Interview mit Vbgm. Maria Vassilakou

24. Mai 2011 Mehr

Interview mit Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou

Interview mit Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und Bürgerbeteiligung zum Thema Thermische Sanierung. Was ist für sie eine gute Energiepolitik? Wie sieht sie das 100-Mio.-Euro-Paket für Thermisch-Sanieren?

Was ist für Sie eine gute Energiepolitik?

Eine gute Energiepolitik fußt im Wesentlichen auf zwei Säulen. Die eine sind massive Investitionen in Effizienzmaßnahmen. Da gehört die Sanierung dazu, Effizienzsteigerungen sind im Bereich des Neubaus möglich, aber auch im Bereich des Verkehrs ist viel Potenzial vorhanden, usw.
Die zweite Säule ist der Ausbau von erneuerbaren Energien. Das heißt, wenn wir einen neuen Weg einschlagen wollen, dann gilt es, diese Zwei-Säulen-Politik zu fahren – Sparen und Ausbau erneuerbarer Energie. Es gilt aber auch Visionen und mutige Ziele zu formulieren, bis wann wir eine Unabhängigkeit von Öl und Gas erreicht haben wollen.

Wie sehen Sie das 100-Mio.-Euro-Paket für Thermisch-Sanieren?

Jede Initiative, die gestartet wird, um die Anstrengungen im Bereich des Sanierens zu verstärken, ist prinzipiell begrüßenswert. Meine Vorstellung von einem mutigen Paket wäre aber eine Milliarde Euro pro Jahr gewesen.

Thermisch-Sanieren bedeutet in diesem Fall größtenteils neue Wärmedämmung, innen oder außen. Wie begegnen Sie ideologisch der Wärmedämmung im Hinblick auf die Nachhaltigkeit?

Das ist sicher eine Zwickmühle. Aber ich möchte Ihnen meinen Zugang zur thermischen Sanierung erklären: Einige der Anstrengungen, die wir in Richtung weitestgehender Unabhängigkeit von der Erdölwirtschaft unternehmen, um aus dem fossilen Zeitalter auszusteigen einerseits, und andererseits um die Effizienz zu steigern, sind auch mit negativen Folgen verbunden.
Das darf man nicht ausblenden, man muss allerdings Prioritäten setzen. Wenn ich thermisch sanieren will, muss ich mir die Frage stellen und sie auch beantworten, ob der Weg der Wärmedämmung der Richtige oder der Beste ist. Manchmal befindet man sich in einem Konflikt, in dem man von zwei Übeln das Kleinere wählen muss. Weil es besser ist, zu dämmen, anstatt weiterhin schlecht oder ungenügend gedämmte Bauten zu haben, die hohe Heizkosten verursachen.

Wie sieht es mit dem Bestand an charakteristischer alter Bausubstanz aus?

Vielfach wird vergessen, dass es in der sogenannten Gründerzeitsubstanz sehr viel Möglichkeiten zum Sanieren gibt, zum Beispiel durch den Fenster- und Türentausch oder die Dämmung der Innenseiten oder Feuermauern.
Grundsätzlich gilt aber: Nicht jeder Weg, der zum Sanieren gewählt wird, ist ein kluger Weg. Es gibt durchaus Zielkonflikte. Aber es gibt sehr viel Forschung in diesem Bereich und neue Erfahrungen. Es geht um neue Materialien, um neue Techniken. Die gibt’s ja zum Teil bereits, aber die Frage ist, wie bringe ich diese Informationen an die Frau oder den Mann, damit sie sich für die besseren Varianten entscheiden?

Wie wollen Sie mehr Information und Beratung über die richtige Art des Sanierens unter die Bevölkerung bringen?

Hier gibt es bereits einige Projekte der Stadt aber auch von Bundesseite. Die Magistratsabteilung 20, die neu geschaffen wurde (sie wird sich um die Energieplanung der Stadt Wien in den nächsten Jahren kümmern), wird in Zukunft ebenso eine Informationsdrehscheibe.
Wir müssen sowohl Gebäudeerrichter wie auch Nutzer besser erreichen. Wir werden auch in die Haushalte gehen um die Menschen direkt zu erreichen. Es gilt, in den nächsten Jahren eine gewisse Regelmäßigkeit und Kontinuität zu entwickeln, bei der die Stadt Wien in den Schulen, in den Betrieben und in der Öffentlichkeit bestimmte Anliegen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit thematisiert. Alles, was dabei an Wissen weitergegeben wird, bleibt für die späteren Jahre und Generationen bestehen.

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Kategorie: Allgemein