Cave House Villarubia
Das Höhlenhaus.
Cave House / Villarrubia / Andrés Moreno, Manuel Murillo
Die Höhlen von Altamira mit den berühmten, historischen Felszeichnungen sind zwar weiter nördlich in Spanien, an der Küste im Golf von Biskaya gelegen, aber in diesem Feriendomizil im im Süden Spaniens, Provinz Córdoba, sind schon gewisse Anklänge zu finden.
Es liegt am Fuß der Sierra Morena in einem ehemaligen, längst aufgelassenen Kalksteinbruch und wurde vom Büro UMMOestudio, von Andrés Moreno und Manuel Murillo in den heutigen Zustand gebracht. Archäologen, welche die Stelle besuchten, stellten fest, dass der Steinbruch wohl schon in römischen Zeiten genutzt wurde, aber auch die Araber sollen dort das Material für die palastartige Stadt Medinat al-Zahra und das Haus des Kalifen Ar-Rumaniya (beides im 10. Jahrhundert) gewonnen haben. Im 19. und 20. Jahrhundert war es ein Teil eines landwirtschaftlichen Betriebes und in den Felslöchern waren Schafe, Kühe und andere Tiere untergestellt.
Heute befindet sich in den ursprünglichen Stallungen und Höhlen ein durchaus attraktives Wohngebäude. Es kann als Feriendomizil gebucht werden, ist also nicht dauernd bewohnt. Die Anlage nutzt geschickt die geologischen Formationen und Geländeebenen der Umgebung aus, um teils im Felsen verborgen, teils ins Freie ragende plastische Architekturerlebnisse zu bieten. Im Inneren ein eher an Troglodytenbehausungen erinnerndes Raumgefühl, aber immer mit Komfort und zeitgemäßer Eleganz vermischt. Von außen erinnert die Architektur an die sogenannte „anonyme Architektur“ der Mittelmeerinseln. Weiße, gekalkte Mauerteile wie Kulissen im Kontrast zu den Felsen des Steinbruchs. Nach dem Anblick dieser exakten Formen sind die rohen Felswände im Inneren umso überraschender.
Sowohl die Felswände, wie auch die existierenden Mauern waren von guter Qualität, bedurften nur geringer Ausbesserungen. Deshalb beschlossen die Planer, ihren Entwurf auf die fließenden Bewegungen der natürlichen Grenzen und auf den Dialog zwischen
Alt und Neu zu konzentrieren. Zwischen den vorgefundenen Gegebenheiten und der neuen Architektur herrscht eher eine respektvolle Position der Annäherung, als der direkte Kontakt. Neu hineingestellte Wände sind unter Rücksichtnahme auf die tektonischen Realitäten gesetzt, zum Beispiel als Trennung von Bad und Schlafbereich. Saubere und klare Räume entstanden, die Verwendung von Steinmaterial auf den Fußböden, Beton und Marmor, die Glasöffnungen gegen den Süden, um natürliches Licht einzulassen und die handgefertigten Möbel aus Holz geben dieser Höhlenarchitektur ein gewisses Etwas und eine warme Atmosphäre. Alle Räume sind natürlich belichtet und die großen, einfachen Fenster ohne jegliche Teilungen erinnern an den „Lochcharakter“ der Höhle.
Da macht es gar nichts, dass keine Heizung vorhanden ist, denn im Sommer ist sie in Spanien wirklich nicht nötig. Dadurch, dass die Räume im Felsen geschützt sind, steigen die Innentemperaturen nie über eine erträgliche Grenze an. Der Fels wirkt wie eine Klimaanlage, das wussten wohl auch die früheren Benutzer. Eine ca. 3.000 m2 große Gartenfläche gehört zu dem Anwesen dazu.
Cave House
Villarrubia, Spanien
Bauherr: Pilar del Pino
Planung: UMMOestudio Andrés Moreno, Manuel Murillo
Statik: UMMOestudio
Grundstücksfläche: 3.000 m2
Bebaute Fläche: 104,50 m2
Nutzfläche: 73,34 m2
Planungsbeginn: 2010
Bauzeit: 4 Monat
Baukosten: 93.590 Euro
Text: Peter Reischer
Fotos: ©David Vico