magazin Volumen am Eck mit der Währingerstraße verbraucht. Dadurch haben wir nicht nur ein komplettes neues (fast Voll-) Geschoss, sonder auch noch ein Dachatelier geschaffen. 24 Dieses dient städtebaulich als volumenmäßiger Vermittler zwischen dem Bauklasse 4-Nachbarn und der Biedermeiersubstanz mit Bauklasse 2. Wir hatten das Glück, dass alle im Bauausschuss das Projekt - hinsichtlich §69 - unterstützt haben, das war das erste Mal in der ganzen Zeit, in der wir für obdachlose Menschen arbeiten. Bewahren wird oft mit einer konservativen Haltung in Verbindung gebracht. Was bedeutet ‚bewahren‘ für Sie bei diesem Projekt? Zuerst sind wir durchgegangen und haben die sogenannten ‚Identitätsstifter‘ festgestellt, was macht das Haus aus? Biedermeierhaus ist ja nicht gleich Biedermeierhaus. Das hat natürlich subjektive Aspekte in sich. Da waren einmal die Steinfaschen bei den Fenstern im Hof, dann die vielen 200 Jahre alten Türen aus Holz, teilweise mit geätzten Gläsern. Im Hof gab es ein Magazingebäude, das fast den ganzen Hof besetzte. Da ein Lokal im EG entstehen sollte, und dieses einen Gastgarten für den Sommerbetrieb benötigte, fiel der Entschluss, das Magazingebäude abzureißen. Dabei entdeckten wir unter dem Pultdach des Objektes eine versteckte, tonnenförmige Stahl-Glaskonstruktion (wie bei der Postsparkasse). Diese haben wir gesäubert und erhalten - sie bildet jetzt eine Laubenkonstruktion, ein Rankgerüst für Weinpflanzen, die den Hof einmal überdecken werden. Außerdem haben wir den Raum für die Erschließung mittels Laubengängen gewonnen - die Fluchtwege und der Lift sind im Hof situiert, die Konstruktion für die Laubengänge ist von oben abgehängt, um den Hof stützenfrei zu erhalten. Was konnten Sie noch alles ‚retten und bewahren‘ bei diesem Projekt? Wir haben allein 100 Stunden bei dem Projekt diskutiert, über Dinge, die die Baufirma wegschaffen und entsorgen wollte, wir aber nicht. Wir wollten alles, was ‚brauchbar‘ war, sanieren, aber nicht restaurieren. Es eben mit den Spuren der Zeit weiterverwenden. Wir wollten nicht mit ‚Botox‘ etwas Altes auf jung trimmen. Wir haben gereinigt und repariert und auch nicht neu angemalt, das war das Konzept. Die alten Dachsparren haben wir gereinigt und daraus die Bar im EG konstruiert. Die Tischbeine für die Kaffeehaustische sind alt, so wie wir sie eben gefunden haben. Die Tischplatten, mit denen die Gäste in Berührung kommen, sind natürlich neu, aus feinporigem Ahornholz. Wieso ist Ihnen die Sichtbarmachung des ‚Gewesenen‘, so wichtig? Weil uns das ausmacht! Das ist unsere Geschichte und es macht Spaß, daran anzuknüpfen. Speziell bei diesem Projekt war es mir wichtig, alles mit einer gewissen Würde zu behandeln. Weil die Menschen, die hier leben und leben werden, sind viele, die von der Gesellschaft schlimmer als ein ‚Wegwerfprodukt‘ behandelt worden sind. Kein Mensch verdient dieses Schicksal. Die Obstkistenbretter, die als Deckenverkleidung im Restaurantbereich verwendet wurden, wie ist diese Idee zustande gekommen? Auch da ging es nicht um Nachhaltigkeit, sondern um das Naheliegende. Obst und Gemüsekistchen dürfen für Lebensmittel nur einmal verwendet werden, dann werden sie entsorgt. Wir hatten hier bei diesem Projekt sehr viele Arbeitskräfte, das heißt Stunden zur Verfügung. Das ist heute der Großteil der Kosten. Wir konnten nun über viel Arbeitsleistung Wegwerfprodukte zu einem neuen Wert transformieren. Das ist also nicht nur ein monetärer Aspekt, sondern eine neue Art der Nachhaltigkeit als Wertschöpfung, als Wertschaffung? Studierende und Obdachlose haben eines gemeinsam - sie haben wenig Geld. Diese Kisten werden massenhaft weggeschmissen. Eine Einzelne ist nichts wert, aber in der Masse, in der Gemeinschaft ergeben sie einen Wert. Das ist für mich ein Synonym für dieses Projekt. Über 40 Menschen haben über Monate daran gearbeitet, diese Bretter vorzubereiten. Obdachlose, die erst
architektur Ausgabe 01/2014
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