MADE Flagship Stores, Soho

11. Mai 2016 Mehr

Digital und real Shoppen.
Shopping beginnt bereits beim Schaufenster – das ist eine altbekannte Weisheit. Nach diesem Prinzip ist die neue Gestaltung des MADE Flagship Stores in Soho, London designed. Das Erlebnis beginnt dort schon beim ersten Anblick der äußeren Fenster in einer der geschäftigsten Einkaufsstraßen Europas. Statt Produkte hinter der Scheibe auszustellen, wird die Glasfläche zu einer Präsentation der Produkte in einer komplexen, temporären Installation. Dadurch wird in einer Straße, in der jedes der unzähligen Geschäfte um die Aufmerksamkeit des Passanten heischt, ein unerwarteter Aspekt eingebracht, eine Idee, die vom herkömmlichen Display-Format wegführt.

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Das den Neuentwurf gestaltende Bureau de Change Architects füllte die zehn Schaufenster mit fast 40.000 hohlen, durchsichtigen Plastikrohren und erzeugten so ein dreidimensionales „Nadelbild“. Es entspricht einem der zeichenhaftesten Möbelstücke von MADE im Inneren des Showrooms. Man bekommt so immer noch einen Eindruck des Produktes, aber fesselnder, direkter und ein bisschen irritierender.
m Inneren vermischt das Design physische, materielle Gegenstände mit Projektionen in Lebensgröße in einer Serie von bühnenbildähnlichen Inszenierungen. Die Besucher werden durch ein Netzwerk von weißen Wänden geleitet – diese sind wie die Seiten eines Buches aufgeblättert und schräg gestellt (damit wird auch eine Referenz an die literarische Geschichte des Ladens in der Charing Cross Road erzielt). Diese Wände bieten einen klaren Hintergrund für die Möbelstücke und sind gleichzeitig auch die Fläche, auf die Bilder projiziert werden können. Die Verwendung von großformatigen Projektionen bedeutet auch, dass ein einzelner Raum – je nach Anforderung – für wechselnde Darstellungen verwendet werden kann. Für die Kunden bedeutet das, den vollen Produktkatalog sehen zu können, ohne sich in einem Lagerraum, groß wie ein Hangar, bewegen zu müssen. Das vermeidet auch kostenintensive Logistik. Kunden werden mit Tablets ausgestattet, mittels derer sie weitere Informationen über die gerade gesehenen (projizierten) Stücke finden und aufrufen können. Für den Betreiber ist es die Lösung auf die Herausforderung, in einem wirklichen Raum die Variationen des Internets und der Webseiten in Zeiten der Digitalisierung und Vernetzung trotzdem darstellen zu können.

Neben diesem digitalen Experiment ist natürlich eine ausreichende Anzahl von realen Einrichtungsgegenständen vorhanden, an Hand derer die Kunden Materialien, Haptik, Stoffe und Größenmaßstäbe etc. betrachten können. So werden dann die Kaufentscheidungen getroffen. Das Lokal wurde mit einem sehr knappen Budget und Zeitrahmen eingerichtet, aber die Architekten brachten eine Menge neuer Ideen und Flair in den ehemaligen, abgewirtschafteten Buchladen, der hier früher war. Mit diesem Projekt haben sie auch 2015 den World Interior News Award für die beste Großverkaufsfläche gewonnen.

Fotos: ©Eliot Postma

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Kategorie: News, RETAILarchitektur