Insektenarchitektur
Im Garten einer ehemaligen Tabakfabrik in Alicante, Spanien liegt ein ‚Insekt‘. Es ist begehbar, hat Kopf, Körper und Schwanz und ist nach dem Prinzip der Zikade aufgebaut. So zumindest sieht es das form- und designgebende Architekturbüro Tomás Amat Estudio.
Die Konstruktion, die für die Stadt als neuer Begegnungsort, als Treffpunkt und Kommunikationsraum gedacht, ist – literarisch gesehen – ein Insekt, das sich in einen Garten gesetzt hat. Die Idee war, etwas angepasst an die Natur und Umgebung, aber für die Stadt zu schaffen. Es ging nicht darum, einfach ein Café zu kreieren, sondern eine Verbindung von Umraum und kulturellem Environment zu ermöglichen.
Die Architektur hat die Fähigkeit, sich an die momentanen Anforderungen anzupassen. Durch eine teleskopartige Verlängerung kann man den Innenraum von 74 auf 128 m2
vergrößern. Jeder der drei Teile (Kopf, Haupt oder Schwanz) ist autonom, aber formt gleichzeitig ein homogenes Ganzes. Der Designprozess, die Materialität, Geometrie, Funktionalität und der Gebrauch –alle haben verschiedene Notwendigkeiten und bilden somit selbstständige Erscheinungsformen in der Außenansicht.
Die Struktur basiert auf einem Metall-skelett, das als perfekte Analogie zu Kiemen oder Schuppen gedeutet werden kann. Für den Kopf haben die Architekten das Hightec-Material Acrylstein in schneeweiß gewählt. Es kann mit thermoplastischen Verfahren und CNC bearbeitet werden und bringt die unendlichen Variationen des Lichtes zur Geltung. Hier stehen 74 m2 für die technischen Einrichtungen des Gebäudes zur Verfügung: Küche, Lager, Kühlraum und alles, was nicht gesehen werden soll.
Im Mittelteil sind 65 m2 Fläche für Ausstellungen und einen Wintergarten vorhanden. Schließlich ist der Schwanz des Tieres eine 45 Meter lange Holzkonstruktion des Künstlers Manolo Garcia. Sie bringt den Benutzer/Besucher geografisch in die Region, in der Zikaden leben, in die Natur, den Garten eben.
Fotos: ©David Fruto