Parken als Kunst

4. April 2017 Mehr

Chesapeake Car Park 4 / Oklahoma City / Elliott + Associates Architects

Schon im Jahr 2012 haben die Elliot + Associates Architects eine Parkgarage in Oklahoma City errichtet, das war Chesapeake Car Park 1. Zwei weitere folgten und alle vier gehorchen denselben Gestaltungsprinzipien. Sie sind hell, freundlich, farbig, luftig und angenehm für die Nutzer. Alle vier Projekte sind bereits mit diversen Preisen ausgezeichnet worden.

 

Parkgaragen sind ein funktionales Muss in der heutigen Zeit und sie werden von den meisten Menschen als genau das Gegenteil von Kunst empfunden. Sie stinken nach Öl, strahlen eine Atmosphäre der Unsicherheit aus, Überwachungskameras sind omnipräsent. Parkgaragen dienen allein dem zeitweiligen Verstauen der unvermeidlichen Autos. Alle benutzen sie und die Erfahrungen mit diesen Orten sind meist nicht großartig.

 

Chesapeake Car Park

 
Die Elliott+ Associates Architects hatten einen genialen Auftraggeber in der Firma Chesapeake Energy und deren CEO Aubrey McClendon für diesen Car Park. Sie begannen den Entwurf und die Aufgabe mit einer neuen Wortschöpfung: „Car Park“ statt „Parking Garage“. Dann versuchten sie alles einfach anders als üblich zu machen. Sie legten den Fokus ihrer Aufmerksamkeit auf Funktionalität, Sicherheit und eine Persönlichkeit des Car Parks. Sie kreierten Grußbotschaften für ankommende und wegfahrende Nutzer, verwendeten Musik in den Räumen, Licht und persönliche Hinweise. Da sich die Car Parks alle in der Nähe des Firmencampus befinden, musste auch eine Kompatibilität der Architektur mit der Firmenkultur und den Erwartungen der Menschen gegeben sein. Der Umgang mit Farben, Materialien und Proportionen musste in Beziehung zu anderen Gebäuden sehr sensibel erfolgen. Deshalb sind das nahe gelegene Firmengebäude 15 und der Car Park 4 als gepaarte Strukturen entwickelt. Die vertikalen, weißen Aluminiumlamellen liefern ein anmutiges, texturiertes Profil und erlauben es, dass je nach Sichtpunkt ein halbtransparentes oder opakes Bild des Gebäudes entsteht. Bei Tag werden die darin geparkten Autos verborgen und in der Nacht wird das Innere des Objektes sichtbar. Die Strukturen der Architektur werden durch den Schimmer der Beleuchtung spürbar.

 

Chesapeake Car Park

 

Das Gebäude hat 50.836 m2 Nutzfläche und bietet Parkraum für 1.465 Autos. Der Zugang zum Gebäude erfolgt für Autofahrer und Fußgänger mittels einer Chipkarte, im Inneren sind überall Sicherheits- und Notrufstellen positioniert. Die statische Konstruktion besteht aus Stahlbetonsäulen und vorgespannten Stahlbetonträgern und -decken. Die Außenhaut besteht aus 6 mm dicken Aluminiumlamellen und wird über den Fußgängerbereichen und Einfahrtsbereichen von transparenten Polykarbonatplatten abgelöst. Ausschlaggebend für das Design waren unter anderem die Sicherheitsgedanken. Das Naturlicht im Inneren sowie die künstliche Außenbeleuchtung zielen beide darauf ab, Kriminalität zu vermeiden.

Wer sich schon einmal in einer Parkgarage auf der verzweifelten Suche nach seinem eigenen, irgendwo in den Ebenen geparkten Wagen befunden hat, wird das Farb- und Lichtsystem des Chesapeake Car Park 4 besonders schätzen. Visuelle und erinnerbare Merkmale sind notwendig, um die Orientierung in solchen Gebäuden zu behalten. Die Aufzüge sind ganz absichtlich an der Außenseite positioniert – in diesem Fall zum Chesapeake Campus gerichtet – und sie haben Fenster, sodass die Besucher visuell die Verbindung zwischen Garage und Bestimmungsort überblicken und kontrollieren können. Das bringt auch ein bisschen Charme und Spaß in das Parkgeschehen. Natürlich gibt es auch ein anschließendes Stiegenhaus, wenn jemand lieber zu Fuß gehen möchte. Im Stiegenhaus ist dieselbe, farbig fluoreszierende Beleuchtung wie auf den einzelnen Ebenen gewählt, so kann der Nutzer jederzeit seinen Standort kontrollieren. Vom Stiegenhaus aus führt die gleiche Lichtfarbe hinein in die Parkflächen. Die äußere Glaswand bietet einen Windschutz. Im siebten Stock, am Dach, dominiert Magenta die Optik – diese Farbe ist bereits aus vier Kilometer südlicher Entfernung zu sehen. Ein deutliches Signal mit Leuchtturmwirkung. In der Mitte des rechteckigen Grundrisses ist ein schmales, über alle Geschosse reichendes Atrium situiert. Es dient zur Luftzirkulation und hier verwandelt kaltes Kathodenlicht die Architektur zur Plastik, zur Kunst. Die das Atrium begrenzenden Säulen sind über Dach hochgeführt und bilden hier eine Kolonnade.

 

Chesapeake Car Park

Man kann bei diesem Projekt sehr gut erkennen, wie der spärliche aber gezielte und überlegte Einsatz von farbigem Licht eine Aufwertung der funktionalen Architektur bewirkt.

 

Wenn man sich nächtens vom Campus her nähert, bietet sich ein ziemlich eindrucksvolles farbiges Spektakel. Durch die Metalllamellen hindurch glüht jedes Geschoss in einer eigenen Farbe, wie in einem Bienenstock. Bei Tag drängen sich optisch die knallgelben Ein- und Ausfahrtstore in den Vordergrund und der Bau erscheint in Weiß. Um die Tore herum verbirgt ein architektonischer Schleier aus Aluminiumlamellen und Glasscheiben die Stahlbeton-struktur. Im Nordosten deutet die Gebäudeecke eine Öffnung über die Straße hinweg an, die Lamellen-struktur öffnet und schließt sich im Vorbeigehen. So wird die Verbindung zum Nachbargrundstück und -gebäude hergestellt. Die Ausgänge bei den Liften und Stiegenhäusern an den vier Ecken sind in jeweils unterschiedlichen Farben markiert, damit die Nutzer ihren richtigen Eingang immer leicht und schnell finden können.

 

 
Chesapeake Car Park 4
Oklahoma City, USA

Bauherr: Chesapeake Energy Corporation
Planung: Elliott + Associates Architects
Statik: Walker Parking Consultants

Nutzfläche: 547.192 m2
Planungsbeginn: 2010
Bauzeit: 2 Jahre
Fertigstellung: 2015

 

Text: Peter Reischer

Fotos: © Scott McDonald, Hedrich Blessing Photographers

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Kategorie: News, Projekte