Beton & Zement Jahresrückblick 2024
Bauen der Zukunft
Mit einer visionären Keynote, einer abwechslungsreichen Podiumsdiskussion, innovativen Vorzeigebeispielen sowie einem Blick in die Zukunft, sorgte am 4. November 2024 das 45. Kolloquium „Forschung und Entwicklung für Zement und Beton“ der VÖZ für einen spannenden Nachmittag rund um Klimaschutz, Dekarbonisierung und Bauen der Zukunft.
Podiumsdiskussion „Klimaschutz und Bauen der Zukunft“: v.l.n.r.: Heimo Berger, interim. Vorstandsvorsitzender der VÖZ; CEO Leube Gruppe, Peter Krammer, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Bautechnik Vereinigung; CEO Swietelsky AG, Horst-Michael Ludwig, Institutsdirektor Bauhaus-Universität Weimar, Moderatorin Nicola Löwenstein, Jens Schneider, Rektor TU Wien, Isabella Stickler, Obfrau und Vorstandsvorsitzende Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Alpenland, Johannes Wahlmüller, Klima- und Energie-Sprecher GLOBAL 2000 © VÖZ
Den Auftakt machte Horst-Michael Ludwig von der Bauhaus-Universität Weimar. Spezialisiert auf Baustoffforschung, Klimaschutz und Ressourcenschonung, gab er einen Einblick in die Zemente der Zukunft. Heimo Berger, interim. Vorstandsvorsitzender der VÖZ und CEO Leube Gruppe, zeigte sich überzeugt, dass der Baustoff Beton auch in Zukunft Teil der Lösung sein wird: „Mit Beton können wir flächenschonend in die Höhe und Tiefe bauen, die Bauteilaktivierung trägt maßgeblich zur Klimaresilienz des Wohnbaus bei, zudem können wir unsere Baustoffe zu 100 Prozent im Kreislauf halten“. Auch VÖZ-Geschäftsführer Sebastian Spaun zeigte sich überzeugt, dass Zement und Beton in Zukunft nicht ersetzbar sein werden. Die Frage ist, wie die Zemente der Zukunft aussehen werden, wie eine CO2-Minderung bei ihrer Herstellung gelingen und wie Nachhaltigkeit im Betonbau umgesetzt werden kann.
Heimo Berger, interim. VÖZ-Vorstandsvorsitzender und CEO Leube Gruppe, VÖZ-Geschäftsführer Sebastian Spaun © VÖZ
Und dass Klimaschutz und Bauen Hand in Hand gehen müssen, zeigte auch die Podiumsdiskussion, die zwischen Entscheidungsträger:innen aus Industrie, Bau, Forschung und NGO stattfand. Sebastian Spaun zieht ein positives Resümee: „Seit 45 Jahren stellt die VÖZ mit dem Kolloquium die Forschung und Entwicklung in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Die rege Teilnahme am diesjährigen Kolloquium bestätigt den hohen Stellenwert der Forschung, um Themen wie Klimaschutz, Dekarbonisierung und Bauen der Zukunft erfolgreich voranzutreiben.“
Eine Downloadmöglichkeit der Präsentationen findet sich auf: www.zement.at
VÖZ – Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie
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Nachhaltiger Betondruck
In unmittelbarer Nähe zum Viva Forschungspark in Wopfing steht seit kurzem ein Pavillon als Best-Practice-Beispiel für den Baumit BauMinator 3D-Betondruck und setzt auf rund 80 m2 ein Beispiel für ressourcenschonendes, automatisiertes und dennoch individuelles Bauen.
BauMinator® Pavillon in Wopfing mit dem gemeinsam mit dem Institut für Tragwerksentwurf (ITE) der TU Graz entwickelten neuen Rippendeckensystem.
Entwickelt wurde der Betondrucker von Baumit, um damit Bauteile wie Betondecken und Wände schnell und stark gewichtsreduziert herzustellen. So ist es gelungen, den Pavillon rund 45 Prozent leichter als bei konventioneller Planung zu bauen und dabei über 30 Prozent CO2 einzusparen. Das dabei eingesetzte neue Rippendeckensystem wurde gemeinsam mit dem Institut für Tragwerksentwurf (ITE) der TU-Graz entwickelt und ist bereits in Österreich und Deutschland, inklusive aller notwendigen Prüfungen, umgesetzt. Dabei sind Deckengrößen bis über 700 m² realisiert worden.
Baumit GmbH
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Maximal minimal
PAULÍNY HOVORKA ARCHITECTS aus der Slowakei haben auf dem Hügel Suchý vrch oberhalb von Banská Bystrica ein komfortables, eingeschossiges, nahezu emissionsfreies Haus in Sichtbeton für eine private Bauherrschaft entworfen. Das Gebäude entspricht der slowakischen A0-Klassifizierung und ist über seine gesamte Höhe harmonisch in das Gelände eingebettet.
Nähert man sich dem Zasadený House von der rückwärtigen Seite, so kann es leicht passieren, dass man das Einfamilienhaus schlichtweg übersieht. Der Ort des Geschehens, Banská Bystrica, ist die sechstgrößte Stadt der Slowakei und befindet sich zwischen der Hauptstadt Bratislava und Košice. Mehrere Gebirge rahmen die 75.000-Einwohner-Stadt, die beinahe malerisch im Talkessel Zvolenská kotlina am Fluss Hron gelegen ist. „Zasadený“, also „eingebettet“, beschreibt das private Wohnhaus aus der Feder von Martin Paulíny und Braňo Hovorka durchaus treffend: Das begrünte Dach des Gebäudes scheint nahtlos mit dem umliegenden Gelände zu verschmelzen und auch von innen heraus erwecken die Wohnbereiche den Anschein, in die natürliche Umgebung nahtlos überzugehen.
Organische Verbindung von Innen und Außen
Die horizontale Form, die sich subtil an das Gelände anpasst und sich in den bestehenden Hang des Baugrundstücks bohrt, ermöglichte den Architekten, das Grundstück optimal auszunutzen und das Wohnhaus auf einer Ebene zu planen. So ließ sich die Wohnfläche mit einem Zugang von der Westseite und einem Garten nach Südosten in Richtung des abschüssigen Hangs ausrichten, was den Blick über dichte Kiefernwälder sowie die Stadt und die hohen Kämme der Großen Fatra eröffnet. Natürliche Materialien sorgen mit ihrer anmutigen Alterung und zurückhaltenden Farbgebung für ein zeitloses Ambiente. Wände und Decken aus Sichtbeton, die Linie der Traufe aus rohem Edelstahl und die Struktur der unbehandelten Holzterrassen treten ebenso wie die Bewohner selbst in den ungezwungenen Austausch mit der Umgebung: großzügige Glasflächen und Oberlichter holen die Natur auf Wunsch in den Innenraum.
Eingebettet in die Natur
Der Entwurf der Architekten spiegelt den Wunsch des Bauherren nach einem eingeschossigen Grundriss, Privatsphäre von den Nachbargrundstücken und einer visuellen Verbindung mit dem Garten und dem Kiefernwald von allen Wohnräumen aus wider. Eine kleine Herausforderung stellte die Planung einer angemessenen Beleuchtung und ausreichenden Sonneneinstrahlung für das zu großen Teilen eingegrabene Haus dar. Die Lösung: Ein großes Oberlicht, das mit einem teilweise transparenten Außenstoff umhüllt ist und den Innenraum variabel mit direktem Sonnenlicht versorgt.
Der Zugang zum Grundstück erfolgt von Westen her, wo sich der höchste Punkt des Grundstücks befindet. Hier endet die öffentliche Straße und mündet in eine private Zufahrt mit überdachtem Parkplatz. Vor dem Tor und über dem Weinkeller situiert, befinden sich Gästeparkplätze mit direktem Zugang zur Gartenterrasse des Hauses. Zur Wohnebene gelangt man hingegen über eine befahrbare Grasrampe und eine Treppe. Was die Komposition anbelangt, wird das Haus von seiner horizontalen Form dominiert, mit großen Fenstern, die zur Wohnterrasse und zum Wald hin ausgerichtet sind. Der Übergang zwischen der Terrasse und dem Innenraum erfolgt jedoch nicht linear, es wurde vielmehr ein rechteckiger Mäander geschaffen, der in das Innere führt. Damit dient der Wohnbereich dank seiner geschützten Lage als vollwertige Sommerküche mit Ess- und Sitzgelegenheiten im Freien. Dieser zentrale Wohnbereich ist mit seinem Oberlicht und der Symbiose aus Innen- und Außenbereichen für die Nutzung in den zunehmend wärmer werdenden Sommermonaten von entscheidender Bedeutung.
Schlicht mit Klasse
Der Grundriss des Hauses ist so einfach wie möglich konzipiert, wobei den minimal gehaltenen Fluren eine besondere Bedeutung zukommt. Um den zentralen Wohnbereich herum sind von einer Seite das Elternschlafzimmer mit Ankleide und Badezimmer sowie ein Arbeitszimmer angeschlossen. Auf der gegenüberliegenden Seite liegen Kinder- und Gästezimmer, die ebenfalls mit eigenen Bädern ausgestattet sind. Die Technik- und Lagerräume sind mit dem Eingang verbunden und grenzen im nördlichen Teil des Hauses an den Wohnbereich, der sich unter Bodenniveau befindet. Zum Raumprogramm zählen außerdem ein Weinkeller, der ausschließlich von der Gartenterrasse aus zugänglich ist, sowie praktische Abstellmöglichkeiten in der Nähe der Parkplätze, die sich neben dem Haupteingang des Hauses befinden.
Minimalistisch gibt sich das Zasadený House auch, was den Energieverbrauch anbelangt: Das Objekt, dessen extensiv begrüntes Dach in den Sommermonaten zur Kühlung des Gebäudes beiträgt und zusätzlich der Wasserrückhaltung dient, wurde als Niedrigenergiehaus der Energieklasse A0 ausgeführt. Anfallendes Regenwasser wird in einem unterirdischen Tank gesammelt und für den technischen Betrieb des Hauses, insbesondere für den Garten, wiederverwendet. Heizung und Kühlung erfolgen über eine Wärmepumpe, die durch Strom unterstützt wird, der auch in Form von Photovoltaik-Dachpaneelen gewonnen wird. Im Inneren des Hauses befindet sich ergänzend eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Zasadený House
Banská Bystrica, Slowakei
Bauherr: privat
Planung: PAULÍNY HOVORKA ARCHITECTS
Teamleitung: Braňo Hovorka, Martin Paulíny
Co-Autor: Natália Galko Michalová
Design Team: Pavol Hubinský, Jan Pilaar, Ján Fellner, Ján Holos, Božena Skybová, Marta Huttová, Ján Hronec, Katarína Tannhauserová
Statik: Pavol Hubinský
Bebaute Fläche: 439 m2
Nutzfläche: 365 m2
Planungsbeginn: 2016
Bauzeit: 2019 – 2023
Fertigstellung: 2023
Text: Linda Pezzei
Fotos: Matej Hakár
Klimafit bauen
Baustoffe wie Zement spielen eine Schlüsselrolle für den Klima- und Umweltschutz und die österreichische Zementindustrie arbeitet emsig am Einsatzpotenzial neuer klimafreundlicher Zemente in der Baupraxis. Dafür entwickelte die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ, gemeinsam mit den Mitgliedswerken und mit der Smart Minerals GmbH die klimafitten CEM-II/C-Zemente.
Der Lebenscampus Wolfganggasse zeigt, dass die Bauteilaktivierung im sozialen Wohnbau angekommen ist. © Daniel Hawelka
Im Zentrum standen dabei die industrielle Herstellung sowie die praktische Anwendbarkeit von Zementen, mit deutlich geringeren Klinkergehalten. 16 Zemente verfügen über eine Bautechnische Zulassung (BTZ) des Österreichischen Instituts für Bautechnik (OIB). Erste Demonstrationsgebäude mit dem CEM II/C – wie die Volksschule Adnet, ein Projekt der Salzburg Wohnbau, und eine Schule in Graz Reininghaus – zeigen: Er funktioniert, kostet nicht mehr und reduziert die CO2-Emissionen gewaltig – und die Bauherren sind begeistert.
© Daniel Hawelka
Vorzeigebeispiel Lebenscampus Wolfganggasse
Um die grüne Transformation zu forcieren, müssen nicht nur viele Hebel in Bewegung gesetzt werden, auch ein gewisses Durchhaltevermögen gehört dazu. „Wir als VÖZ haben das am Beispiel der Bauteilaktivierung selbst gezeigt und erlebt. Mehr als 15 Jahre nach den ersten wissenschaftlich begleiteten Pilotprojekten geht diese einfache, aber gleichzeitig unheimlich effiziente Technologie so richtig in die Breite. Ein Vorzeigebeispiel ist der Lebenscampus Wolfganggasse, der zeigt, dass die Bauteilaktivierung im sozialen Wohnbau angekommen ist“, so Sebastian Spaun, Geschäftsführer der VÖZ. Im neuen Stadtteil Wolfganggasse realisierten die wbv-gpa und Neues Leben mit den Architektenteams Gerner Gerner Plus und M&S Architekten den sogenannten Lebenscampus Wolfganggasse mit 323 geförderten Wohnungen, zahlreichen Sonderwohnformen wie auch einem innovativen Gebäudetechnikkonzept.
VÖZ Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie
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Nachhaltigkeit gold-zertifiziert
Der Anteil der „Green Buildings“ steigt rasant und wird zu dem bestimmenden Zukunftsmodell der Bauwirtschaft. Das CSC (Concrete Sustainability Council) ist die erste Nachhaltigkeits-Zertifizierung für Beton und seine Lieferkette, die in etablierte Gebäude-Bewertungssysteme wie ÖGNI, DGNB, LEED und BREEAM übernommen werden kann. Holcim erreicht für alle seine Zement- und Betonstandorte in Österreich als erstes Unternehmen der Branche die Gold-Bewertung.
CSC Gold-Zertifikat für alle Holcim Zement- und Betonwerke in Österreich. V.l.n.r. Gernot Tritthart, Vertriebs- und Marketingdirektor Holcim (Österreich), Martina Wagner, Leiterin Umweltabteilung Holcim Zementwerk Mannersdorf, Giv Noori-Khadjavi, Holcim Produktmanager Zement und Projektleiter der Zertifizierung
Der CSC-Standard bewertet die Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette von Zement, Beton und der Rohstoffindustrie. Das ganzheitlich ausgerichtete Zertifizierungssystem baut auf der Evaluierung von Management, Umwelt, Sozialem, Ökonomie sowie der Lieferkette auf. Die CSC-Zertifikate für Holcim Österreich wurden nach Prüfung durch den VDZ – Verein Deutscher Zementwerke eV im September 2024 verliehen, sie sind weltweit für drei Jahre gültig.
Holcim (Österreich) GmbH
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Moderne Höhlen-Architektur
Das Richard Gilder Center für Wissenschaft, Bildung und Innovation – kurz Gilder Center – soll im American Museum of Natural History (AMNH) in New York City eine neue Museums-Ära einläuten. Mit seinem skulpturalen Stein-Design ruft der Neubau von außen auf den ersten Blick eher Assoziationen mit vergangenen Epochen hervor. Im Inneren belehrt der Entwurf von Studio Gang Besucher aber eines Besseren und zeigt sich mit seinem höhlenartigen Charakter als einzigartiger Raum zum Erforschen und Entdecken.
Ensemble mit langer Tradition
An der Upper East Side Manhattans direkt am Central Park gelegen, erstreckt sich das prestigeträchtige Museum über vier Häuserblocks. Im Laufe seines 150-jährigen Bestehens wurde der zehnteilige Komplex sukzessive an veränderte Anforderungen angepasst. Die Architekten aus Chicago realisierten mit dem Gilder Center nun das jüngste Projekt, das sich seit seiner Eröffnung 2023 (mit rund vier Jahren Verspätung) in die Reihe der Umbau- und Erweiterungsarbeiten einfügt. Der Zubau befindet sich an der nordwestlichen Seite des Campus, wo er an der Columbus Avenue eine markante Eingangssituation kreiert. Mit einer felsenartigen, 2.200 m2 großen Vorhangfassade fügt sich das Center zwischen die bestehenden Trakte ein und zieht dabei die gesamte Aufmerksamkeit auf sich.
Riesiges Steinmosaik
Die Front des Gebäudes besteht neben großflächigen Verglasungen aus 5.500 Natursteinpaneelen mit je bis zu 300 kg. Diese fügen sich mosaikartig, in einem diagonalen Muster aneinander und wurden in Zusammenarbeit mit der Firma Hofmann Naturstein realisiert. Das Besondere dabei? Bei den Steinen handelt es sich um einzigartig gekrümmte Unikate. Jedes einzelne Element erfasste man zunächst in einem BIM-Modell und setzte es schließlich zu einer Ansicht zusammen. In Anlehnung an die Umgebung und den historischen Bestand fiel die Wahl auf Milford Pink Granit, ein lokales Material. Der Naturwerkstoff zeichnet sich durch seine spezielle Färbung aus und kam bereits bei den übrigen Trakten des American Museum of Natural History zum Einsatz. Anstelle der namensgebenden Rosatöne wurden für die steinerne Außenhaut jedoch bereits direkt im Steinbruch in Massachusetts Blöcke mit weiß-grauer Färbung ausgesucht. Die Maßrohblöcke schiffte man dann zur Weiterverarbeitung ins deutsche Werk des Natursteinfassaden-Spezialisten, wo die Paneele mit Fünf-Achs-Fräsen und unter Berücksichtigung einer Fertigungstoleranz von nur 1 mm Stück für Stück geformt wurden. Zurück in den USA montierte man die sandgestrahlten Steine schließlich mithilfe eines – ebenfalls eigens entwickelten – Steckdornsystems auf einer Stahlunterkonstruktion. Die aufwendige Vorhangfassade dient aber nicht nur als optischer Hingucker: Eine Sustainability Targeting LEED Gold-Zertifizierung belegt, trotz des Transportweges, dass sie sich auch in Sachen Nachhaltigkeit und Effizienz nicht zu verstecken braucht. Die Verkleidung aus Stein schützt das Museum, in Kombination mit passiven Maßnahmen wie schattenspendenden Bäumen und tief in den Wänden sitzenden Fenstern, vor Überhitzung und sorgt ganzjährig für ein angenehmes Raumklima des Gilder Centers.
Neues Campus-Bindeglied
Von innen nach außen entwickelt, sollte das Center nicht nur als Erweiterung des bestehenden Museums, sondern auch als künftiges Bindeglied fungieren. Mithilfe von neuen Verbindungen schafften es die Architektin Jeanne Gang und ihr Team, die insgesamt zehn Gebäudeteile stimmig zusammenzuschließen. Sie öffneten diverse Sackgassen, ersetzten diese mit einem durchgängigen Wegesystem und konnten dadurch sowohl die Funktionalität als auch das Besuchererlebnis des gesamten Museumscampus verbessern. Ein licht- und luftdurchflutetes Atrium fungiert mit seinen tiefen Sitzstufen als Herzstück des Gebäudes. Es bereitet den Museumsbesuchern einen imposanten Empfang und weckt zugleich spielerisch den Forscherdrang. Außerdem verknüpft der fünfstöckige Bereich die rundherum anschließenden Ebenen über Brücken, skulpturale Räume und gewölbte Öffnungen, lässt erste Einblicke auf Exponate zu und ist – ebenso wie die von der Natur inspirierten Außenansichten – rundum organisch geformt. Sämtliche Oberflächen erinnern mit ihrer porösen Struktur an durch Wind und Wasser geprägte Steinformationen. Das Ergebnis ist eine gigantische Höhle, die als beeindruckende Landschaft mit fließenden Übergängen erkundet werden will.
Wie aus einem Guss
Die geschwungenen Wände und Bögen bilden als lastabtragende Elemente zugleich das strukturelle Rückgrat des Gilder Centers. In Kooperation mit dem Statikbüro Arup und unterstützt durch parametrische Entwurfstools wurde die Geometrie auf die Fundamente abgestimmt. Um die freien Formen konstruktiv umsetzen zu können, fertigte man anhand von digitalen Gebäudemodellen individuell geformte Bewehrungskörbe an. Auf der Baustelle kam mit Spritzbeton eine Technik aus dem Infrastrukturbereich zum Einsatz, bei welcher der flüssige Beton direkt auf die Unterkonstruktion aufgebracht wird. So erzielte das Team von Studio Gang zum einen eine durchgängige, fugenlose Optik der Innenräume, zum anderen ließ sich durch den Verzicht auf Schalungen der Abfall reduzieren.
Interaktive Lernlandschaft
Dank zahlreicher neuer Funktionen erhalten Interessierte im Inneren des Erweiterungsbaus künftig die Möglichkeit, noch tiefer in die Arbeit und Sammlungen des American Museum of Natural History einzutauchen. Über die einzelnen Geschosse verteilt, bietet das Gilder Center auf fast 22.000 m2 jede Menge Platz für Ausstellungs- und Galerieflächen, in denen sich alles um die Welt der Insekten dreht. Dazu gehören z.B. ein Insektarium und ein Schmetterlings-Vivarium mit lebenden Insekten, interaktiven Exponaten und großformatigen Modellen, die dazu einladen, den Lebensraum der Tiere kennenzulernen. Lehr- und Forschungsräume für Schulkinder bis hin zu Wissenschaftlern sowie eine Bibliothek komplettieren das kulturelle Raumprogramm mitten in der US-Metropole. Die Gestaltung und Konzeption der Ausstellungsbereiche übernahmen Ralph Appelbaum Associates in Zusammenarbeit mit dem Museum.
Richard Gilder Center for Science, Education, and Innovation
Manhattan, New York City
Bauherr: American Museum of Natural History
Planung: Studio Gang
Statik/Akustik: Arup
Fassadentechnik: Buro Happold
Steinfassade: Hofmann Naturstein
Landschaftsplanung: Reed Hilderbrand
Ausstellungsplanung: Ralph Appelbaum Associates
Lichtplanung: Renfro Design Group
Nutzfläche: 21.368 m²
Baubeginn: 2019
Fertigstellung: 2023
Baukosten: $ 465 Mio.
Text: Edina Obermoser
Fotos: Iwan Baan
Für dekarbonisierte Städte
Holcim und PORR treiben die Dekarbonisierung im Städtebau voran: Energie-Transformation, CO2-reduzierte Bauprodukte und Partnerschaften für energieeffizientes Bauen sowie Kreislaufwirtschaft sind die Pfeiler der Nachhaltigkeits-Strategien. Gemeinsam mit PORR präsentierte Holcim am Austrian World Summit 2024 ein Best Practice, das ökologisch nachhaltige Sanierungsprojekt „Europäisches Patent Office“ in Wien.
Das Sanierungsprojekt des Wiener Standorts des Europäischen Patentamts ist ein Vorbildprojekt für Ressourcenschonung. Das Gebäude am Rennweg 12 wird durch den Einsatz regenerativer Energien mehr Energie erzeugen, als es für seine Grundfunktionen an Heizung, Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Warmwasser verbraucht. Das Energiekonzept basiert auf einer großflächigen PV-Anlage mit internem Speicher sowie einer Geothermie-Anlage mit 20 Erdwärmesonden.
Auch beim Bau selbst wurde auf nachhaltige Baustoffe geachtet. Holcim Beton Österreich lieferte CO2-reduzierten ECOPact Beton mit ECOCycle Recyclingmaterial. Für das ökologisch nachhaltige Gebäude ist damit eine BREEAM-„Hervorragend“ Zertifizierung geplant. Die Sanierung wird im 4. Quartal 2024 abgeschlossen sein.
Eine BREEAM-Zertifizierung bedeutet unter anderem strenge Kriterien rund um die Kreislaufwirtschaft, wie etwa 25 % Recyclinganteil bei Baurestmassen und 25 % bei Zuschlagstoffen. Diese werden aufgrund von Maßnahmen rund um die Trennung der Bauabfälle und Wiederverwendung von Bestandsmaterialien wie Beton und Ziegelsubstrat bei dem Referenzprojekt zum Teil deutlich übertroffen.
Holcim (Österreich) GmbH
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Ohne zusätzliche Außendämmung
Im Rahmen der Bundesgartenschau entstand in Heilbronn am Neckarbogen das mehrfach ausgezeichnete, sechsgeschossige Objekt die Grüne Ecke, konzipiert von Mattes Riglewski Wahl Architekten. Herausragendes Merkmal ist dabei die monolithische Gebäudehülle aus hellem Liapor-Leichtbeton.
Errichtet wurden das Untergeschoss und das erste Stockwerk aus 130 m³ Liapor-Leichtbeton LC12/13D1.1 in 65 cm Stärke. Die vier darüberliegenden Wohngeschosse bestehen aus 140 m³ Liapor Leichtbeton LC20/22D1.4 in 40 cm Stärke. Der Baustoff Beton ist bei diesem Projekt ohne zusätzliche Außendämmung jederzeit direkt sichtbar und ablesbar und verleiht der Fassade ein natürliches, lebendiges Erscheinungsbild. Während der untere Bereich ganz von allein die erforderliche Wärmedämmung gemäß der aktuellen EnEV-Vorgaben erreicht, wurden in den oberen Stockwerken innenseitig noch 10 cm starke Calciumsilikatplatten aufgebracht.
Lias Österreich GesmbH
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Fotos: Fotografie Dietmar Strauß, Besigheim
Im Geiste von Leben und Freiheit
Das Ágnes-Heller-Haus der Universität Innsbruck beweist, wie man weitläufige innerstädtische Grünräume schaffen und urbane Areale beleben kann, ohne bei der Architektur Abstriche machen zu müssen. mohr niklas architekten trafen schon zu Beginn des Projekts eine klare städtebauliche Entscheidung und setzten zugunsten der Allgemeinheit auf eine Komprimierung der Grundfläche des Gebäudes. Die markante Kubatur des Universitätsneubaus ist ein Resultat dieser Entscheidung.
Die 2019 verstorbene ungarische Philosophin Ágnes Heller ist die Namenspatronin des neuen Baus am Campus Innrain, welcher die Institute der geistes-, kultur- und bildungswissenschaftlichen Fakultäten an einem Standort vereint. Leben und Freiheit galten Ágnes Heller als höchstes Gut. Großzügige Freiräume und ein lebendiges Campustreiben sollen diese Werte widerspiegeln. Die angrenzenden Grünflächen wurden im Sinne der Nachhaltigkeit auf sozialer, ökologischer, ökonomischer und klimatischer Ebene als Naherholungsraum für Studierende, Anrainer und Vorüberspazierende konzipiert. Das Gebäude selbst soll als neuer Hochpunkt im übergeordneten Stadtsystem dem voranschreitenden Verdichtungsprozess Innsbrucks Rechnung tragen.
Ein Platz für alle
Mit der Positionierung und Ausgestaltung des Baukörpers zielten mohr niklas architekten darauf ab, zwei klar differenzierte Freiräume zu schaffen: während der Christoph-Probst-Platz dem Universitätsbau zugeordnet wurde und den Neubau stadträumlich fasst, ist die über eine Grüntreppe zu den Hörsälen im Untergeschoss abfallende Campuswiese als offen zugänglicher Günraum ausformuliert. Dazwischen bilden zwei Unter- und fünf Obergeschosse einen Sockel mit Terrasse. Während sich das Gebäude in Richtung Inn zurückhaltend zeigt, wächst es straßenseitig mit einem weitere fünf Geschosse hohen Turm selbstbewusst in die Höhe.
Zur Innpromenade – einer beliebten und belebten Flaniermeile, Laufstrecke und Radroute – hin lädt die öffentliche Mensa mit ihrer Terrasse zum Anhalten und Verweilen ein. Der Eingang zur Straße führt zu Ausstellungsräumen des Archäologischen Museums der Universität Innsbruck, das sich im ersten Untergeschoss befindet. Sogar über jeweils zwei Untergeschosse erstrecken sich die beiden überhöht ausgebildeten Hörsäle. Diese können mit Tageslicht versorgt werden, wobei der 600 Sitzplätze umfassende Hörsaal als Audimax der Universität fungiert und Ausblicke auf die Nordkette bietet. Die darüber liegenden Ebenen beherbergen Seminarräume, Lese- und Lernzonen für die Studierenden sowie Büroräume für das Universitätspersonal. Herzstück des Gebäudes ist ein großzügig gestaltetes, tageslichtdurchflutetes Atrium mit freitragenden Treppen, das der Orientierung und Kommunikation dient. Die Architekten bezeichnen den Erschließungsbereich als demokratischen Vermittler, eigens gestaltete Geländer verleihen der Raumstruktur eine skulpturale Anmutung. Während sich hier innenliegende, temporäre Arbeitsplätze finden lassen, orientieren sich die Büros und ständigen Arbeitsplätze nach außen, bieten natürliche Belichtung und Belüftung sowie eine Blickverbindung zur Stadt.
Ein Zeichen setzen
Die Beziehung des Ágnes-Heller-Hauses zur Umgebung und Stadt spielte für mohr niklas architekten eine entscheidende Rolle, was die Gestaltung der Fassade anbelangt: in Anlehnung an die Innsbrucker Arkaden spannten die Planer einen gestalterischen Bogen von der nutzungsspezifischen Kleinteiligkeit zum großen Ganzen. Der größte Bogen markiert den Haupteingang – er trägt den Titel „Portal“ und ist ein Kunst-am-Bau-Projekt von Peter Sandbichler, das vom Architekten und Leuchtenplaner Georg Bechter ins rechte Licht gerückt wurde.
Die auffällige Farbgebung ist eine Reminiszenz an das rötliche Gestein, das im vergangenen Jahrhundert für viele Gründerzeitbauten Innsbrucks verwendet wurde: die Höttinger Brekzie. Der charakteristische Stein besteht aus eckigen Gesteinstrümmern, die durch eine feinkörnige Grundmasse verkittet sind. Übersetzt in rot eingefärbte Betonfertigteile zollen die Architekten diesem Erbe Tribut. Die Fassade wurde sandgestrahlt, die Laibungen geschliffen – sie verdrehen sich vom Erdgeschoss ausgehend bis in das neunte Obergeschoss von 90 auf 135 Grad. Die Pfeiler verjüngen sich nach oben, vollziehen ein subtiles Spiel mit Laibungsgeometrien und verleihen dem Gebäude eine aufstrebende Geste.
Ágnes-Heller-Haus – Universität Innsbruck
Innsbruck, Österreich
Bauherr: BIG – Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
Planung: mohr niklas architekten ZT-GmbH
Projektteam: Ulf Steinbrecher, Margit Haider, Patrick Gröller, Faruch Achmetov, Emma Peneder, Gregor Laurent, Simon Thalhammer, Angela Truschzinski, Eric Sviratchev, Hannah Neumann
Statik: Alfred Brunnsteiner – dibral
Grundstücksfläche: 12.500 m2
Nutzfläche: 12.800 m2
BGF: 24.800 m2
Planungsbeginn: Wettbewerb 11 / 2017
Fertigstellung: 2023
Baukosten: 54.3 Mio. Euro
Text: Linda Pezzei
Fotos: David Schreyer
Meilenstein für nachhaltiges Bauen
Ein Schlüssel zum nachhaltigen Bauen liegt in der Kreislaufwirtschaft: Die Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H hat 2023 zwei der nachhaltigsten und innovativsten Transportbetonwerke in Österreich errichtet und damit den Grundstein für die Herstellung recycling- und klimafitter Betone gelegt. Mit den neuen Werken können jetzt bis zu sechs unterschiedliche Recyclingfraktionen verarbeitet und somit der ÖKOBETON-R Anteil auf ca. 50 % aller verwendeten Betongüten ausweitet werden.
Neben dem bis zu 80 % reduzierten Kiesverbrauch wird durch die angepassten ÖKOBETON-Rezepturen der Klinkeranteil im Bindemittel um gut ein Drittel gesenkt, wodurch in jeder neuen Anlage mind. 10 % an klimarelevanten CO2 Emissionen vermieden werden.
Eines der Referenzprojekte für ÖKOBETON-R (Kreislaufwirtschaft), das bereits jetzt einen wesentlichen Beitrag zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft leistet, ist die Wohnhausanlage „Floriette“ in der Jagdschlossgasse im 13. Bezirk in Wien. Die historische Nordfassade dieses alten Gebäudes wurde 2022/23 umfassend saniert und zum Gesicht des Neubaus. 21 Wohneinheiten befinden sich in dem Hauptgebäude des Ensembles, das um einen Neubau ergänzt wurde. Im hinteren Teil des Wohnparks wurden drei Stadtvillen „Camille“, „Flora“ und „Rosa“ mit je 14 Apartments neu errichtet. Bei diesem herausragenden Projekt – gebaut in nachhaltiger Bauweise mit ÖKOBETON-R, wo es normativ möglich war – stehen Lebens- und Wohnqualität an erster Stelle.
Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H.
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Infrastrukturelles Wahrzeichen
Im Schweizer Aarau ersetzte das Planerteam von Christ & Gantenbein eine Betonbrücke aus dem Jahr 1949 durch einen Neubau. Sie entwarfen ein Bauwerk, das sich modern und doch respektvoll ins Stadtbild sowie das Ökosystem an der Aare integriert und zugleich das Verkehrsnetz stärkt. Mit elegant geschwungenen Bögen aus Beton wird die neue Aarebrücke nicht nur zum attraktiven Außenraum, sondern auch zur markanten Landmarke der Stadt.
Zwischen dem historischen Zentrum und den Vierteln im Norden befindet sich bereits seit der Römerzeit ein Übergang über die Aare. Dieser änderte sich im Laufe der Jahre etliche Male – eine Kettenbrücke und die bestehende Betonbrücke stellten die jüngsten Vorgänger dar. Bei der Auslobung des Wettbewerbs für den Neubau hob man besonders hervor, dass sich die neue Brücke behutsam in den urbanen Kontext einfügen sollte. Für die Entwicklung des Projekts holten die Architekten mit WMM Ingenieure und Henauer Gugler gleich zwei Ingenieurbüros mit ins Boot. Inspiriert von der mittelalterlichen Vergangenheit der Stadt, vereinten sie Tradition und moderne Technik in einer massiven Betonkonstruktion.
Die Brücke ist 119 Meter lang, 17.5 Meter breit und verfügt über zwei Spuren sowie beidseitige Geh- und Fahrradwege. Von den Fundamenten und Pfeilern bis hin zur Fahrbahn und den Brüstungen fügen sich sämtliche Betonteile möglichst fugenlos zu einer monolithischen Struktur zusammen. Fünf Bögen mit unterschiedlichen Spannweiten verleihen der Unterseite der Konstruktion einen skulpturalen Charakter. Sie lagern zum Teil auf zwei Senkkästen – einem Überbleibsel der alten Brücke im Flussbett – die man weiternutzte. Durch elliptische Aussparungen und Hohlräume konnte der Materialeinsatz weiter minimiert werden. Gemeinsam mit August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten gestaltete man im Zuge des Projekts außerdem die angrenzenden Uferbereiche entlang des Flusses neu. Während im Norden neue Grünflächen angelegt wurden, laden auf der Südseite künftig unweit der Altstadt eine großzügige Promenade sowie ein öffentlicher Platz zum Spazieren und Verweilen ein.
Text: Edina Obermoser Fotos: Stefano Graziani
Nachhaltigerer Beton
Beton ist zu 100 Prozent für die Kreislaufwirtschaft geeignet. Wopfinger Transportbeton arbeitet bereits seit 10 Jahren an der Weiterentwicklung von Betonen mit Anteilen an rezyklierten Gesteinskörnungen und bereitet Baurestmassen inklusive Ziegel und andere mineralische Baustoffe, die beim Abbruch alter Gebäude anfallen, in einem speziellen Verfahren auf.
Mit dem selbst entwickelten Verfahren zur Wiederaufbereitung von Gesteinskörnungen können dadurch der Recyclinganteil im Transportbeton erhöht und natürliche Ressourcen und Deponieflächen geschont werden. Hinzu kommt, dass die CO2-Aufnahmefähigkeit von Betonbruch beachtlich ist und bis zu 41 Prozent des CO2 betragen kann, die bei der Zementherstellung durch die Entsäuerung des Kalksteins entsteht.
Durch den Einsatz modernster Technik ist es nun möglich, beide Umweltziele besser zu erreichen: den Einsatz von Recyclingmaterial im Transportbeton weiter zu erhöhen, Zement und Zusatzstoffe selektiv zu mischen und exakt an die betontechnologischen Anforderungen auszurichten und somit eine möglichst hohe CO2-Reduktion zu erreichen.
Mit der Errichtung der beiden technologisch fortschrittlichsten ÖKOBETON-Werke Österreichs hat die Wopfinger Transportbeton in Seibersdorf und Bergland die technischen Möglichkeiten dafür geschaffen. Die nachhaltige Produktlinie ÖKOBETON mit rezyklierten Gesteinskörnungsanteil und CO2-reduzierten Beton-Rezepturen wird in den neuen ÖKOBETON-Werken ständig weiterentwickelt und auf alle anderen Transportbetonwerke der Wopfinger Transportbeton ausgerollt.
Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H.
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Licht, Beton und Meer
Das Team von External Reference, unter der Leitung von Architekt Carmelo Zappulla, entwarf mit „Escaleras y Mirador Vela“ ein innovatives Architekturprojekt an der Barceloneta Strandpromenade. 2022 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, schafft es erstmals eine Verbindung zwischen verschiedenen Ebenen, indem es die Passeig del Mare Nostrum und die Plaça de la Rosa dels Vents miteinander vereint.
Der Entwurf umfasst eine begehbare architektonische Fassade, bestehend aus einer Treppe und einem erhöhten Gehweg, der auf über 9 Meter ansteigt. Die städtebauliche Intervention verbessert den Zugangsbereich rund um das W Hotel und integriert sich nahtlos in den Rahmen des „PlanEspecial“ für die Nova Bocana des Hafens von Barcelona. Ziel des Projekts ist es, eine neue Beziehung zwischen Stadt und Meer zu schaffen. Die Treppe wurde als tektonisches Element entworfen, das seine Form von Salzkristallformationen ableitet. Sie „kristallisiert“ in einer Nische an der Kreuzung der Küstenpromenade und der monumentalen Ufermauer. Die neue Promenade, eine vorgefertigte Betonstruktur, schafft mit dreieckigen biorezeptiven Paneelen eine beeindruckende Fassade, die von einer Lichtleitfaserbeleuchtung bei Sonnenuntergang zum Leben erweckt wird. Architekt Carmelo Zappulla betont, dass der Weg als Katalysator wirkt, der die Dynamik zwischen Platz und Promenade transformiert. Beide werden zu dialogischen Teilen einer erlebnisreichen Kette.
Fotos: Adrià Goula
CO2-reduzierte Zement-Innovation
Der Fertigteilsektor nimmt in Österreichs Bauwirtschaft eine zentrale Rolle ein. Aufgrund der Produktionsprozesse in diesem Segment sind an die Zementhersteller besonders hohe Anforderungen für eine rasche Festigkeitsentwicklung gestellt. Um verschiedenste konstruktive Bauelemente zu fertigen, wurde bisher überwiegend auf klinkerreiche Zementsorten vertraut, die aber einen hohen CO2-Fußabdruck ausweisen.
Mit der jüngsten Produktinnovation „DER BLAUE FT“ ist es Holcim nun gelungen, dem wichtigen Fertigteilsegment eine leistungsstarke Produktalternative anzubieten: Dieser Zement weist gegenüber vergleichbaren Standardprodukten knapp 20 % weniger CO2 aus, zugleich erreicht er auch bei kalten Temperaturen eine rasche Frühfestigkeit. DER BLAUE FT erweitert das bestehende Holcim Portfolio, ist als CEM II/B-M (S-LL) 52,5 R gemäß der EN 197-1 zertifiziert und ab sofort am Markt erhältlich. Erste Einsätze im Fertigteilbau bestätigen die hohe Leistungsfähigkeit und die Möglichkeit, den CO2-Eintrag für den Fertigteilmarkt deutlich zu reduzieren.
Holcim (Österreich) GmbH
T+43 (0)1 588 89-0
www.holcim.at
Gedächtnis und Avantgarde
Das Projekt Archiv der Avantgarden erwächst laut Nieto Sobejano Arquitectos aus dem Dialog zwischen Gedächtnis und Avantgarde, repräsentiert durch das Gebäude und die darin enthaltene Sammlung, übersetzt in das Einfügen eines schwebenden Kubus, welcher das Archiv beinhaltet und alle umgebenden Flächen für eine flexible Nutzung als Ort öffentlicher Veranstaltungen, Ausstellungen, Workshops und Konferenzen freihält.
In Dresden ist das freistehende Gebäude der Neustädter Wache aus der Feder des Architekten Zacharias Longuelune gemeinhin unter dem Namen Blockhaus bekannt. An der Westseite des Neustädter Brückenkopfes der Augustusbrücke sowie am Neustädter Markt gelegen, befindet sich der markante Bau unmittelbar an der Elbe und nur wenige Meter vom Goldenen Reiter entfernt. Zahlreiche Transformationen sowie ein Wiederaufbau in den 1970er-Jahren nach schwerer Beschädigung im Zweiten Weltkrieg und die Elbflut im Jahr 2013 ließen das Gebäude aus dem Jahr 1732 ohne Nutzer zurück – bis das Blockhaus 2017 als potenzieller Standort für die Unterbringung der Sammlung Egidio Marzonas als Archiv der Avantgarden ausgewählt und ein entsprechender Architekturwettbewerb ausgelobt wurde, den Nieto Sobejano Arquitectos für sich entscheiden konnten.
Eine Zielvorgabe des Projektes war es, das Archiv sowohl für Fachleute als auch für die die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Die wesentliche Herausforderung für den Entwurf bestand darin, einen scheinbaren Widerspruch aufzulösen: eine Sammlung zu den vorwärts gerichteten Strömungen der Avantgarde in einem Gebäude des Barock zu archivieren“, erinnern sich Enrique Sobejano und Fuensanta Nieto. Der Entwurf nimmt in diesem Sinne diese Gegensätzlichkeit konstruktiv an und generiert daraus eine Stärke. „Der denkmalgeschützte Bestand wird respektiert und bildet einen Rahmen, die Sammlung das Zentrum des Gebäudes. Zwischen dem Alten und dem Neuen entsteht ein Spannungsfeld, in dem sich das Archiv der Avantgarden entfalten kann“, so die Architekten.
Material und Formensprache
„Da sich die barocke Hülle stark gegliedert, bisweilen kleinteilig und verziert präsentiert, lag es in unserem Sinne, mit dem Neubau im Inneren einen Gegenpol abzubilden“, legen Nieto und Sobejano dar. Zu diesem Zwecke wurden die Formen einfach und geometrisch klar gehalten. Das Herzstück des Projekts bildet der Kubus, dessen Form sich von der Grundform des Gebäudes ableiten lässt. „Er schwebt frei im Zentrum. Darunter und darum haben wir freie, flexibel nutzbare Flächen geschaffen“, so die Architekten. Lediglich vier Erschließungselemente gliedern den offenen Raum: Die bestehende Loggia als Eingangssituation, zwei Erschließungskerne sowie eine repräsentative, skulpturale Wendeltreppe.
Auch hinsichtlich der Materialien reduzierten sich die Gestalter auf ein Minimum. Der in weiß gehaltene Bestand aus Sandstein bildet einen weichgezeichneten Hintergrund für die neuen Ergänzungen in Sichtbeton. Diese dürfen in ihrer Rohheit eine gewisse Härte und Radikalität ausstrahlen, die dank der gewählten Bretterschalung jedoch gleichzeitig weich und auf subtile Art detailliert anmutet. „Um den Gegensatz zwischen Alt und Neu zu verstärken, haben wir besonderen Wert darauf gelegt, dass beide Elemente präsent sind, sich nahe kommen und miteinander wirken, sich aber nie direkt berühren“, erklären die Architekten die Entscheidung für ein drittes Material in Form von beschichtetem, dunklem Metall, welches sich gegenüber der weißen Hülle und dem hellen Beton dezent zurücknimmt.
Eine besondere Herausforderung während des Planungsprozesses bestand auch darin, die denkmalgeschützten Außenwände sowie das Dach in ihrer Erscheinung zu bewahren. „Im Sinne der Umsetzung unserer Vision der Kontroverse zwischen dem Alten und dem Neuen bei gleichzeitiger Klarheit der Formen und dem Schaffen offener, frei nutzbarer Flächen, war ein Erhalt der nachträglichen Einbauten nicht sinnvoll umsetzbar“, erklären Nieto und Sobejano die Vorgehensweise, nur die Originalsubstanz in Form der Außenwände zu erhalten und das Gebäude innen vollständig freizuspielen, um so Platz für eine bestmögliche Umsetzung des neuen Raumkonzeptes zu schaffen. Um dies zu ermöglichen, wurde das in den 1970er-Jahren ergänzte Dach abgenommen und später in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege wiederhergestellt.
Herausforderungen und Lohn der Mühen
Da sich die Planungs- und Bauzeit von 2018 bis 2023 erstreckte, erwiesen sich äußere Umstände wie die Coronapandemie sowie der Beginn des Krieges in der Ukraine, verbunden mit hohen Krankenständen und enormen Preisschwankungen als unerwartete Schwierigkeiten im Zuge der Umsetzung. „Darüber hinaus stellten uns die hohen Anforderungen an die Sichtbetonbauteile auf eine besondere Probe“, erinnern sich die Architekten an die Komplexität der Maßnahmen zurück, die zum Erreichen eines einheitlichen Sichtbetonbildes unter den gegebenen Bedingungen notwendig waren. „Die speziellen Geometrien sowie der Umstand, dass ohne Dach über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr betoniert werden musste, konnten allein durch die Entwicklung individueller Betonmischungen und Sonderschalungen bewältigt werden. Hinzu kam ein umfangreicher Bemusterungsprozess, um die gewünschte Optik zu erzielen.“
Die laufenden Optimierungsmaßnahmen haben sich – freuen sich Enrique Sobejano und Fuensanta Nieto im Nachgang – letztlich bezahlt gemacht: „Die Stadt Dresden stellt hinsichtlich des Miteinanders von Alt und Neu einen besonderen Ort für uns dar. Die Stadt hat große Zerstörung erlebt und verfügt gleichzeitig über ein reiches Erbe an historischen Gebäuden. Für den Wiederaufbau wurden über die Zeit – und werden auch noch heute – sehr unterschiedliche Ansätze verfolgt, welche jeweils kontrovers diskutiert werden. Wir freuen uns, dass wir in diesem Kontext einem historischen Gebäude Leben einhauchen und gleichzeitig etwas Neues schaffen konnten. Alt und Neu bestehen hier nicht nur nebeneinander, sondern bilden ein sich unterstützendes und stärkendes Miteinander.“
Dort wo die alten, in weiß getauchten Außenmauern auf die neu hinzugefügten Betonelemente in ihrer Bretterschalungsoptik treffen, entsteht ein spannungsgeladenes Zusammenspiel von Tradition und Modernem.
Zu sehen gibt es im Archiv der Avantgarden unter anderem etwa 1,5 Millionen Objekte, Zeichnungen, Pläne und Möbelstücke – ein Geschenk Egidio Marzonas, das der italienische Kunstsammler, Mäzen und Verleger im Jahr 2016 den Staatlichen Kunstsammlungen machte. Die Sammlung bildet ein wertvolles und heterogenes Erbe jener künstlerischen Strömungen, welche stets eine Vorreiterrolle in Kunst und Architektur einnahmen. Darunter der Futurismus, Dadaismus, Konstruktivismus und Surrealismus, die durch Institutionen wie Werkbund, Bauhaus, HfG Ulm oder Black Mountain College repräsentiert werden. So darf man die feine Provokation und das Gedankenspiel, das der Institutionsname impliziert, in diesem Projekt durchaus als Ausgangspunkt verstehen – auch und gerade im Rahmen des eigenen Besuchs des rund 2.000 Quadratmeter großen Archivs.
Archiv der Avantgarden
Dresden, Deutschland
Bauherr: Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement – Niederlassung Dresden I
Planung: Nieto Sobejano Arquitectos
Projektleitung: Roman Bender, Kirstie Smeaton
Projektteam: Clemens Ahlgrimm, Lucia Andreu, Anna-Lena Berger, Michal Ciesielski, Lorna Hughes, Vissia Portioli, Sebastian Saure, Ina Specht, Kathi Weber, Claudia Wulf
Wettbewerbsteam: Jean-Benoit Houyet, Anastasia Svirski
Projektsteurung: tp management GmbH, Leipzig
Tragwerksplanung: Wetzel & von Seht, Hamburg
BGF: 3.744 m²
Planungsbeginn: 2018
Bauzeit: 2019 – 2023
Fertigstellung: 2023
Text: Linda Pezzei
Fotos:Roland Halbe, Klemens Renne
Kategorie: Beton, Produktnews, Sonderthema