Flaggschiff in Seoul

19. Oktober 2017 Mehr

Das Hyundai Motorstudio Goyang ist mit einer Bruttogeschossfläche von mehr als 60.000 m² die größte automobile Markenwelt Südkoreas. Täglich werden hier, verkehrstechnisch günstig zwischen Flughafen und Seoul Stadtzentrum gelegen, bis zu 2000 Besucher erwartet. Das Konzept für das großzügige, lichtdurchflutete Gebäude stammt von den Wiener Architekten Delugan Meissl, die Ausstellung von Atelier Brückner, Stuttgart.

 

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Die „Modern Premium“ -Strategie von Hyundai, in Bezug auf Qualität, Technologie, Funktionalität, Design, Komfort und Nachhaltigkeit, war Basis des geladenen Architekturwettbewerbs 2011. Ziel war ein umfassendes Designkonzept, das den Strategiewechsel vom bisher vor allem preisbewussten zum qualitätsbewussten Kunden kommuniziert und gleichzeitig auf alle, räumlich sehr unterschiedlichen Standorte von Hyundai angewendet werden kann – von Verkaufsflächen von unter 100 bis über 10.000 Quadratmetern. Die zentralen Themen und der Inhalt des Gewinnerkonzepts von Delugan Meissl Associated Architects (DMAA) wurden anschließend in das umfangreiche Handbuch „Global Dealership Space Identity“ (GDSI) integriert, das die grundlegende Designidee für jeden Hyundai-Händler formuliert und gleichzeitig flexibel genug ist, um je nach Standort umgesetzt zu werden.
Seit 2014 werden Hyundai-Showrooms weltweit nach diesen Richtlinien angepasst oder neu gebaut. Auch das neue Hyundai Motorstudio Goyang in Seoul folgt dem modularen Prinzip des Manuals und übersetzt es in den gigantischen Baukörper:
Zwei Servicecenter Ebenen und eine Parkebene wurden als regelmäßiges Konstruktionsraster angelegt. Das Tragwerk des Hauptraumes besteht aus vier Betonkernen und sechs Stahlstützen-Clustern. Die neun oberirdischen Stockwerke sind in unregelmäßiger Geometrie angeordnet und erinnern an die Kubatur eines Schiffs. Der untere Gebäudeteil wird von einer dreizehn Meter hohen, abgehängten Glasfassade eingefasst. Darüber schwebt der massive Gebäudeteil, ähnlich einem Schiffsrumpf, der über dem Eingangsbereich in einer 25 Meter langen Auskragung mündet und sich auf der anderen Seite – ähnlich einer Kommandobrücke – zu einem 50 Meter hohen Büroturm erhebt. Die Dachstruktur ist mit wellenförmig zugeschnittenen, bronzefarbenen Metallblechen verkleidet.

 

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Die Gestaltung des Innenraums folgt den charakteristischen Elementen „Landscape“, „Vertical Green“ und „Shaped Sky“. Ähnlich wie in einer städtischen oder natürlichen Landschaft können Besucher in der von Offenheit und Transparenz definierten Ausstellungshalle frei umherwandern und die Automobile so aus unterschiedlichen Perspektiven erleben.
Die einzelnen Funktionen sind in horizontalen Bereichen übereinander angeordnet und durch vertikale Gestaltungselemente verbunden. In Seoul wurden ganze Grünflächen und kleine Bambuswälder zur begehbaren Landschaft zwischen den Ebenen. Die mit Punktstrahlern versehene Decke fungiert als künstlicher Himmel. Darunter lädt ein interaktiver Ausstellungsparcours auf 4.000 m² zu einer Reise, die als Reise eines Autos bzw. als Reise zum eigene Auto erlebt werden soll.

 

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Das Flaggschiff von Hyundai zitiert – wie in der Corporate Architecture großer Konzerne nicht unüblich – den Korpus eines Schiffs: Auf dem mit einer abgehängten Glasfassade ummantelten, unteren Gebäudeteil ruht das massive, 160 Meter lange Dach, ein Schiffsrumpf, dessen „Bug“ spektakulär Richtung Eingang auskragt und mit wellenförmig zugeschnittenen, bronze­farbenen Metallblechen verkleidet ist.

 

In der Empfangshalle zeigt die riesige Medienfassade aktuelle Modelle und ausgewählte Fahrzeuge der World Rallye Championship (WRC) in Bewegung. Besucher erfahren dann mehr über das Material Stahl, über Forschung und Entwicklung bis zu Produktion und finalem Design. Im Bereich „Plant“ können Besucher selbst aktiv werden und den Herstellungsprozess eines Fahrzeugs mit Hilfe von Industrierobotern nachvollziehen, vom Stanzen und Formen von Stahlteilen, über das Steuern von Schweißrobotern, das Lackieren der Karosserie bis zum Einbau der einzelnen Fahrzeugteile wie Frontscheiben und Sitze. Einmal pro Stunde unterbrechen die Roboter ihre Arbeit und führen gemeinsam ein klassisches Ballet auf.
Im Bereich „Innovate“ stellen fünf eindrucksvolle Rauminstallationen verschiedene Aspekte der Automobilforschung vor. Raumfüllende, interaktive Airbags vermitteln umfassenden Schutz. Crashtests werden multimedial erlebbar und Fahrzeuggeräusche verbinden sich mit, Instrumentenklängen und Lichtanimationen zum Gesamtkunstwerk. Der Motor wird zur begehbaren Installation und die Karosserie formt sich immer wieder von Neuem aus 1411 individuell bewegbaren Aluminiumstäben.

 

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Ähnlich dem bereits von Delugan Meissl konzipierten Porsche Museum in Zuffenhausen sollte die Marke Hyundai für den Besucher intutitiv erlebbar werden, allerdings nicht wie in einem Museum von der Vergangenheit inspiriert, sondern explizit der Gegenwart und Zukunft gewidmet.

 

Projekt: Hyundai Motorstudio Goyang Customer Center
Ort: Seoul, Südkorea
Architekt / Planer: Delugan Meissl Associated Architects
Architekt / Bauleitung: Hyundai Architects & Engineers Associates
Ausstellungsplanung: Atelier Brückner

Bruttogeschossfläche: 63.860 m²
Grundstücksfläche: 9266 m²
Gebäudehöhe: 49,4 m
Fertigstellung: Februar 2017

 

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Fotos: ©Hyundai Motorstudio

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Kategorie: RETAILarchitektur