BAU-IT 2019: Bits & Bytes unter einem Dach
Mit der BAU in München schloss kürzlich auch die BAU-IT, die wichtigste Messe-Plattform für Bausoftware, ihre Tore. Was waren die IT-Trends und was war für Planer wichtig?
Im Zusammenhang mit der Neustrukturierung der BAU-Messehallen ist die BAU-IT in die neu gebaute Halle C5 umgezogen und hatte dort die gesamte Ausstellungsfläche zur Verfügung, womit sie zur größten Schau dieser Art in Europa aufgestiegen ist. Auf rund 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche erhielten Messebesucher einen Überblick über aktuelle Bausoftware-Entwicklungen von rund 200 Bausoftware-Anbietern. Einen kleinen Teil davon stellt dieser Messe-Nachbericht vor.
BAU-IT unter einem Dach: erstmals füllte die Bausoftware-Branche eine komplette BAU-Messehalle. Foto:©Behaneck
Neues CAD für BIM
Die Digitalisierung und BIM waren zentrale Messethemen – am meisten BIM boten die Hersteller von CAD-Programmen. So unterstützt die neue Version der Open BIM-Software Allplan 2019 von Allplan Deutschland die neue BIM-Schnittstellenversion IFC4. Das soll die Zusammenarbeit an Open BIM-Projekten verbessern, ebenso wie die cloudbasierte BIM-Plattform Allplan Bimplus für das Disziplin übergreifende Management von BIM-Modelldaten, Informationen, Dokumenten und Aufgaben (www.allplan.com).
Autodesk hat am Gemeinschaftsstand mit seinen Partnern aufgezeigt, wie der Einsatz von BIM-Lösungen zu mehr Produktivität, Qualität und zu neuen Aufträgen führt. Darüber hinaus konnte man das nach Ausstellerangaben weltweit größte städtische BIM-Modell in der virtuellen Realität erleben (www.autodesk.at).
Mit Vectorworks Architektur 2019 von Computerworks können Planer die Plandarstellung von 3D-Symbolen und 3D-BIM-Objekten sowie von Ansichten individuell steuern. Neben Standard-Bauteilen lassen sich nun auch Sonderbauteile individuell modellieren und mit IFC-Daten ergänzen. Auch der IFC-Export und die Mengen- und Kostenermittlung wurden erweitert (www.vectorworks2019.eu).
Arcon Evo von Elecosoft vereint 2D-/3D-CAD und Rendering in einem Produkt. Mit dem integrierten Reporting-Tool lassen sich Flächenberechnungen und Kostenschätzungen erzeugen. Mit dem arconWebViewer können Projekte betriebssystemunabhängig betrachtet werden. IFC- und STL-Schnittstellen ermöglichen Open-BIM-Planungen und 3D-Drucke (www.elecosoft.de).
Archicad 22 von Graphisoft hat ein Werkzeug erhalten, mit dem Fassaden, Designs, Muster oder Profile frei gestaltet werden können. Darüber hinaus wurde eine Teamwork-Lösung präsentiert, die einen Zugriff auf Planungsdaten ermöglicht. Vorgestellt wurden auch die OPEN BIM-Analyseergebnisse zum Zusammenspiel von Archicad-BIM-Modellen und der Mengenermittlung in AVA-Programmen unterschiedlicher Hersteller. Im Vergleich zur händischen Referenzberechnung waren die Ergebnisse praktisch identisch (www.graphisoft.at).
CAD-Programme bieten neben BIM beispielsweise auch Werkzeuge für die Gestaltung außergewöhnlicher Fassaden. Foto:©Graphisoft
RIB Software hat neben seinen BIM-orientierten Lösungen für CAD, FEM und Tragwerksplanung auch seine strategische Kooperation mit Datengut, dem Hersteller mobiler Baustellenlösungen, vorgestellt. Im Fokus steht die Entwicklung mobiler, cloudbasierter Software für den Mittelstand, unter Anbindung an die iTWO-Technologie von RIB (www.rib-software.com, www.datengut.de)
Trimble war erneut mit einer ganzen Palette an Soft- und Hardwarelösungen für Planer und Bauausführende vertreten – mit der neuen Version von SketchUp Pro für die 3D-Modellierung, mit Mixed Reality-Brillen für die Präsentation, mit BIM/CAD-Lösungen für den Stahlbau und die Gebäudetechnik sowie mit 3D-Aufmaßsystemen für die Bestandserfassung (www.trimble.com). Im Rahmen von Vorträgen präsentierte das Team von Xeometric, wie ELITECAD, die BIM-/CAD- und Visualisierungssoftware für Architekten, Bauplaner und Innenarchitekten, in den Bereichen 2D-, 3D-, BIM-Planung, Rendering und VR sowie in der Umbauplanung praktisch eingesetzt wird (www.elitecad.eu).
BIM in der AVA
G&W Software ermöglicht mit dem erweiterten Modul BIM2AVA von California.pro 10 eine Kostenplanung in früher Planungsphase über standardisierte Raumtypen. Damit soll die Kostenplanung von Bauprojekten mit vielen Räumen gleicher Ausstattung rationalisiert werden. Für die Objektüberwachung bietet California.pro 10 neben der automatischen Prognose jetzt auch die Möglichkeit zur Erfassung individueller Prognosemengen (www.gw-software.at).
Mit NEVARIS von NEVARIS Bausoftware lassen sich mobil erfasste Daten für die Bauprojektdokumentation auswerten. Erweitert wurde die Erstellung von LVs, Gesamt-LVs oder LVs aus mehreren Gewerken und Kostenelementpositionen. Neue Funktionen und Module ermöglichen das Zurückschreiben von Attributen in NEVARIS bearbeiteter 3D-Bauteile in das CAD-Modell oder die BIM-basierende Erstellung von Projektstrukturplänen für das Controlling und die Terminplanung (www.nevaris.com).
Im Rahmen von Präsentationen, Foren oder individuellen Gesprächen konnten sich Besucher umfassend über neueste Entwicklungen informieren. Foto:© NEVARIS Bausoftware
Nova Building IT, Anbieter cloudbasierter AVA-Software, und BIM-Softwarehersteller Graphisoft haben ihre Programme NOVA AVA BIM und ARCHICAD und mithilfe des Open BIM-Standards kompatibel gemacht. Damit steht das 3D-Modell in allen Komponenten der cloudbasierten AVA- und Baukostenmanagement-Lösung NOVA AVA BIM zur Verfügung (www.avanova.de).
ORCA AVA 23 von ORCA Software unterstützt den neuen BIM-Schnittstellenstandard IFC 4. In der ORCA IFC-Mengenübernahme können CAD-Layer nun auch über Filter visualisiert werden. Bauteilattribute werden über CAD-IFC-Exporteinstellungen bestimmt und in der IFC-Mengenübernahme für jedes Bauteil nach verschiedenen Kriterien gruppiert angezeigt. Eine IFC-Diagnose protokolliert Unstimmigkeiten (www.orca-software.com).
Das „Digital Village“ bot auch eine gut besuchte Präsentationsplattform für Start-Up Unternehmen. Foto:©Messe München, Studio Loske
Neues fürs Büro
Mit Bluebeam Revu hat Bluebeam eine cloudbasierte Software für die Optimierung von Arbeitsabläufen und der Projektkommunikation vorgestellt. Auf der Basis von PDF-Dokumenten werden Projektinformationen, darunter Metadaten, Hyperlinks, Lesezeichen, Bilder, Anhänge und 3D-Modelldaten papierlos transferiert (www.bluebeam.de).
Das Baumanagement- und Kooperationswerkzeug Docu Tools vom gleichnamigen Hersteller bot smarte Funktionen für die Verwaltung und Dokumentation von Projekten und Aufgaben, beispielsweise für die Zuweisung und Kontrolle von Aufgaben, die Kooperation im Team, automatisierte Benachrichtigungen oder die Integration von Plänen (www.docu-tools.com).
EDV-Software-Service orientiert sich bei der Bauphysik-Software AX3000 an der aktuellen deutschen EnEV, DIN V 18599 und EEWärmG sowie der österreichischen OIB-Richtlinie 6. Die Software bietet eine CAD-Geometrieübernahme, Variantenvergleiche, normgerechte Berechnungen für Wohn- und Nichtwohngebäude sowie flexible Auswertungsmöglichkeiten (www.ax3000-group.at).
Epson präsentierte Druck- und Projektionslösungen für Büros und Baustellen. Im Fokus standen dabei die neuen großformatigen SureColor SC-Tx100 und x400-Drucker, die sich aufgrund ihres kompakten Designs gut in Umgebungen mit geringem Platzangebot einfügen. Mit der EB-1795F-Serie präsentierte Epson auch kompakte, mobile Projektoren für viele Anwendungsbereiche im Bauwesen (www.epson.at).
pro-Report von Gripsware kann jetzt die komplette Gebäudestruktur per IFC-Schnittstelle importieren. Räume und Mängel lassen sich auf der Baustelle dokumentieren und im Plan verorten. Baubesprechungen können erstellt, verwaltet und verteilt werden. Neu ist auch ein optionaler Web-Client, mit dem offene Reports angezeigt, dem Bauleiter als erledigt markiert und von diesem daraufhin kontrolliert werden können (www.gripsware.de).
Mit BauMaster von PASit software haben Projektleiter alle Informationen auf dem Tablet stets dabei – etwa für Baubesprechungs-, Abnahme- und Mängelprotokolle. Besprechungspunkte lassen sich mit Fotos, Skizzen oder Sprachaufnahmen oder einen Planmarker ergänzen (www.bau-master.com).
Die Digitalisierung und Teamorganisation im Planungsbüro steht im Mittelpunkt von Projekt Pro für die datenbankgestützte Vernetzung von Unternehmens- und Projektdaten. Am Messestand wurde unter anderem ein Konzept für ein neues, mobiles Projekt- und Baustellen-Management für Bauleiter vorgestellt (www.projektpro.com).
Neu in der Version 12.6 der Software für Controlling und Management untermStrich X2 von untermStrich Software sind unter anderem Kostenstellen-Arbeitspakete. Damit lassen sich komplexe Projektstrukturen verwalten. Für den Stundennachweis können nun mehrere unterschiedliche Vorlagen erstellt werden. Auch Daten-Auszüge für die DSGVO lassen sich erstellen (www.untermstrich.com).
2D/3D- Plangrafik. Foto:Computerworks
… und die Baustelle
Mit der GTC 400 C Professional mischt Bosch jetzt auch im Wärmebildkamera-Sektor mit. Die in der Werkzeug-Halle C6 vorstellte neue Wärmebildkamera verfügt über eine IR-Auflösung von 160 x 120 und eine thermische Empfindlichkeit von 50 mK. Die Wärmebilddaten lassen sich dank WiFi- und App-Unterstützung nahtlos verarbeiten (www.bosch-pt.com).
Die Möglichkeiten der Digitalisierung von Gebäude-Bestandsdaten präsentierte Vermessungs-Spezialist FARO. Mit FARO As-Built kann man beispielsweise den Ist-Zustand auf der Baustelle mit CAD- oder BIM-Modellen abgleichen und etwaige Abweichungen lokalisieren. Mit der Cloudlösung FARO Traceable Construction lassen sich Qualitäten und der Baufortschritt in Echtzeit verifizieren. Für Gebäudebetreiber erfasst der handgeführte Scanner FARO ScanPlan 2D-Grundrisse in wenigen Minuten (www.faro.com).
Wie man zugleich millimetergenau misst und zeichnet, präsentierte Flexijet mit dem vollständig überarbeiteten 3D-Aufmaßystem Flexijet 3D. Die neue Formgebung und das integrierte Touchdisplay sollen eine noch intuitivere Bedienung ermöglichen. Bilder der integrierten Kamera sowie Sprachnotizen lassen sich CAD-Punkten zuordnen (www.flexijet.info).
Ein neuartiges 3D-Aufmaßsystem hat Hexagon mit der Leica BLK3D vorgestellt. Das aus einer kalibrierten Stereokamera bestehende, handliche Messgerät ermöglicht 2D-/3D-Laseraufmaße oder 3D-Messungen im Foto. Die aufgenommenen Stereobilder lassen sich für Grundrisspläne, Angebote, Dokumentationen des Baufortschritts oder des Gebäudebestands auswerten. Mit der optionalen Desktop-Software können aus Messbildern auch 3D CAD-Modelle generiert werden (www.blk3d.at).
Das 3D-Aufmaßsystem Hottscan von Hottgenroth tastet die Umgebung rasterförmig ab – ähnlich wie ein 3D-Laserscanner, allerdings mit einer geringeren Punktedichte. Aus den parallel erstellten Einzelbildern wird zusätzlich ein hochauflösendes räumliches 3D-Panoramabild erstellt. Mit der dazugehörigen Fotoaufmaß-Software lassen sich am PC Räume dreidimensional modellieren (www.hottscan.de).
In der Werkzeug-Halle C6 präsentierte Messgeräte-Anbieter Testo neben den Wärmebildkamera-Modellen Testo 865, 868, 871 und 872 mit bis zu 320 x 240 Pixel IR-Auflösung, auch Temperatur- und Feuchtemessgeräte. Mit der Testo Smart Probes-App und den passenden Fühlern lassen sich Schimmel-Indikatoren im Vorfeld erkennen (www.testo.at).
Neben BIM wurden auch neue Grafik- und Konstruktionswerkzeuge präsentiert, etwa für die Treppenmodellierung. Foto:©Allplan
Wiedersehen auf der digitalBAU!
Im Rahmen von Foren, Vorträgen und Diskussionen wurden auch aktuelle Probleme thematisiert, beispielsweise fehlende BIM-Standards, mangelnde BIM-Fachkräfte oder die Einbindung der Bauausführung oder Gebäudenutzung, die noch am Anfang steht. Diverse Initiativen, Konsortien und Verbände wie BIM4INFRA2020, BVBS, DigitalTwin, Mittelstand Digital, Planen-Bauen 4.0, buildingSmart oder der VDI haben Konzepte vorgestellt, wie man diesen Herausforderungen begegnen kann. Mit dem „Digital Village“ wurde in der Bau-IT-Halle eine neue Präsentationsplattform für Start-up-Unternehmen geschaffen. Diese konnten auf 200 Quadratmetern ihre Produkte und Geschäftsideen vorstellen. Mit Campo und PlanRadar wurden beispielsweise zwei Web-Lösungen für die Baudokumentation, das Mängel- und Aufgabenmanagement (www.planradar.com, www.campo.de) oder mit Plan.One eine Datenbank für das schnelle Auffinden und Vergleichen auf das jeweilige Bauvorhaben zugeschnittener Produkte vorgestellt (www.plan.one).
Die nächste BAU findet vom 11. bis 16.01.2021 in München statt. Ab dem nächsten Jahr soll es mit der „digitalBAU“ vom 11. bis 13.02.2020 in Köln alle geraden Jahre einen BAU-IT-Ableger geben. Damit kann sich die Bau-IT-Branche nun jährlich abwechselnd auf der BAU- und ditigalBAU präsentieren.
Kategorie: EDV