brillen können sich die Kunden in von der Decke abgehängten Spiegeln in geometrischen Formen betrachten. Gerade bei der Möblierung von Verkaufsflächen liegt für Thatenhorst eine individuell gestaltete Einbaulösung nahe: „Die sollte aber unbedingt durch weitere Produkte ergänzt werden – der Mix macht es!“
Text: Linda Pezzei
Fotos: Stefan Grau
Kategorie: Projekte, RETAILarchitektur