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Auf einer kleinen Lichtung neben der Riverwood
Park Lane, scheint ein System
von Zweigen oder riesigen Farnblättern
um einen zentralen Punkt zu rotieren. Es
gibt nichts, vor allem keinen Baumstamm,
der diese Struktur hält. Stattdessen öffnet
sich ein schattiger Innenbereich. Die äußere
Geometrie ist von einer Ansammlung
von „Makroschuppen“ bestimmt, sie formen
Raumtaschen und verwischen die Grenzen
zwischen innen und außen, während sie
Schatten produzieren. Diese nach unten
fallenden „Makroschuppen“ lösen sich auf
oder entstammen einer Art Zweig oder
Ast, der wiederum in der Form eines Kreisbogens
den Erdboden leicht berührt und
einen Hohlraum wie in einem alten, ausgehöhlten
Mammutbaum bildet.
Das Projekt ist ein Beispiel des Künstlerstudios
aus dem Bereich „Structural Stripes“
– ein Bausystem, in welchem durchgehende
Oberflächen von Objekten durch Konstruktion/
Dekonstruktion von einzelnen, digital
angefertigten Teilen geformt und zusammengesetzt
werden. In diesem Fall sind sie
aus einem ultradünnen Aluminiumblech
(2 mm) herausgeschnitten. Fixiert werden sie
als „Bending-Active“-Struktur, die Einzelteile
berühren sich an verschiedenen Linien, um
die gekrümmte Oberfläche zu erzielen. „Bending
Active“ beschreibt einen Formfindungsprozess,
der sich aus der elastischen Verformung
von flachen Elementen ergibt. Viele der
dazu existierenden Forschungsergebnisse
befassen sich mit der Biegeeigenschaft von
Holz. Dieses Material kann nicht gefaltet werden,
dünnes Aluminium erlaubt jedoch die
Schaffung hybrider Strukturen.
3.161 verschiedene Streifen sind in vier unterschiedlichen
Farbtönen von Grün, einem
Blau, weiß und schwarz lackiert, um die dynamische
Farbgebung über die komplette
Form zu generieren. Die meisten der verwendeten,
gebogenen Blechstreifen sind
auch mit schmalen Graten, die aus gefaltetem
Blech – diesmal akzentuiert schwarz
gefärbt – erzeugt wurden, verbunden. Die
aufgeblätterte, doppellagige Haut erbringt
einen Moiré-Effekt an Farben genauso wie
Schatten und Lichtflecke am Boden. Die
schwarzen Verbindungsstreifen würden
Adern entsprechen. So entsteht ein mystischer
Raum unter einem bewegten Schatten
einer blättrigen Hülle. Das „Pine Sanctuary“
bildet einen Bereich für spontane Spiele
von Kindern, genauso wie einen Ruhepol für
Erwachsene unter den Bäumen des Waldes.
Alle Wahrnehmungen in dieser Welt sind
subjektiv, abhängig von der Person des
Betrachters. Diese Skulptur ist ein Baum,
der nicht wie die üblichen Bäume ist, ein
bisschen wie eine nicht ganz reale Wahrnehmung.
Gerade wenn man mit dem Auto
schnell vorbeifährt, nimmt man die Skulptur
als zu den Kiefern des Waldes gehörig wahr,
aber doch anders. Ein Bild bleibt in der Erinnerung
haften, fährt mit und hinterlässt
eine Irritation. Das Zeichen dieses „übernatürlichen“
Baumes mag als Baum, Blume
oder gespanntes Netz gedeutet werden.
Die Farben des Objektes schreien, sie sind
aus der Umwelt ausgeborgt, aber übersteigert
und in die Welt der Pop-Art transformiert.
Ein stufiger Verlauf von blau, chartreuse
und cyan vibriert unter den anderen
Grün- und Blautönen. So ruft der erste Anblick
dieses „Pine Sanctuary“ eine kindliche
Neugier hervor: Eine einladende Hülle mit
einem Maßstab, der zwischen Architektur
und Natur pendelt – oder ist etwas Außerirdisches
gelandet?
Das Spielerische und Mystische lädt Vorbeigehende
ein, näher- und einzutreten.
Einmal im Inneren wird die Neugierde mit
einer einzigartigen Erfahrung von Raum
und Licht belohnt. Der Mensch erfährt hier
eine tiefe, ruhige und kontemplative Wertschätzung.
Kein Blick, keine Stelle gleicht
der anderen, alles ist einzigartig, wie eben
auch in der Natur.