Bildung hinter Blech
Im sprachlichen Umgang ist Blech nicht viel wert, zahlreiche Redensarten wie „Blech reden“ oder auch der berüchtigte vierte Platz bei Wettbewerben werden mit Blech in Verbindung gebracht. Blech ist eine Metapher für Wertloses. Zu Unrecht, denn in der Architektur ist, beziehungsweise wird es anders. Hier ist Blech ein gern gesehenes und verwendetes Gestaltungselement.
War zum Beispiel Zinkblech bis vor einiger Zeit nur für Dachrinnen verwendet worden, ist es heute – auch durch die vielfältigen Oberflächenveredelungsmethoden – ein Blickfang nicht nur für Dächer geworden. Die folgenden Beispiele von Bildungsbauten in Verbindung mit Blech dokumentieren das sehr anschaulich.
In Spanien wurden, hervorgerufen durch die Autonomieentwicklung der einzelnen Provinzen, eine Menge Museen gebaut und eröffnet. Das Museum der schönen Künste in Oviedo ist 2015 mit einer Erweiterung durch Architekt Francisco Mangado neu eröffnet worden. Hinter der alten klassischen Steinfassade steht der Neubau, verglast und mit drei großen Blechhauben aus Zinkblech, durch die das Tageslicht in die Ausstellungsräume gelangt.
©Juan Rodriguez
Eine Fassade wie aus Holzbrettern, auch in ihrer Farbgebung, charakterisiert die Schule in Moulins der Chartier Dalix Architectes. Sie entwarfen einen Baukörper, der aus mehreren miteinander kommunizierenden Blöcken besteht. Ein großer Hof verbindet diese, die Verkleidung der Fassaden mit rötlichem Zinkblech (das übrigens sehr gut mit den Ziegelbauten der Umgebung harmoniert) unterstützt die optische Kohärenz.
©Chartier Dalix Architectes/Takuji Shimmura
Wie eine Steininsel mitten in den Weinbergen präsentiert sich das alte Lepraspital von Meursault. JUNG Architectures wollten eigentlich den mineralischen Charakter der Architektur bewahren und Kalkstein für den Neubau verwenden. Aufgrund technischer Gutachten kam diese Lösung nicht infrage und Zink wurde als Fassadenmaterial verwendet. Dach und Wand aus Zinkblech bilden einen klaren Körper, der den Dialog mit der alten Substanz aufnimmt.
©Martin Argyroglo
Seit dem Jahr 2005 wird der Plaça de les Glòries Catalanes in Barcelona bereits umgestaltet. Ende des Jahres 2014 wurde das Museu del Disseny eingeweiht. Ein hybrides Projekt zwischen urbaner Nutzung und Architektur. Vom Gebäude, welches unter anderem ein Designmuseum beherbergt, bemerkt man vor allem den zentralen Block, einen mit Zink verkleideten Körper mit vier Ebenen, der wie ein urbaner Eisblock in die Höhe ragt. Der Gebäudeblock versteht sich als demonstratives Bauwerk. Die spektakuläre Auskragung schwebt über dem Platz, um mehr Ausstellungsfläche zu generieren, und die graue Farbe der Fassadenbekleidung sorgt dafür, dass das Gebäude nicht zu massiv wirkt. Mit der Zeit verändert sich die einfarbige Oberfläche, deren Details man nur aus der Nähe erkennt.
©Marti Liorens
Das mit Stahl und Beton gerahmte Gebäude des Melbourne University Faculty of Architecture Building in Victoria (Australien), entworfen von den John Wardle Architects, soll seinen Studenten im Inneren die Vielzahl der architektonischen Systeme anschaulich an der Fassade zeigen. Für die Verschattung und Gestaltung sind hier Lamellen aus perforiertem, walzblankem Zink verwendet worden – sie ziehen sich wie ein Vorhang über den Körper.
©Peter Bennetts Photography
Kategorie: Magazin