69 www.architektur-online.com Studio Valle Architetti Associati
Eine neue Kathedrale für
Europas größte MDF-Plattenproduktion
ist in der
Nähe von Udine/Italien
von Studio Valle Architetti
Associati entworfen
worden. Wie eine
mächtige Maschine bildet
die Industriearchitektur
einen symbiotischen Kontrast
mit der Landschaft
Norditaliens und ist
nicht nur Hülle, sondern
Architektur und Maschine
gleichzeitig.
Auf einer Fläche von 8.500 Quadratmetern ist in
der Nähe von Udine, in der Stadt Osoppo eine Fabrik
entstanden, die in Europa ziemlich einzigartig ist.
Erstens ist sie die zweitgrößte Produktion von MDF
(Medium Density Fiberboard) weltweit und zweitens
ein Statement für eine selten konstante Entwicklung
im industriellen Architektursektor. Die Fabrik mit der
Bezeichnung “Plaxil 8” ist vom Studio Valle Architetti
Associati entworfen, zusammen mit Architekt Roland
Henning, Ingenieur Mario Gallinaro und dem Hersteller
Dieffenbacher. Sie fügt sich gut in die italienische
Industriearchitektur der Umgebung ein und ist der
letzte Schritt in einem ganzen Komplex von Gebäuden
der Firma Fantoni, die allesamt aus einer Zusammenarbeit
mit dem Studio Valle Architetti Associati
unter der Leitung von Gino Valle entstanden sind.
Im Inneren der 300 Meter langen und rund 48 Meter
hohen Struktur sitzt eine völlig automatisierte Herstellungsstraße
für MDF-Platten. Die 2017 fertiggestellte
Anlage ersetzt einige ältere Produktionsstätten
(die Pressstraßen Plaxil 4 und Plaxil 5) und ist mit
State-of-the-art-Technologie ausgestattet. Die 80
Millionen Euro schwere Investition ist zukunftsweisend
für die Holzproduktion auf dem Möbelsektor.
Eine wahrlich majestätische Architekturmaschine, die
aus einer Sortieranlage für die Fasern, Formatierung
für Holzspäne, einer Heißpressanlage, einer Entnahme
und Verladestation und der Transportanlage zu
den bestehenden Regallagern besteht. Die höchsten
Teile ragen bis zu 50 Meter in den Himmel und
die niederen, eher linearen Bereiche sind 14,5 Meter
hoch. Die Gebäudestruktur ist hybrid – Umhüllung
und Maschine im Inneren zugleich. So entsteht eine
Verbindungs- oder Nahtstelle in der Architektur. Das
Gebäude ist nicht länger die Umhüllung einer Produktion
oder einer Maschinenansammlung, repräsentiert
in einem eigenständigen „Umschlag“, sondern
ein visuelles Gerüst, welches mit der Maschine
in einem Dialog steht. Die Architektur schließt Außen
und Innen mit ein, Struktur und Produktion sowie alte
und neue Teile der existierenden Fabrikation. u
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