Zusammenkunft der Forschung – MedUni Wien
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) sowie die Medizinische Universität Wien (MedUni Wien) ziehen bis zum Wintersemester 2025/26 auf einer Fläche von rund 35.000 Quadratmetern zusammen. Auch wichtige Teile der vorklinischen Einrichtung werden mitgenommen.
Um die 340 Millionen Euro fließen in die Errichtung, Einrichtung und Erstausstattung am MedUni Campus AKH. Das neue Areal liegt in der Nähe der klinischen Forschung und Patientenbetreuung. 744 WissenschafterInnen erhalten dadurch ein neues Hi-Tech-Arbeitsumfeld. Von diesem Zusammenschluss erwartet man sich eine bessere Nutzung von Synergien und Infrastruktur, um noch schneller PatientInnen vom Nutzen der Grundlagenforschung profitieren zu lassen.
Seit kurzem ist der EU-weite Architekturwettbewerb für das Bauprojekt entschieden: Die Bietergemeinschaft Delugan Meissl Associated Architects und ArchitekturConsult aus Wien haben mit ihren Wettbewerbskonzept, der Planung für den neuen MedUni Campus Mariannengasse im 9. Bezirk, gewonnen. Sie haben sich vor 28 Projekt-Einreichungen behauptet.
Baubeginn Ende 2020 – Inbetriebnahme im Herbst 2025
Heinz Faßmann, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung ist der Meinung, das eine exzellente Infrastruktur eine wesentliche Grundlage für hervorragende Lehr- und Forschungsleistungen einer Hochschule. Das klare Ziel für die Universitäten sind bestmögliche Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre, damit sich Studierende und Lehrende optimal entfalten können. Am Standort Mariannengasse der Medizinischen Universität Wien wird daher auf einer Fläche von 35.000m² rund 340 Mio. Euro in Errichtung, Einrichtung und Erstausstattung investiert. 740 WissenschaftlerInnen profitieren von dem künftigen Hi-Tech Arbeitsumfeld an der MedUni, was wiederum auch den Patientinnen und Patienten unmittelbar zu Gute kommt.
Geplanter Baubeginn ist Ende 2020. Wenn alles plangemäß läuft, geht der neue MedUni Campus Mariannengasse mit Wintersemester 2025/26 in Betrieb. Damit schaffen wir die räumlichen Voraussetzungen für Forschung und Innovation der Spitzenklasse. Dieses Areal wird eines der größten Universitäts-Bauprojekte Österreichs und zählt mit den Neubauten von Campus WU und Med Campus Graz zu den Highlight-Projekten unseres Universitätsportfolios. Das Konzept für den neuen MedUni Campus Mariannengasse erfüllt sowohl die Anforderungen einer modernen Forschungseinrichtung als auch einer international renommierten Ausbildungsstätte. Diese Kräftigung der Infrastruktur des Forschungsstandorts wird dazu beitragen, dass die MedUni Wien auch in Zukunft ein international sichtbarer Innovationstreiber in der medizinischen Forschung und in der Ausbildung von MedizinerInnen sein wird.
Variabel und Flexibel
Die Entscheidung für das Gewinnerprojekt fällte eine Wettbewerbsjury mit Vertretern des BMBWF, der MedUni Wien, der BIG, der Stadt Wien und der Kammer der Ziviltechniker. Juryvorsitzende Elsa Prochazka (Kammer der Ziviltechniker und BIG Architekturbeirat) hat ihre Entscheidung wegen der Planung der öffentlichen Einrichtungen im Erdgeschoß entlang der Spitalgasse mit Cafe und die Situierung der Mensa an der Ecke Höfergasse/ Rummelhardtgasse getroffen. Dies wird für das gesamte Quartier als Mehrwert gesehen. Die Durchwegung im Inneren des Gebäudes verbindet in vorbildhafter Art und Weise die Spitalgasse mit dem Platz an der Rummelhardtgasse. Dadurch bietet das Gebäude auch eine leichtere Orientierung. Der Einfall, einen Mitteltrakt zu schaffen, der optimal auf die Anforderung der Labornutzung reagiert und in dem der Großteil der geforderten Laborflächen untergebracht wird, ist einzigartig und sehr vielversprechend. Dies erfüllt nicht nur das Raum- und Funktionsprogramm, sondern bietet auch ein hohes Maß an Flexibilität und Variabilität für zukünftige Nutzungsänderungen, die einem Universitätsbetrieb immanent sind.
Hi-Tech-Arbeitsumfeld und modernste Lernumgebung
Auf einem Areal von etwa 35.000 Quadratmetern werden bisher verstreute vorklinische Einrichtungen zusammengelegt. Stolze 744 WissenschafterInnen von den Zentren für Physiologie und Pharmakologie, für Anatomie und Zellbiologie, für Pathobiochemie und Genetik, für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik sowie dem Institut für Krebsforschung werden von ihren bisherigen Arbeitsplätzen auf den neuen Campus übersiedeln. Dadurch wird die Thematik Platzproblem gelöst, sowie ein Arbeitsumfeld auf dem neuesten Stand der Technik geplant. Außerdem werden mehr als 2.000 Studierende eine auch an die zukünftigen Erfordernisse von Lehre und Lernen angepasste, modernste Lernumgebung bekommen. Flexiblen Lehrraumkonzepten, Labors und Skillslab für die nächsten Generationen an Medizinstudierenden und DoktorandInnen, sowie Flächen zur interdisziplinären Vernetzung und einer zentral nutzbaren Forschungsinfrastruktur werden erschaffen. Letztere wird auch hochmoderne Geräte etwa für Massenspektrometrie (Verfahren zum Messen der Masse von Atomen und Molekülen), DNA-Zytometrie (Methode zur Frühdiagnose bösartiger Tumoren durch Messung des Gehaltes an Erbsubstanz in ihren Zellen) und Raster-Elektronen-Mikroskopie umfassen.
Das Bindeglied AULA
Der neue MedUni Campus entsteht anstelle der ehemaligen Liegenschaften der Wien Energie zwischen Mariannengasse, Höfer-, Rummelhardt- und Spitalgasse und besteht aus mehreren – teilweise denkmalgeschützten – Häusern. Um die Gebäudekomplexe zwischen Spitalgasse im Osten und Höfergasse im Westen künftig miteinander zu verbinden, sieht der Wettbewerbsentwurf der Architekten im Erdgeschoß eine Foyer, das zwischen dem Häuserblock an der Spitalgasse, einem Mitteltrakt und den Gebäuden an der Höfergasse verläuft, vor. Die neue Halle oder Aula ermöglicht eine zentrale Erschließung und Durchwegung der Bauteile. Um die unterschiedlichen Straßenniveaus der Gebäude auszugleichen, verfügt die Aula über Terrassen, Sitzstufen und Rampen, die auch als „Mobiliar“ für informelle Gespräche, zum Arbeiten oder zur Erholung genutzt werden können.
Vorgesehen sind Materialien wie Terrazzo für den Boden, Sichtbeton für die Tragstruktur und Holz im Bereich der Deckenlamellen. In Kombination mit färbigen und textilen Oberflächen der Sitzmöbel, Tages- sowie Kunstlicht und dem Grün der Innenhöfe entstehen abwechslungsreiche Bereiche und Atmosphären.
Von der Aula aus gelangt man direkt zu den zentralen Lehr- und Lernbereichen im Erdgeschoß und ersten Obergeschoß. Eine Cafeteria an der Spitalgasse und eine Mensa an der Höfergasse sind auch geplant. In den darüber liegenden Stockwerken werden die Institute und Zentren der MedUni Wien mit Seminarräumen, Labors, Trainingsflächen und Büros angesiedelt. Im Untergeschoß befinden sich eine Tiefgarage, Lager-, Technik-, Archiv- und Anlieferungsbereiche sowie die Sezierräume. Um interdisziplinäres Lernen und Forschen zu fördern, sind die drei Hauptgebäude zwischen Höfer- und Spitalgasse in allen Stockwerken direkt miteinander verbunden.
Auch Außen ein Hingucker
Neben den umfangreichen Arbeiten im Inneren der Gebäude, wird auch von außen an zwei Stellen maßgeblich in das straßenseitige Erscheinungsbild des Campus eingegriffen. An der Spital- und der Rummelhardtgasse werden zwei Haupteingänge angelegt. Die Erdgeschoßbereiche werden großflächig verglast und mit zarten Glasfaserbeton-Lamellen versehen. Die Fassaden der darüber liegenden Stockwerke werden mit vorgefertigten, hell eingefärbten Glasfaserbeton-Platten mit feinem, lamellenartigem Relief ausgeführt. Große Fenster bringen viel Tageslicht ins Innere. Gegen die Gefahr der Überhitzung helfen zweischalige Verglasungen mit zwischengelagertem Sonnenschutz. Die Innenhöfe haben ebenso eine wichtige Bedeutung für die Einzigartigkeit des Campus. Sie sorgen für ausreichend Belichtung der innenliegenden Gebäudeteile mit der Aula und erleichtern die Orientierung auf dem Areal.
Nutzung mit nachhaltiger Wirkung
Für eine nachhaltige Nutzung des neuen MedUni Campus sorgen unter anderem die Warmwasserversorgung per Wärmepumpe und Erdwärme, die Nutzung von Regenwasser zur Bewässerung der Außenanlagen sowie die Möglichkeit zur Installation einer Photovoltaikanlage auf den Dächern. Fußbodenheizung, Kühlung (per Fan Coils, Kühldecken oder Kühlbalken über Erdsonden) und die Möglichkeit sämtliche Fenster manuell zum Stoßlüften zu bedienen schaffen ein angenehmes Raumklima. Außerdem wird der Campus mit einer Anlage zur unterbrechungsfreien Stromversorgung ausgestattet. Dadurch werden die Labors direkt aus den Technikräumen mit medizinischen Gasen versorgt und die Installationen offen unter den Decken ausgeführt, sodass eine spätere Nutzungsänderung problemlos möglich ist.
Fotos:©MedUni/Matern
Visualisierungen:©Delugan Meissl Associated Architects/ArchitekturConsult
Kategorie: News