Wasserkraftwerk Val-Jalbert

28. Dezember 2015 Mehr

Verkleidetes Wasserkraftwerk. Die spannende Geschichte von Val-Jalbert in Kanada begann 1901 mit der Geschäftsidee des Industriellen Damase Jalbert. Er erkannte das Energiepotenzial der beiden kräftigen Wasserfälle des Flusses Ouiatchouan, von denen einer mit 72 Metern höher als die Niagarafälle ist, und ließ eine Mühle in der waldreichen Gegend bauen, die Holzstoff produzierte, ein Grundstoff für Papierfabriken – die Geburtsstunde von Val-Jalbert.

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In einer wechselhaften Geschichte erlebte der Ort bis 1924 eine regelrechte Blütezeit. 1927 wurde die Mühle endgültig stillgelegt und die Bewohner zogen fort. 2009 erlebte sie eine zweite Blüte, diesmal als anerkannte historische Stätte. Die kanadische Regierung investierte rund 20 Millionen kanadische Dollar und kündigte den Bau eines Wasserkraftwerks nahe der historischen Mühle sowie die Errichtung eines Dammes an. Umweltschützer warnten vor den Auswirkungen auf die Biotope und die Tierwelt, wenn durch den Damm Lebensräume verschwinden. Die örtlichen Innu beschwerten sich über fehlendes Mitbestimmungsrecht und sahen ihre traditionellen Fischgründe sowie heilige Stätten ihrer Ahnen bedroht. Nichtsdestotrotz wurde gebaut.

Das Atelier Pierre Thibault unternahm nun eine Intervention in dem Wasserkraftwerk, um die Wiederbelebung der historischen Stätte zu unterstützen und eine architektonische Integration von gestern und heute zu bewirken. Das Kraftwerk sitzt vor der unverbauten Landschaft und ist mit einem Holzverbau bedeckt, wie von einem Umschlag. Dieser wirkt wie ein Schild vor der Betonstruktur, eine Reihe von vorspringenden Körpern/Loggien durchstößt die Fassade aus Holzlatten an verschiedenen Stellen. Die Verbindung, besser gesagt Gegenüberstellung, von Alt und Neu gibt der Geschichte des Ortes eine gewisse Würdigung.
Das Kraftwerk hat seine Rolle in der touristischen Erschließung der Gegend, es ist Teil eines Erlebnisweges. Dieser Weg wird nun von der hölzernen Lattenstruktur geschützt, im Sommer gewährt sie den Besuchern einen Schutz vor Hitze und filtert das Licht. Und in direkter Nachbarschaft zum Kraftwerk befindet sich die alte Mühle, diese Juxtaposition zwischen Alt und Neu wird zum zentralen Aussichtspunkt der Loggien. Die Lattenfassade wird es auch der Natur erlauben, daran hinaufzuwachsen und so in einiger Zeit eine Re-Naturalisierung der Aussichtsplattformen vorzunehmen.

Fotos: ©Pierre Thibault
Text: Peter Reischer

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Kategorie: News, Projekte