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architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013

design 81 Das ist die perfekte Integration zweier Professionisten. Ich baue zurzeit in ein völlig weißes Richard Meier Hotel eine Pop- und Miamiwelt hinein. Ich freue mich jetzt schon auf die Eröffnung, wenn Richard Meier zum ersten Mal völlig unvorhergesehen mit quietschgelben und froschgrünen Interieurs konfrontiert wird. Er wird sicher seinen Spaß daran haben. Wir befinden uns hier in einem ‚4 Stern Superior City Deluxe Konzept‘ Hotel. Was halten Sie von dem Krieg der Sterne in der Hotelszene? Ich bin seit vier Jahren offiziell aus dem Sternesystem ausgetreten und habe zusammen mit zwei Universitäten eine neue Zertifizierung für Hotelqualität entwickelt. Es beruht auf der Qualität der Nachhaltigkeit und nennt sich Klimahotel. Dieses Prinzip basiert auf meinem Credo und meiner ethischen Basis des Berufsbildes des Architekten: die drei Nullen - null Kilometer, null CO2 und null Müll. Der moderne Gast sucht schon lange keine Sterne mehr. Sie meinen also, dass der Mensch sich bereits in einer Nachdenkphase befindet, in der er für holistische Gestaltung empfindsam wird oder ist? Nicht nur holistisch, sondern echte Nachhaltigkeit, völlige Befreiung von allen ‚Ismen‘ insbesondere von Zeitgeistigkeit und vordergründigen Statements: die Halbwertzeit eines Hotelgebäudes sollte mindestens 15 Jahre dauern. Woher merkt der Gast nun, dass er in einem Klimahotel ist? Das merkt er auf Schritt und Tritt. Ohne dass man ein Schild an die Türe hängt, merkt er zum Beispiel, dass das Essen aus der nächsten Umgebung kommt, dass die Baumaterialien aus der Region kommen, dass die Bewirtung lokal ist und die Kellner wissen, was ein Kaiserschmarrn und ein Apfelstrudel ist. Gehört zu diesem Konzept auch die Wahlmöglichkeit des Gastes nach verschiedenen mit Kräutern und anderen Materialien (Buchweizen, Lavendel etc.) gefüllten Kopfpolstern dazu? Natürlich gehört das dazu, das Problem der Schlaflosigkeit trifft viele Menschen. Die Möglichkeit mit Fichten- oder Lärchenspänen eine Entspannung und Schlaf zu generieren - das ist echtes Kundenservice. Haben Sie vor, mit Falkensteiner weiter zusammenzuarbeiten? Momentan bin ich an ganz anderen Orten beschäftigt. Ich habe gerade mit meinem geschätzten Kollegen Jan Störmer einen internationalen Wettbewerb für ein privates Luxushotel in Hamburg gewonnen. Das ist meine nächste große Herausforderung. Es wird voraussichtlich 2016 eröffnet werden. Vielleicht sehen wir uns dann dort wieder. Vielen Dank für das Gespräch! ©Francesca Lotti


architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013
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