Kino trifft Showroom
Ende des 19. Jahrhunderts u. a. als Weißbierbrauerei genutzt, sollen in den Arkonahöfen in Berlin Mitte bis Winter 2017/2018 Realitäten zwischen 33 und 209 m² entstehen. Unter dem klingenden Projektnamen „A Space“ sind hier insgesamt 60 neue Wohneinheiten mit loftartigem Charakter geplant.
Als Rahmen für Beratungs- und Verkaufsgespräche sowie die Präsentation des gesamten Bauvorhabens, hat sich der Immobilienmakler Ziegert etwas Besonderes einfallen lassen: Im selben Gebäude soll im Erdgeschoss der ehemalige Kinosaal zu einem temporären Showroom umgebaut werden. Für dessen Planung und Umsetzung wurde das Architektenteam von plajer & franz studio herangezogen, mit den Vorgaben eines geringen Budgets und relativ wenig Zeit für die Realisierung. Die ökonomischen Umstände hatten allerdings auch einen positiven Einfluss auf die Nachhaltigkeit, denn für den umgestalteten Raum mussten weder neue Bauten durchgeführt, noch neue Baumaterialien eingesetzt werden. Alle verwendeten Ressourcen waren Teil des Bestands, von denen bloß ihre besten Qualitäten zum Vorschein gebracht wurden. So hat man beispielsweise die Wände und Decken roh belassen, nicht nachbehandelt und zeigt bewusst das grobe Sichtmauerwerk mit all seinen Reparaturarbeiten der letzten Jahrzehnte. Durch diese kaum spürbaren Eingriffe ist es möglich, den Showroom nach seiner derzeitgen Nutzung rückzubauen, ohne ihn dabei wieder rekonstruieren zu müssen. Sogar die eingesetzten Möbel können für eine andere Location der Firma verwendet werden.
Im Inneren angelangt, wird der Kunde von einem groß auf die Wand aufgezogenen Stadtplan der Gegend willkommen geheißen. Hier findet er auch Sitzmöglichkeiten, um diesen – wie in einem Museum – in Ruhe studieren zu könne. Durch die Öffnung einer in Sichtbeton ausgeführten Trennwand, gelangt man weiter in den eigentlichen Teil der Installation. Hier haben die Architekten den Hauptraum entkernt, die Zwischendecke aufgerissen und somit einen Raum mit einer Deckenhöhe von acht Metern geschaffen – erinnernd an die damalige Nutzung eines Kinosaals. Gemessen am alten und reduzierten Charakter des Raumes, sind die Sitzmöbel zwar mit einer hochwertigen Polsterung versehen, im Grunde allerdings aus dunkel geölten Standard-Industriepaletten. Alle Tische (Lounge-, Planbuch-, Exposé- und Modelltisch) sind dazu passend aus Schwarzstahl gefertigt. Über der Beratungsinsel hängen elegante, bis zu fünf Meter lange Fadenvorhänge. Sie fungieren als Raumteiler und verleihen dem Raum gleichzeitig Struktur. Das Logo in Form eines „A“ ist durch eine Aneinanderreihung von Glühbirnen definiert und soll an eine Kino-Leuchtreklame der 20er Jahre erinnern.
Die Wände des Hauptraumes zieren Holzpaneele, denen die Grundrisse der einzelnen Wohnungen zu entnehmen sind, während in einer Glasvitrine ein Modell des Bauvorhabens zur visuellen Unterstützung ausgestellt ist. Am Ende des Raumes befindet sich eine kleine Bar zur kulinarischen Begleitung der Beratungsgespräche und für die kleinen Gäste bietet sich eine eigene Spielecke an.
In Summe betrachtet, ist mit dieser Installation eine herrliche Symbiose zwischen industriellen Attributen und hochwertigen Materialien entstanden – völlig reduziert und ausdrucksstark. Drei Monate soll dieses Arrangement an Stil, Geschichte, Kunst, Architektur und Atmosphäre nun den Kunden zur Verfügung stehen und auch vorbeigehende Passanten überraschen sowie beeindrucken – und das kann es allemal!
Text: Anja Leinich / Fotos: Christian Rudat
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Kategorie: Projekte