Intesa Sanpaolo Office Building
Urbanes Glashaus.
Intesa Sanpaolo Office Building / Turin / Renzo Piano Building Workshop
Das Projekt des neuen Hauptquartiers Intesa Sanpaolo (eines der größten italienischen Kreditinstitute) in Turin ist von keinem Geringeren, als von Architekt Renzo Piano (sein Büro firmiert unter: Renzo Piano Building Workshop) entworfen worden. Der Skyscraper, der sicherlich ein architektonisches Wahrzeichen für Turin werden wird, ist ein soziales Umweltlabor und ein urbanes Projekt, das sich aufgrund seines diskreten Charmes mit der Stadt und ihren Bewohnern verbindet.
Situiert ist es an der Ecke des historischen Stadtzentrums, in der Nähe des Bahnhofs Porta Susa, an der Kreuzung der Corso Inghilterra mit der Corso Vittorio Emanuele II. Es stellt das Zentrum einer außergewöhnlichen Häufung von öffentlichen Angeboten und Möglichkeiten im Rahmen einer wichtigen, strategischen Zone der Stadt dar. Der an den Turm angrenzende Garten – Giardino Nicola Grosa – wurde erneuert und in eine Spielfläche verwandelt. Mit verschieden hohen Bäumen, Wiesen und nachbarschaftlichen Gemeinschaftsfunktionen. Der Zugang zum Garten erfolgt vom Corso Inghilterra her über eine öffentliche Galerie, die die Eingangshalle auf Erdgeschossebene durchkreuzt.
Der Turm selbst ist 166 Meter hoch und gliedert sich in drei unterirdische Ebenen für Parkplätze, eine für Wirtschaftsräume und einen tief liegenden Garten, um welchen sich die Restaurants und der Kindergarten für die Mitarbeiter gruppieren. Oberirdisch befinden sich auf 26 Geschossen die Büroräumlichkeiten und ein Geschoss ist dem Sport und der Gymnastik gewidmet. Hier befinden sich auch für die Allgemeinheit zugängliche Bereiche.
Zwei Bereiche des Turms sind prädestiniert, seine öffentliche, urbane Bestimmung erkennen zu lassen: Der untere der beiden ist der flexible Mehrzweck-Konferenzraum – er kann auch in eine Ausstellungshalle verwandelt werden. Dank beweglicher Wände und Ebenen und einer variablen Akustik ist er gleichermaßen für Konzerte wie Performances geeignet. Er hat ein Fassungsvermögen für 364 Personen. Weiter oben begrüßt ein bioklimatisches Glashaus, natürlich belüftet, das städtische Publikum. Die Besucher können also drei Ebenen benutzen: ein Restaurant mit Garten, die Ausstellungshalle und die Dachterrasse.
Gegen Westen und Osten besteht das Rückgrat des Gebäudes aus Aufzügen und Stiegenhäusern. Sie sind bestimmendes Element des Designs der Fassaden. Zum Süden hin beinhaltet das, die Geschosse verbindende, Stiegenhaus einen vertikalen Wintergarten, in dem Kletterpflanzen und steuerbare, motorisierte Verschattungselemente den Lichteinfall regulieren und filtern.
Die Architektur ist das Resultat einer Studie, welche die umgebende Natur, die Ressourcen von Wasser, Luft und Sonnenlicht miteinbezieht und den kompletten Verbrauch reguliert. Das Grundwasser wird zur Kühlung der Büroräume benutzt. Sonnenenergie wird von Fotovoltaikpaneelen an der gesamten Südfassade eingefangen. Die Raumhöhe der Büros beträgt 3,20 Meter und alle haben eine optimierte, indirekte Belichtung.
Besondere Aufmerksamkeit hat man auf die Arbeitsumgebungen der Mitarbeiter gerichtet: Raumqualität, Beleuchtung und thermaler Komfort. Eine doppelte Glasfassade ermöglicht es, den Wärmeverlust während der Wintermonate zu begrenzen. Diese Temperaturkontrolle steht in einer direkten Verbindung mit dem Hitzeeintrag durch ein System von Öffnungen und solaren Filtern mittels motorgesteuerter Blenden – sie kontrollieren Blendung und Beleuchtung für die Raumnutzer im Arbeitsbereich.
Im Sommer wird während der Nacht die kühle Luft in das Gebäude geleitet, und zwar durch die Hohlräume in den doppelten Stahlbetondecken. Diese absorbieren die Kühle und geben sie während der Tagstunden an den Innenraum ab. Das Ganze wird über Sensoren, die mit einem hoch entwickelten BMS (Building Management System) verbunden sind, gesteuert.
Vor den schneebedeckten Bergen, die die Hintergrundkulisse Turins bilden, ruft dieser Skyscraper mit seinen glänzenden Materialien – vor allem im oberen Teil des Bauwerkes (Glas, lackiertes Aluminium, Spiegelglas) – den Anschein einer gewissen Immaterialität, einer Auflösung hervor. Dieser Eindruck verändert sich auch im Lauf des Tages und der Jahreszeit, je nach Lichteinfall.
Intesa Sanpaolo Office Building
Turin, Italien
Bauherr: Intesa Sanpaolo
Planung: Renzo Piano Building Workshop, architects
Mitarbeiter: P. Vincent, W. Matthews, C. Pilara mit J. Carter, T. Nguyên,
T. Sahlmann and V. Delfaud, A. Amakasu; O. & A. Doizy (Modelle)
Grundstücksfläche: 6.800 m2
Nutzfläche: 110.000 m²
Geschossfläche: 1.800 m2
Planungsbeginn: 2006
Bauzeit: 2009- 2015
Fertigstellung: 04/2015
Fotos: ©Enrico Cano
Text: Peter Reischer