
architektur FACHMAGAZIN 72 Systemlösungen
(rp)
Dieselbe Struktur trägt und bildet die Maschinen und
die Architektur. Die Herausforderung für und während
des Entwurfsprozesses war, den lastabtragenden
Rahmen und die Architektur in verschiedenen
Konstruktionsetappen zu errichten. Der Designprozess
des Gebäudes musste Schritt für Schritt flexibel
erfolgen, entsprechend der Entwicklung und Größe
der Maschinen, die in diesem Ausmaß bisher noch
nie konstruiert worden waren. Die Entscheidung fiel
dahin gehend, dass die einzelnen Bauteile sich nie
gegen die Maschine kontrastieren sollten, sondern
das Gebäude eher als Hintergrund der Maschinerie
wirken sollte – es entstehen diverse Ebenen der
Tiefe. Der gesamte niedere Teil der Anlage ist mit
vorgefertigten Betonteilen, die auf geriffelten Metallformen
gegossen wurden, verkleidet. So wird eine
einheitliche, gebraucht wirkende Oberfläche erzielt.
Die gebogene Fläche des Daches ist mit spiegelnden
Metallplatten verkleidet, sie sind vertikal gerippt,
um den Charakter der Silhouette gegen den Himmel
zu betonen. Kamine und Ventilatoren der Formatierungsanlage
sind teilweise hinter einer gitterförmigen
Metallstruktur verborgen und so fügen sich
Vergangenheit und Zukunft zu einer dynamischen
Qualität und schaffen eine komplexe, architektonische
Industrielandschaft in der Ebene von Udine.
Kein Einzelobjekt der Industrieanlage ist gesondert
zu betrachten, alles steht in einer Relation zueinander.
Die existierenden Strukturen treten in einen
Dialog mit den neuen Produktionsstraßen, eine kongruente
Skyline zieht sich über den gesamten Campus
und bildet einen vielgestaltigen Hintergrund aus
Elementen und Szenen.
„Plaxil 8“ überschreitet somit die Idee von unabhängigen
Einzelhüllen und suggeriert einen architektonischen
Diskurs aus verschiedenen Oberflächen,
ergänzt bereits vorhandene Bauteile und schafft
Durch- und Ausblicke mittels visueller Transparenz
von Gitterhüllen und -strukturen. Mit diesem Neubau
und der gleichzeitigen Erweiterung und Renovierung
des Firmenrestaurants (ebenfalls von Pietro Valle
entworfen) führen Auftraggeber und -nehmer die
Tradition eines Experimentierens mit Industriearchitektur
auf dem Gelände fort und die unendliche – seit
30 Jahren dauernde – Mutation des Fantoni Campus
geht weiter.