
78 architektur FACHMAGAZIN Licht
Bei der Beleuchtung von Kirchen und Kapellen sind sowohl die Inszenierung des
Gebäudes mit seiner Fernwirkung (auch als Landmark) als auch die Innenraumbeleuchtung
wichtig und gesondert zu betrachten. Es geht um Raumwirkung und auch
Funktionslicht wie Leselicht, „Bühnenlicht“ und beispielsweise auch bei der Nutzung
als Ausstellungsraum.
Bilder und Text: DI Gunther Ferencsin – Ferencsin Lichtdesign
Einige Projektbeispiele hierfür sind: Kloster
St. Gabriel, Augustinerkirche Wien, Dom
Eisenstadt, Wehrkirche Maria Anzbach,
Schlosskapelle Schönbrunn,
Kirchen vereinen eine Vielzahl von Funktionen
und Nutzungen. In erster Linie stellen
Kirchen den sakralen Rahmen für Messen
dar. Für die optimale Beleuchtung ist es
wichtig, die liturgischen Aspekte bestmöglich
zu kennen und dafür die richtige Stimmung
durch Licht zu erzielen. Am Beispiel
einer katholischen Kirchenbeleuchtung
kann die Lichtstimmung für die Lesung den
Fokus der Gläubigen wie von selbst zum
Ambo, dem Tisch des Wortes, lenken. Ebenso
ist es durch verschiedene Lichträume
im Besucherbereich möglich, bei kleineren
Messfeierlichkeiten auch nur Teilbereiche
des Kirchenschiffes für die Nutzung zu
öffnen, indem beispielsweise nur im Hauptschiff
das Leselicht aktiv ist und somit eindeutig
wahrgenommen wird, dass dieser
Bereich zu nutzen ist.
Gerade in historischen Kirchen findet oft
auch ein Besuch der Räumlichkeiten aus
einer touristischen Perspektive statt. In
diesem Fall können der Altar, Heiligenbilder
oder Statuen das Hauptaugenmerk darstellen.
Auch das Gebäude selbst mag das Ziel
des Besuchers sein - und dies ist durch die
jeweilige Beleuchtung bestmöglich zeigbar
und kann so auf subtile Weise seine eigene
Geschichte mittels Licht erzählen. Teilweise
werden auch Seminare in Klosterräumlichkeiten
abgehalten, ebenso wie Hochzeitsfeierlichkeiten
und Festtafeln.
Durch die, für gewöhnlich sensationelle
Akustik in Kirchen, werden die Räumlichkeiten
auch oft für Konzerte genutzt - beispielsweise
bespielt durch die vorhandene
Orgel oder auch durch Chöre. Dies fordert
wiederum eine dafür geeignete Beleuchtung,
die sowohl den Organisten und die
Orgel oder den Chor zeigt, allerdings auch
den Akteuren das Lesen der Noten optimal
ermöglicht.
Die Außenbeleuchtung von sakralen Bauten
stellt oft eine Orientierungshilfe dar.
Denkt man in Wien zum Beispiel an den
Stephansdom, der uns bei Tag und auch bei
Nacht hilft sich zurechtzufinden.
Durch die aktuellen technischen Werkzeuge
der Beleuchtung ist es möglich geworden,
eine zielgerichtete Beleuchtung zu
schaffen. Jeder Lichtstrahl, der nicht am
Gebäude vorbeileuchtet, verringert die
Lichtverschmutzung, die gerade im Stadtraum
zu einem Problem geworden ist. Ein
weiterer positiver Nebeneffekt ist der geringere
Energiebedarf, der notwendig ist, um
den sakralen Bau zu illuminieren. Gebäudefarbe
und Materialität spielen bei der Wahl
Licht für
sakrale Gebäude