Unter Gottes Kupferdach- Suvela Chapel

13. April 2017 Mehr

Unter Gottes Kupferdach

Suvela Chapel / Espoo / Arch. Anssi Lassila – OOPEAA Office for Peripheral Architecture

 

Aufgrund der langen, kalten und eher dunklen Winter in Finnland spielen öffentliche Innenräume für Versammlungszwecke eine große Rolle im Leben der Menschen. Öffentliche Gebäude wie Schulen, Bibliotheken, Kirchen und Kapellen bieten deshalb ihre Räumlichkeiten für alle an. Dieses zur Verfügung stellen von Bereichen für die Allgemeinheit, Orte, an denen die Menschen sich treffen und austauschen können, ist eine tief verwurzelte, kulturelle Tradition in Finnland. Die Gebäude dienen als Plattform für eine Vielzahl von der Bevölkerung initiierter Aktivitäten. Es findet ein Ideenaustausch, Zusammenarbeit und auch einfach nur Freude und Spaß am Zusammenleben statt. Die Architekturen sind immer dermaßen gestaltet, dass sie Plätze, Räume und Areale anbieten, in denen die lokalen Gemeinschaften Treffen und Veranstaltungen abhalten können. Und zwar im Alltag wie auch zu festgesetzten Gelegenheiten.

 

Suvela Chapel

Die Suvela Kapelle von OOPEAA Office for Peripheral Architecture in Espoo, Finnland, ist eines der Projekte der Shortlist für den Mies van der Rohe Award 2017. Sie war auch schon unter den letzten vier Kandidaten für den Finlandia Prize in Architecture 2016 und hat Bronze beim American Architecture Prize 2016 errungen.

 

Die Suvela Kapelle in Espoo, einem Bezirk von Helsinki, ist ein Teil eben dieser Tradition, in der die Architektur von Kirchengebäuden und Kapellen ein Rahmenwerk für eine Vielzahl von Funktionen und Räumen für die Öffentlichkeit bietet. Die Kapelle, entworfen von OOPEAA Office for Peripheral Architecture, einem Architekturbüro, welches schon durch einige Kirchen- und Kapellenbauten im Norden Europas auf sich aufmerksam gemacht hat, bietet leicht zugängliche, einladende und im menschlichen Maßstab gestaltete Räume mit einer angenehmen Atmosphäre. Das Volumen hat viele Funktionen und ermöglicht einen Ausgangspunkt für die unterschiedlichsten Organisationen und Abläufe als dynamischer Handlungsort. In erster Linnie dient er den Mitgliedern der Pfarre und ähnlichen Gruppen für deren Aktivitäten.

 

 

Die Suvela Kapelle ist von der Espoo Pfarrunion in Auftrag gegeben worden und wird hauptsächlich von dieser, der finnischen Pfarre in Espoo und der Stadt Espoo selbst für deren Kommunitäten benutzt.
Die Architekten begannen den Planungsprozess der Kapelle und des nahe gelegenen Freizeitparkes im Jahr 2012. Das Ziel war, eine Architektur zu schaffen, die selbst eine starke Identität vermittelt, während sie gleichzeitig auch im Dialog mit dem multikulturellen Kontext der vorstädtischen Nachbarschaft steht. Ungefähr ein Drittel der Bewohner der Gegend sind Ausländer und Suvela ist einer der multikulturellsten Bezirke von Helsinki. Diese Diversität ist sowohl ein großes Potenzial wie auch eine Herausforderung für die Gemeinschaft.
Beim Design der Kapelle und des angrenzenden Parks ging es daher darum, ein Gebäude zu schaffen, das eine große Varietät von Aktivitäten für unterschiedlichste kulturelle Traditionen ermöglicht und auch den Rahmen für Zusammenkünfte in flexiblen, funktionalen und erweiterbaren Räumen darstellt.

Der Freizeitpark mit seinen Angeboten ist einer der drei Hauptnutzer der Kapelle. Kinder und deren Eltern können sie in verschiedenster Weise nutzen. Es gibt eine nachschulische wie auch nachmittägliche Betreuung genauso wie eine Ganztagsbetreuung für jüngere Kinder. Natürlich auch Räume für die Jugend, örtliche Klubs und deren Aktivitäten. Auch Räume für die Mitarbeiter der Pfarre und Sozialarbeiter sind vorhanden, Familienberatung und Hilfe für die täglichen Probleme des Lebens und des Haushaltes sind vorhanden. Eine Suppenküche mit günstigen Mahlzeiten arbeitet ebenfalls hier. Und – last but not least – dient die Kapelle auch für Hochzeiten, Begräbnisse, Taufen und Messfeiern.

Die Situierung der verschiedenen Funktionen in den Teilen des Gebäudes lässt sich schon von außen leicht erkennen und feststellen. Während die Höhe des Baus stark durch den Kapellenraum variiert und bestimmt wird, sind alle funktionalen Räume auf einer Ebene angelegt. Das Gebäude wickelt sich in einer U-Form um einen intimen Innenhof in seiner Mitte. Der Glockenturm ist ins Hauptvolumen integriert und bietet einen Abschluss zum Hof. Die Funktionen orientieren sich alle um den Innenhof herum. Der Haupteingang liegt in einer Ecke, in der sich der U-Grundriss zum Hof hin öffnet, und der Hauptraum der Kapelle mitsamt den Nebenräumen liegt im nordöstlichen Teil des Gebäudes. Im mittleren Teil der U-Form befinden sich die Büros und die Arbeitsbereiche der Pfarre samt den zusätzlichen Versammlungssälen und Gruppenräumen. Kinderbereiche und Jugendzentrum, wie auch eventuell vermietbare Räume sind im Westteil untergebracht. Der Großteil der Areale orientiert sich zum Innenhof, nur die Zonen, welche vom Gemeinschaftspark benutzt werden, orientieren sich nach außen zum Park.

 

Die großzügige Verwendung von lokalen Hölzern bringt eine sehr warme, angenehme Atmosphäre in den Innenraum der Kapelle.

 

Die Architektur ist ein Hybrid aus Holz, Stahlbeton und Stahlelementen. Die taktile Präsenz der Materialien ist ein ganz absichtlich gewähltes Gestaltungselement, sowohl im Inneren wie auch an den Außenseiten. Die Außenhaut ist komplett mit Kupferblech verkleidet, es legt sich wie ein Mantel um die verschiedenen Volumina und vereinheitlicht sie. Kupfer war die ökologische Wahl für das Außenmaterial. Es ist dauerhaft und recyclebar und deshalb nachhaltig. Es altert in Würde und gibt dem Körper eine unvergleichliche, schöne Patina.

In den Kinderarealen wurde Kupfer außerdem in den überdachten Außenbereichen verwendet – somit können die Kinder auch an Regentagen im Freien spielen. In der hohen Halle der Kapelle ist Holz ebenfalls prominent vertreten – hier sind Wände und Decken mit – teils höhenversetzt montierten – Hölzern verkleidet. Bei Streiflichteinfall ergibt sich eine wunderschöne Licht-Schattenwirkung, die eine äußerst spirituelle Atmosphäre entstehen lässt.

 

 

 

Suvela Chapel
Espoo, Finnland

Bauherr: Parish of Espoo
Planung: Anssi Lassila – OOPEAA Office for Peripheral Architecture
Statik: Matti Saarikoski – Pöyry Finland Oy

Grundstücksfläche: 2.150 m2    
Planungsbeginn: 2012
Bauzeit: 1 Jahr
Fertigstellung: 2016
Baukosten: 11,4 Mio. Euro

 

Text: Peter Reischer

Fotos: © Marc Goodwin-archmospheres.com

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Kategorie: News, Projekte