Minamisoma City Fire Department Disaster Control Center

17. Oktober 2016 Mehr

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Minamisoma City Fire Department Disaster Control Center / Tetsuo Kobori Architects + Nagayama Architect Office

Das Erdbeben und der darauffolgende Tsunami im Jahr 2011 im Osten Japans haben die Stadt Minamisoma schwer getroffen. Unter anderem war das Gebäude der Feuerwache der Stadt großteils zerstört und musste wiederaufgebaut werden. Aufgrund der Wirren und Probleme in der Zeit nach dem Erdbeben dauerte es drei Jahre von den ersten schematischen Skizzen bis zur Vollendung der Architektur.

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Entworfen und erbaut wurde das Gebäude von Tetsuo Kobori Architects + Nagayama Architect Office. Es war der erste wiederaufgebaute Bau in Minamisoma und er kombiniert die Funktionen einer Feuerwache mit den Bedürfnissen einer überregionalen Zentrale zur Feuerbekämpfung und einer Erinnerungs- und Lehrstätte. Neben dem Brandschutz ist in Japan die Feuerwehr auch für Erdbeben, Überschwemmungen, Katastrophenschutz aus atomaren, biologischen und chemischen Risiken und für medizinische Notfälle zuständig.

Japan ist ein Land, das sich sehr aktiv mit seiner jüngeren Geschichte und auch der Aufarbeitung von Katastrophen auseinandersetzt. Das konnte man auch bei der Architekturbiennale in Venedig im japanischen Pavillon bemerken.
Aber zurück zum hier beschriebenen Projekt: In der Stadt Minamisoma ist die Trauer um die vielen Verluste und Opfer auch heute noch groß und man hofft, dass das Zentrum ein Ort der Hoffnung und Zuversicht in der von der Katastrophe betroffenen Region werden wird. Zukünftig wird es jedenfalls eine große Rolle in der Feuerbekämpfung, im Katastrophenschutz, bei der Ersten Hilfe im Notfall aber auch in der Unterstützung bei der präventiven Erziehung der Bevölkerung spielen.

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Der Raum, der diese Funktionen in der Architektur verbinden soll, ist als symbolische Struktur von den Planern herausgearbeitet worden: Ein drei Geschoss hohes Loch wie ein unförmiges Atrium, das als Übungszone für vorbeugende Katastrophenübungen der Bevölkerung dienen soll. Die räumliche Konfiguration versinnbildlicht sich in einer organischen Spirale mit Oberlicht. Die intuitive Aufwärtsbewegung des Raumes soll auch Einfluss auf die Emotionen und Bewegungsorientierung der Anwesenden nehmen.

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Das Oberlicht wurde aus 50 Millimeter Flacheisen konstruiert, soll Leichtigkeit und Transparenz vermitteln und auch das Naturlicht bis in die unteren Etagen strömen lassen. Die Stahlkonstruktion betont die Friedlichkeit und den Ernst der Innenraumatmosphäre. Von allen drei Ebenen der Architektur ist dieses Atrium einsehbar. Ein Schwerkraft-Lüftungssystem mit Unterstützung der Windkraft wurde installiert, um auch eine komfortable Durchlüftung des restlichen Gebäudes zu gewährleisten. Das Prinzip ist während der Entwurfsphasen getestet und simuliert worden.

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In dieser Katastrophenschutz-Ausbildungszone ist auch ein Ausstellungsbereich eingeplant. Da dieser Bereich mit der nach oben strebenden Richtung des Atriumloches verbunden ist, hat man ihn in drei Zonen gegliedert: Die Vergangenheit, die man nicht vergessen soll; die Gegenwart und die Zukunft, die wieder hergestellt werden sollen. Im Raum ist auch die tatsächliche Höhe des damaligen Tsunamis dreidimensional dargestellt.

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Die Handläufe, die von der ersten Ebene bis zur dritten gehen, haben verschiedene Höhen. So wird ganz bewusst die Sichtrichtung – je nach Aufenthaltsort – abgelenkt und verändert. Die Ausstellungswände zeigen nur das, was unbedingt gezeigt werden muss: Fotos von den Einsätzen während der Katastrophe, Botschaften der Anteilnahme aus der ganzen Welt, Geräte und Mannschaften im Einsatz – alles wird durch Glasscheiben betrachtet. So soll den Bürgern, durch öfter wechselnde Ausstellungen und die Darstellung der täglichen Arbeit der Feuerbrigade sowie Bilder des Unglückes, klar die Notwendigkeit des Katastrophenschutzes vor Augen geführt werden.

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Die Farbe der äußeren Fassade kontrastiert stark mit den Innenräumen und deren Atmosphäre. Das Dunkel der Außenansicht beklagt den Verlust der Menschen und erinnert an die Tragödie, das Innere gibt Hoffnung und Zuversicht. Die äußere Form und das Design sind eher düster, eher nachdenklich. Gleichzeitig gibt sie den Einwohnern das Gefühl, jetzt beschützt zu sein.

Minamisoma City Fire Department Disaster Control Center
Minamisoma City, Japan
Bauherr: Minamisoma City
Planung: Tetsuo Kobori Architects + Nagayama Architect Office
Statik: ARUP
Grundstücksfläche: 2.751,68 m2
Bebaute Fläche: 1.198,62 m2
Nutzfläche: 5.049,69 m2
Planungsbeginn: 01/2012
Bauzeit: 03/2013 – 04/2015
Fertigstellung: 04/2015

Fotos: ©Shin Photo Work, Takahiro Arai

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Kategorie: News, Projekte