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architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013

design die Schwierigkeit ein Hotel zu designen In Wien wurde letztes Monat ein neues 4-Sterne Premium Hotel eröffnet. Die Fassade des Baus stammt von David Chipperfield und das Design der Inneneinrichtung von Matteo Thun. Anlässlich der Eröffnung dieses neuen Falkensteiner Hotels in Wien am Margaretengürtel, wurde das Konzept den anwesenden Festgästen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft präsentiert. Peter Reischer unterhielt sich mit dem Designer und Architekt Matteo Thun über die Schwierigkeiten und Herausforderungen dieses Projektes. Herr Architekt Thun, wie sind Sie mit den im Bau vorhandenen Strukturen bei der Innenraumgestaltung umgegangen? Es haben fünf Leute in meinem Büro an der Umsetzung der Entwürfe gearbeitet. 19 verschiedene Zimmerlayouts waren zu bewältigen - das hat die Arbeit nicht einfacher gemacht. Wieso tun Sie sich das an, so viele verschiedene 80 Zimmervarianten zu entwerfen? Es wäre doch - um dieses Unwort zu verwenden - wesentlich rationeller, nur zwei Varianten zu gestalten? Dann müsste man alles abbrechen und neu bauen und das war aus legalen Gründen schwierig. Die Hälfte des Gebäudes war ein Neubau und die andere Hälfte ein UmÜber bau. Dadurch kommt es zu dieser Vielzahl an Varianten. Der Bau hat sozusagen die Varianten verlangt? Natürlich, das war nicht ich. Das war ein Bürogebäude von Nestlé mit einem sehr komplexen Grundriss, den wir übernehmen mussten. Es waren ein Umbau und ein Anbau gefragt. Das ist eine Lösung mit Kompromissen, die die Gäste nicht merken werden. Dann wäre also der Abbruch vom ökologischen und vom Standpunkt der Nachhaltigkeit her, die bessere Lösung? Das würde ich nicht sagen, die sogenannte ‚graue Energie‘ - mehr Lastwägen, mehr Aufwand, mehr Arbeitsstunden - das hätte bei einem Abbruch sicher mehr KW-Stunden generiert. Haben Sie in Ihrer Arbeit mit David Chipperfield Berührungspunkte gehabt? Nein, das war eine hervorragende Vorgabe, drei Jahre, bevor wir zu arbeiten begonnen haben, hat Chipperfield schon den Entwurf der Fassade fertig gehabt. Es war eine sehr intelligente Lösung der Introspektion, nicht die einer Gürtelfassade oder Lochfassade. Er hat Zeitgeist und das macht ihn zu einem sehr angenehmen Partner. Diese Fassade von Chipperfield steht aber in einem gewissen Widerspruch zur herzlichen und liebevollen Gestaltung im Inneren des Bauwerkes? Fotos: Hotel Falkensteiner Margareten


architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013
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