Kann eine Arena ein „guter Nachbar“ sein?

22. Juni 2018 Mehr

Royal Arena / Kopenhagen / 3XN

Meist befinden sich große Veranstaltungszentren und Sportstadien eher an den Außengrenzen der urbanen Ballungsräume – nicht so in Kopenhagen. Die „Royal Arena“ mit ca. 35.000 Quadratmetern Fläche wurde kürzlich mitten in einem Wohngebiet eröffnet. Entworfen wurde sie von den 3XN Architekten zusammen mit HKS, einem Spezialisten für Sportstätten.

Die Architektur ist speziell für Konzerte und internationale Sportevents entworfen worden und verbindet in sich zwei Ansprüche: eine attraktive, höchst flexible Mehrzweckarena und eine Katalysatorwirkung für den ganzen Bezirk und Kopenhagen. Dieses sehnlichst erwartete kulturelle Zentrum eröffnete 2017 gleich mit vier ausverkauften Konzerten der Band Metallica.

 

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Eine typisch skandinavische Architektur stellt die „Royal Arena“ in Kopenhagen, entworfen von den 3XN Architekten, dar: einfach, minimalistisch, qualitativ hochstehend. Der Bau versucht auch die soziale Interaktion mit der Nachbarschaft zu fördern, die Menschen zu animieren und so ein guter Nachbar zu sein.

 

Mit einer Halle, welche verschiedenste öffentliche Aktivitäten und auch soziale Veranstaltungen erlaubt, mit ihrer warmen Holzfassade, die Besuchern den Blick nach außen und Neugierigen einen Blick nach innen ermöglicht, verbindet sie sich mit dem Leben der Stadt. So erzeugt sie einen Mehrwert und ist auch für die umliegende Nachbarschaft erfreulich. Denn ein Bauwerk dieser Größe beeinflusst zweifellos auch die Gemeinschaft rundherum, muss Interaktionen, möglichst im positiven Sinn auslösen. Also war eine der ersten und wichtigsten Fragen der Architekten die: „Wie muss das Design einer Arena sein, um ein guter Nachbar zu werden?“

Um diese intime Symbiose zwischen Architektur und Umgebung zu erzielen, wollten die Planer neue Möglichkeiten für diejenigen, welche rund um das Gebäude leben müssen, anbieten. Es galt, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Das bedeutet auch ein radikales Neudenken des Typus der Arena, speziell der skandinavischen Bauten.
Das Besondere und Einzigartige an der Architektur ist nun ein Podium, eine Ebene um die Arena herum, die als Verbindung zur angrenzenden Nachbarschaft dient. Sie ist derart entworfen, dass sie sehr effizient die Ströme der Besucher durch eine Vielzahl von kleinen Plätzen, Ausbuchtungen, Terrassen, Blickpunkten und Aufenthaltszonen, die aus dem Außenumriss des Zentralbaues ausgeschnitten sind, aufnehmen kann. Gleichzeitig ermutigt dieser Raumfluss Besucher, die Vielzahl dieser öffentlichen Plätze, Stiegenhäuser und Plätze des architektonischen Komplexes für sich zu annektieren und so Aktivität und Leben ins Volumen zu bringen, selbst wenn die Halle der Arena im Inneren nicht in Betrieb ist.

Und da die Architektur einen bedeutenden öffentlichen Faktor darstellt, war es für das Architekturbüro auch wichtig, sie als ästhetischen Beitrag zur Stadt zu entwerfen. Nicht einfach einen massiven Betonblock oder ein Stahlgerüst, so wie andere Stadien es oft sind, hinzustellen. Vom Entwurf her ist die „Royal Arena“ leicht an ihrer Fassade aus in der Länge abgestuften Holzlamellen zu erkennen, sie ergeben eine geschwungene Kante in der Ansicht und bilden das minimalistische nordische Design, das auch in die Umgebung passt.

 

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Wellenförmig heben und senken sich die vorgehängten Holzlamellen und markieren die Eingänge ins Stadion.

 

Besucher betreten die Anlage über eine große Frei­treppe und vom Podium (Eingangsplattform) gelangen sie über einen Haupteingang, oder im Fall großer Besucherzahlen verteilt über drei weitere Eingänge ins Innere. In diesem Fall werden die Ströme sanft an der Außenseite zu den weiteren Eingängen geleitet. Die wellenförmige Bewegung der Lamellen an der Fassade hebt sich leicht über diesen Eingängen und markiert sie. So wird die Orientierung erleichtert und logisch gemacht. Die Eingänge samt der öffentlichen Plattform befinden sich eigentlich im ersten Stock der Architektur.
Der Innenraum enthält eine Vielzahl von Designfeatures, um die Wahrnehmung von Performances zu verbessern: Eine flache Decke, Akustikwände, Vomitorien für einen erleichterten Zugang und einen Bühnenaufbau der Spitzenklasse. Abgewinkelte Wände verbessern die Sichtachsen. Eine 22 Meter hohe Umrahmung der Bühne bildet einen Brennpunkt und fokussiert den Blick, egal wo man sitzt. Das flexible Design erlaubt die größtmögliche Anzahl von Events und endlos viele Konfigurationen. Und da Konzerte der Hauptschwerpunkt in der Royal Arena sein werden, ist das enorm wichtig. Die 22 Meter hohe Umrahmung der Bühne erlaubt auch eine Vielzahl von Optionen für die Hintergrundgestaltung.

Eine symmetrische Anordnung der Sitze im Innenraum ermöglicht es, zu reduzieren, auszudehnen, zu sektionieren – ganz wie es das jeweilige Event verlangt. Je nach Kartenverkauf ist eine Umgruppierung auch schnell möglich. Die meisten Zuschauer sitzen an drei Seiten des Zuschauerraumes mit der Option, dass auf der Vierten bei Sportveranstaltungen oder ganz speziellen Kulturevents auch Plätze zur Verfügung stehen. Im Konzertmodus kann der Boden der Bühne auch zurückgezogen werden.

 

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Die Sichtbetonqualität der Innenräume wird durch dezente Farben und Motive aufgewertet.

 

Die Halle und die Fassade verbreiten ein warmes, fast intimes Gefühl (nach skandinavischen Richtlinien). Sie entsprechen auch dem nordischen Gefühl des Raumes. Die wellenförmige, halbtransparente Fassade aus Holz, die sich wie ein Deckel über den Sockel stülpt, tanzt entlang des umgebenden Podiums und hebt sich leicht bei den Eingängen. Das leichte und elegante Design der Arena wird, dank der Integration von Lautsprechern, Kameras und Beleuchtung in die Fassade, auch nicht durchbrochen. Große Glasflächen in der Außenhaut lassen viel Tageslicht in die diversen Loungebereiche, so wird elektrischer Strom für die Beleuchtung gespart und auch der CO2-Fußabdruck reduziert. Auch die Inneneinrichtung und -gestaltung entspricht der skandinavischen Tradition mit Qualität, Funktionalität und Einfachheit. Hier haben die Architekten eher dunkle und subtile Farben gewählt, um eine nachtklubähnliche Atmosphäre während der Veranstaltungen zu erreichen.

 

 

Kopenhagen, Dänemark

Bauherr: Arena CPHX P/S
Planung: 3XN & HKS
Statik: Arup, HAMI and ME Engineers

Bebaute Fläche: 35.000 m2
Planungsbeginn: 2012
Bauzeit: 3 Jahre
Fertigstellung: 2017
Baukosten: 185 Mio. Euro

 

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Text:©Peter Reischer

Fotos:©Adam Mørk

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Kategorie: Projekte