Drei Betonzimmer – Ridge House
Ridge House / Kalifornien / Mork-Ulnes Architects
Das Ridge House in Kalifornien
Im Norden Kaliforniens, in einem Weinbaugebiet, liegt, umgeben von den dort typischen Hügeln und vielen Weinfeldern, eine charmante kleine Stadt. Fährt man dort eine der kleinen, kurvigen Straßen die Hügel hinauf, hat man einen tollen Ausblick über die Landschaft. Auf einem dieser Hügel liegt das Refugium einer jungen Familie aus der Bay Area. Ein schon bestehendes Gästehaus mit einem Schwimmbecken liegt eingebettet zwischen Hainen aus Heidekraut und Pinienwäldern auf einem kleinen Plateau. Ein abgeschiedener Rückzugsort aus dem Alltag. Der über 70.000 Quadratmeter große Besitz bietet allerdings – abgesehen von der grandiosen Aussicht – wenig ebene Fläche als Bauland.
Die Mork-Ulnes Architects waren vom Besitzer gefordert, ein neues, zusätzliches Gästehaus zu errichten. Da die Familie ständig größer wurde, benötigte man Raum für die Besucher, wie auch für die größeren Kinder. Die Architektur sollte ebenfalls in der Nähe des Pools angesiedelt sein und deshalb entschlossen sich die Architekten, den Neubau auf Stelzen aus dem geringen ebenen Grund in den Hang des Hügels hinausragen zu lassen. So wurde auch der vorhandene ebene Bereich nicht verbaut und andererseits der Ausblick in die Landschaft gewahrt.
Ein weiteres Kriterium war es, feuersicher zu bauen, da dieser Teil Kaliforniens fast alljährlich von Buschbränden heimgesucht wird. Deshalb benutzte man fast ausschließlich Beton für den Bau, und als im Jahr 2017 große Wald- und Buschbrände die Gegend verwüsteten, überlebte das Betongebäude diese Katastrophe.
Die Besitzer wollten drei separate Gästezimmer mit eigenen Eingängen, angeschlossenen Badezimmern und je einer Außenterrasse. Ebenso sollte es ein Projekt mit geringen Wartungskosten sein. Sie präferierten holzverschalten Beton aufgrund seiner organischen, taktilen Qualität und der Fähigkeit, sich optisch den umgebenden Felsformationen anzupassen. Die Holzschalungen mit ihren deutlich sichtbaren Strukturen im Beton wecken auch Erinnerungen an die Tradition des Holzbaus, der in dieser Gegend beheimatet ist.
Durch den Entschluss, die drei benötigten Räume getrennt und nicht in einem Volumen zu realisieren, wirkt das Gesamtvolumen kleinteilig und passt sich besser der Landschaft an. Es ist, als ob drei Schutzhütten in einer Wildnis errichtet wurden. Die Topografie fließt in den Entwurf mit ein und das Grundstück bestimmt die Form und Lage. Die drei Körper steigen treppenartig den Hügel hinab, einer immer etwas tiefer als der vorige. Ein durchgehendes, vielfach gegabeltes Dach vereint die drei Räume und die Dachform referiert gleichzeitig die Bergketten und Täler der natürlichen Umgebung.
Privat, abgeschieden und mit traumhafter Aussicht sind drei Gästesuiten zu einem Feriendomizil hinzugefügt worden.
Aus der Perspektive des Pools und der Gartenebene, sind die drei Körper solide Betonprismen. Durchschreitet man die Umhüllung aus Beton, dehnt sich der Raum aus und bietet den Blick in die unendliche Weite der Landschaft. Gläserne Grenzen definieren die Raumgrößen und sind auch der einzige materialmäßige Kontrast zum Beton, als dem Hauptmerkmal und -element der Architektur.
Die Bodenplatten ragen aus dem Zimmer hinaus und gewähren so jedem Raum seine eigene, privilegierte, Aussicht und Terrasse. Die Orientierung der Zimmer weg von den sozialen Zonen des Gartens und des Pools bieten Intimität und sichern auch die thermische Performance des Gästehauses. Die soliden Betonwände und die Decke schirmen das Innere der Räume während der stärksten Hitzeperiode im Sommer ab. Die doch beträchtliche Speichermasse hält die Räume kühl und wärmt sie an kühleren Tagen. Der weite Vorsprung des Daches schützt die Terrassen und betont dabei auch den Fluss des Innenraumes der Gästesuiten in den Außenbereich.
Die südlichen und westlichen Wände sind komplett aus grauem Beton gestaltet. Nur eine kleine, quadratische Öffnung wie ein Punkt dient zur Belichtung der dahinter liegenden Badezimmer – sie unterbricht die plane Fläche. Die Nord- und die Ostseite sind verglast, mit Schiebetüren und auch fixen, aber rahmenlosen Verglasungen.
Um einen gedämpften Eindruck im Inneren zu erzielen, sind die Oberflächen aller Betonwände hier glatt gespachtelt worden. Vom Architekten eigens entworfene helle, warme Pinientüren lösen stellenweise die harten Beton- und Glasflächen ab. Sie sind aus massivem Pinienholz, mit Lauge behandelt und gekrönt von extra angefertigten, gekurvten Holzgriffen. Auch das wiederum als Gegensatz zum Beton in Sichtqualität mit seinen harten Kanten.
Auch die Badezimmer zelebrieren die Dominanz des Hauptmaterials – sie unterstreichen den monochromen Charakter dieser Architektur. Architekt Mork-Ulnes hat auch hier die Details, wie Ablageflächen und Becken, entworfen. Die glänzenden Armaturen bilden dann einen interessanten Kontrast zu den matten Betonteilen.
Ridge House
Kalifornien, USA
Bauherr: privat
Planung: Mork-Ulnes Architects
Statik: ZFA Structural Engineers, Kevin Zucco and Drew Fagent
Grundstücksfläche: 74.000 m2
Nutzfläche neu: 78 m2
Planungsbeginn: 10/2014
Bauzeit: 01/2016 – 06/2018
Fertigstellung: 06/2018
Fotos:©Bruce Damonte
Neuer Zement für Hoch- und Tiefbau
Zement hat aufgrund seiner hohen Herstellungskosten nicht gerade den besten Ruf. Die Produktion von Zementklinker erfolgt bei 1.450 °C, benötigt somit viel Energie und führt zu einem hohen Klimafußabdruck. Jetzt hat Holcim zusammen mit der ETH Zürich einen neuen, klimaschonenderen Zement im Praxistest ausprobiert. Er verursacht durch Einsparung von Klinker deutlich weniger CO2-Emissionen. Getestet wurde auf der Baustelle des B12 Illside in Nüziders. Bei der Planung des 30 m hohen Baus der neuen Firmenzentrale von GANTNER Electronic und Tomaselli Gabriel Bau entschied man sich für Heizung und Kühlung mittels Betonkernaktivierung und die Nutzung von Grundwasser. 180 m2 Fotovoltaikzellen sind in die Verglasung integriert. Das Dach ist extensiv begrünt.
Ein Teil des Gebäudes besteht aus einem neu entwickelten Zement von Holcim Schweiz, dessen Klinkeranteil bei unter 50% liegt. Dieser niedrige Wert ist weltweit einzigartig für Zement im Hochbau. Zum Vergleich: Der in Österreich verwendete Zement enthält durchschnittlich rund 70% Klinker. Verglichen mit 1990 ist der CO2-Ausstoß der Zementproduktion bereits um 30% geringer. Der neue Zement schafft eine zusätzliche CO2-Reduktion von mehr als 20%.
Als Ersatz für den Klinker enthält das neue Produkt eine Mischung aus hochwertigem Kalkstein, gebranntem Schiefer und Flugasche, einen rein natürlichen Aktivator und sorgfältig abgestimmte Betonzusatzmittel.
Alle Labortests zu den Eigenschaften von Frisch- und Festbeton sowie Dauerhaftigkeit und Korrosion hat der Beton bestanden. Ein Team der ETH Zürich platzierte dazu hochauflösende Sensorsysteme in den Betonwänden. Aus den übertragenen Daten lassen sich nun die Entwicklung des pH-Wertes, der Chloridkonzentration sowie der Feuchte kontinuierlich ablesen und auch der Karbonatisierungsfortschritt des Betons abschätzen. Ein niedriger Klinkeranteil kann die Karbonatisierung und die damit zusammenhängende Korrosion der Stahlbewehrung im Beton verstärken.
Man geht davon aus, dass der Klinkeranteil im Zement noch weiter gesenkt und damit auch der CO2-Fußabdruck weiter verringert werden kann. Zudem möchte das Unternehmen den Klinker in Zukunft vermehrt mit lokalen, erneuerbaren, bereits recyclierten Ressourcen ersetzen. Umfassende Untersuchungen im Labor laufen bereits.
Kategorie: Projekte