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Einige Projekte in Österreich, die diese
Anforderungen erfüllten, wurden mit dem
Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit
in Innsbruck gewürdigt. Zu den ausgezeichneten
Projekten gehört unter anderem das
neunerhaus Hagenmüllergasse im 3. Wiener
Gemeindebezirk. Die Jury überzeugte
dieses Konzept der pool Architekten ZT
GmbH in erster Linie durch seinen gesellschaftlichen
Nutzen. In der Einrichtung
finden obdachlose Menschen nämlich Hilfe
zur Selbsthilfe, wobei diesen zusätzlich 79
Kleinstwohnungen in Passivhausqualität
zur Verfügung stehen.
Eine weitere Idee, die aufgrund ihrer
Zukunftsträchtigkeit
prämiert wurde, ist
die Volksschule Edlach in Dornbirn, Vorarlberg.
Dietrich|Untertrifallner Architekten ZT
GmbH brach hierfür die baufällige Volksschule
aus den 1960er Jahren ab und baute
diese am selben Standort wieder neu auf.
Aufgrund der sensiblen Raumkomposition
finden moderne Lernformen beste Bedingungen.
Zusätzlich setzt das Gebäude mit einer
Fotovoltaikanlage, Chemikalienmanagement
und einer Komfortlüftung einen innovativen
Ansatz in Richtung Umweltschutz.
Prämiert wurde auch die Sanierung des
Gemeindeamts Zwischenwasser in Muntlix,
Vorarlberg. Im Zuge dieses Projekts wurde
eine behutsame Modernisierung des
Gebäudes aus den 1930er Jahren vorgenommen,
wobei eine Absenkung und eine
barrierefreie Öffnung des Baus zum Vorplatz
hin erfolgten. Zudem integrierte das
zuständige Architekturbüro HEIN Architekten
Elemente aus Holz und Glas. Auch
dieses Gebäude bedient sich beim Betrieb
erneuerbarer Energien – diese liefert das
Bundesheizkraftwerk der Gemeinde sowie
eine Fotovoltaikanlage.
Eine Verbindung aus kreativer und erneuerbarer
Energie liefert das Plusenergie-Bürogebäude
und Kulturkraftwerk oh456 in
Thalgau, Salzburg. Bei der Umsetzung des
Projekts verknüpften die Planer Altbewährtes
mit innovativen Ansätzen – so wird der
Bedarf an Wärme und Strom des Komplexes
von sps-architekten zt gmbh über das
eigene Wasserkraftwerk und eine Fotovoltaikanlage
gedeckt. Zusätzlich verfügt das
Bauwerk über variable und offene Grundrisse
sowie über eine fast rahmenlose, hochgedämmte
Fassade.
Zu guter Letzt ist noch das Vorarlberger
Montafonhaus in Feldkirch zu erwähnen.
Dieses Veranstaltungsgebäude wurde von
der Stadt errichtet und zeichnet sich durch
vielfältige Nutzungsmöglichkeiten aus. Daneben
überzeugt der Bau durch seine gute
Integration in das städtebauliche Umfeld.
Mit seiner organisch geschwungenen Gestaltung
schafft das Gebäude Stadträume
mit hoher Aufenthaltsqualität.
Bei den prämierten Bauobjekten handelt
es sich jedoch nicht nur um nachhaltige,
sondern vor allem auch um besonders innovative
Projekte. Diese bringen qualitätvolle
Bauweise mit nachhaltiger Architektur
in Einklang. Dadurch nehmen sie eine
wichtige Stellung als Leuchtturmprojekte
für zukunftsträchtiges Bauen ein. Die ausgezeichneten
Projekte zeigen auf, wie sich
klimaverträgliche Bauweise in Architektur
und Stadtplanung integrieren lässt. Bemerkenswert
an der Auswahl der Siegerobjekte
ist auch, dass diese in ihrer Gestaltung
sowie in Bezug auf ihren Standort zum Teil
sehr unterschiedlich ausfallen. Demnach
gibt es mehrere Wege, Nachhaltigkeit – sei
es mit gesellschaftlichem oder ökologischem
Schwerpunkt – zu realisieren.
Architektur als Disziplin mit einer
wichtigen Aufgabe für die Gesellschaft
Längst hat die Architektur nicht nur einen
funktionalen Nutzen – Planer haben heute
umso mehr die Aufgabe, den immer differenzierteren
Ansprüchen heutiger und
nachkommender Generationen gerecht zu
werden. Dabei kann die Architektur auch
einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung
der Gesellschaft leisten. Dies gilt
nicht nur für einzelne Bauwerke, sondern
auch für den Straßenraum. In erster Linie
besinnen sich nachhaltige Architektur und
Stadtplanung darauf, dass Ressourcen und
Flächen nicht endlos zur Verfügung stehen.
Darum werden der schonende Umgang mit
Baumaterialien und Raum sowie die Nutzung
erneuerbarer Energien immer wichtiger.
Gemäß Architekt Wolfgang Frey setzt
sich Nachhaltigkeit in der Planung aus fünf
Prinzipien zusammen. So muss eine auf
den Umweltschutz optimierte Bauweise
ökologisch, leistbar, innovativ, gesellschaftlich
integrativ und lohnend sein. Diese fünf
Prinzipien verdeutlichen, dass ein integraler
Planungsansatz notwendig ist, um ökologisch
und sozial nachhaltige Projekte zu
realisieren. Nicht immer sind hierfür technische
Installationen notwendig – so lässt
sich bereits mit einem begrünten Dach ein
hoher Grad an Nachhaltigkeit erreichen. Ein
Flaggschiff stellt diesbezüglich die 2008
eröffnete Academy of Sciences in San
Francisco von Renzo Piano dar. Auf einer
begrünten Dachfläche von 41.000 Quadratmetern
sollen in Zukunft 1,7 Millionen Pflanzenarten
wachsen und für eine Kühlung der
darunter liegenden Räume sorgen. Viele
Maßnahmen zur Erhöhung der Klimaverträglichkeit
erfordern also keine komplexen
oder kostspieligen Vorgänge – Dach und
Fassadenbegrünungen lassen sich bereits
mit einfachen technischen Mitteln und
ohne hohe Ausgaben verwirklichen.
neunerhaus Hagenmüllergasse in 1030 Wien Volksschule Edlach in Dornbirn, Vorarlberg
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