Gardens by the Bay – Grant Associates, Wilkinson Eyre Architects
Ein weiteres Beispiel einer Architektur der Superlative ist Ende Juni in Singapur eröffnet worden: die „Gardens by the Bay“ von Grant Associates, Wilkinson Eyre Architects. Allerdings geht die Höchstleistung in Richtung Grün, Umwelt und Ökologie. Solarbetriebene Supertrees und das größte vollklimatisierte Gewächshaus der Welt werden die Luft und das Klima der Dschungel- und Finanzmetropole Asiens noch besser und die Stadt noch lebenswerter machen.
Die Republik Singapur ist ein Inselstaat am südlichen Zipfel Asiens. Etwa fünf Millionen Menschen leben in diesem ethnischen Schmelztiegel. Von Beginn an eine Dschungeloase hat sich Singapur zu einer der grünsten und lebenswertesten Metropolen Asiens entwickelt. 95 Prozent aller Einwohner haben eine Grünfläche oder einen Park in weniger als 400 Meter Entfernung. 1,3 Millionen Bäume säumen die Straßen der modernen, dicht besiedelten Finanzmetropole.
Aber es soll noch besser, noch grüner werden. Denn Grün zieht Menschen an, eine lebenswerte Umgebung schafft Wachstum und damit den Grundstock für Profit, sie wird zum Wirtschaftsfaktor – das ist das Denken der Stadtregierung. Die „Gardens by the Bay“ und die „Supertrees“ repräsentieren ein Umdenken, sie sollen der Welt zeigen, in welche Richtung Wachstum gehen soll. Denn Grün und Geld passen gut zusammen. Knapp 500 Millionen Euro kostete das Unternehmen. Der Aufwand für die Erhaltung beträgt (laut FAZ) jährlich 33,7 Millionen Euro – ein Drittel davon übernimmt die Regierung.
Das neue spektakuläre Parkprojekt „Gardens by the Bay“ erstreckt sich entlang des Meeresufers auf teilweise künstlich aufgeschüttetem Land. Sowohl der Masterplan des Gebietes wie auch der Entwurf der Baumobjekte stammt von den in England beheimateten Landschaftsplanern Grant Associates. Die drei artifiziellen Grünanlagen und deren spektakuläre Solartürme „Supertrees“, die schon in der Planungsphase für Aufsehen sorgten, sind Ende Juni eröffnet worden. Das grün-bunte Trio erstreckt sich auf ungefähr 54 Hektar an den Ufern einer künstlichen Bucht, mitten im neuen Zentrum der Stadt, unter Bankentürmen und Hotels.
Bis zu 50 Meter ragen die künstlichen, an Bäume erinnernden Gebilde in die Höhe, 18 Stück insgesamt. Sie bestehen aus einem Stahlbetonkern und darum angeordnet eine sich trompetenartig auffächernde Stahlkonstruktion. Sie dient als vertikaler Garten für tropische Kletterpflanzen, Farne und Epiphyten (Aufsetzerpflanzen). Zudem sammeln die Bäume Regenwasser und Solarenergie für die Versorgung und Beleuchtung des Parks und der beiden Gewächshäuser. In der Nacht erwachen sie durch Lichteffekte und Mediaprojektionen zum Leben. Auf dem größten der Supertrees gibt es eine von Wilkinson Eyre Architects entworfene Bar. Ein größtenteils freischwebender Rundgang – diesmal von Grant Associates – bietet die Möglichkeit der Begehung des Geländes in 20 Meter Höhe; sofern man schwindelfrei ist.
In der Bay South, der größten der drei künstlichen Aufschüttungen, sind mit „Flower Dome“ und „Cloud Forest“ zwei riesige wintergartenähnliche Glaskuppeln entstanden. Entworfen von Wilkinson Eyre Architects sind sie eine gartenbautechnische Attraktion und ein Schauspiel für nachhaltige Energie und Technologien. Zusammen stellen sie das weltweit größte, vollklimatisierte Glashaus dar. „Flower Dome“ hat eine Grundfläche von 1,2 Hektar und „Cloud Forest“ 0,8 Hektar. Im Inneren wachsen 260.000 verschiedene Pflanzen aus aller Welt, durch die riesigen Glasfronten ergibt sich zudem ein überwältigender Blick auf die Skyline der dahinterliegenden Metropole.
Die Grundlagen dieses und auch anderer Projekte reichen zurück auf die Überlegungen des Gründers und Übervaters des Stadtstaates. Der weltweit geachtete Vordenker und Freund des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, Lee Kuan Yew, geht in seiner Biografie ausführlich auf das Begrünungsprogramm seiner Stadt ein. „Um die Standards der Ersten Welt in der Region der Dritten Welt zu erreichen, haben wir uns entschieden, Singapur in eine tropische Gartenstadt zu verwandeln“, formuliert er rückblickend auf die sechziger Jahre des
vergangenen Jahrhunderts, als Singapur unabhängig wurde.
Er definiert die Gardens by the Bay als integralen Bestandteil des Finanzbezirks. „Aber er ist nicht nur für die Banker gedacht, sondern für alle Menschen in Singapur. Uns geht es einzig und allein darum, was so ein Garten unserer Nation zurückgibt.“
Bauherr: National Parks Board of Singapore
Planung: Grant Associates, Wilkinson Eyre
Statik: Atelier One
Grundstücksfläche: 54 Hektar
Planungsbeginn: 2006
Fertigstellung: 29. Juni 2012
Baukosten: 500 Mio. Euro
Kategorie: Projekte