Havre 77 von Francisco Pardo in Mexico City
Die Colonia Juarez in Mexico City ist eine der bekannteren Nachbarschaften in der Stadt. Sie liegt zwischen dem historischen Stadtzentrum und dem Chapultepec Park und hier findet man eine ganze Reihe architektonischer Stile aus dem 19. und 20. Jahrhundert, vom Barock des Louis XIII, Art déco bis in die heutige Zeit. An der Paseo de la Reforma und der Havre-Straße ist ein richtiger Architekturmix zu finden.
Hier hat Architekt Francisco Pardo in Zusammenarbeit mit Architekt Julio Amezcua ein verfallenes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert zu neuem Leben erweckt und damit auch die unmittelbare Nachbarschaft von Mexico City belebt.
Mit der Bezeichnung Havre 77 – das ist auch die genaue Adresse – ist das Projekt Teil eines Verdichtungs- und Erneuerungsprozesses, welcher tief in das urbane Gefüge der Stadt eingreift. Auch Teil eines größeren Regenerierungsprogrammes der Stadt, das den heute geschäftigen Bezirk betrifft: Um 1900 war es der exklusivste Teil der Stadt, dann wurde er vom Bürgerkrieg und 1957 bzw. 1985 von verheerenden Erdbeben zerstört und blieb es für zirka 50 Jahre.
Die Architektur aus dem 19. Jahrhundert, einst der Wohnsitz einer großbürgerlichen Familie, ist von den Architekten radikal in ein Gebäude mit Mischnutzung, Büros, Gemeinschaftsbereiche und ein französisches wie auch ein japanisches Lokal transformiert worden. Gleich einer Prothese für einen menschlichen Körper umfasst eine neue Stahl-Glas-Betonstruktur die zwei Obergeschosse des ehemaligen Ziegelbauwerkes. Ein weiterer Zubau findet sich an der rückwärtigen Hausseite im Hof. Während hier die verschiedenen Epochen durch verschiedene Sprachen abgebildet werden, integriert sich das gesamte Gebäude mit seinen Neuerungen in die Umgebung und erscheint wie zwei Seiten ein und derselben Münze. Es ist nicht nur eine Restaurierung, es ist ein Eingriff, der auch die DNA der Nachbarschaft verändert und auf die heutigen sozialen Bedürfnisse reagiert. Indem neuer Lebenssaft in ein verwahrlostes Haus eingeflößt wird, öffnet sich Havre 77 zur Straße hin und bezieht die Öffentlichkeit durch einen kleinen zwischengelagerten, südlich gelegenen Platz mit ein. Damit verstärkt das Projekt die Beziehungen mit dem urbanen Raum und heilt auch ein bisschen die Frakturen in der städtischen Textur.
Fotos: © Diana Arnau