Solargekühltes Gebäude in Frankfurt

20. Mai 2019 Mehr

An der Frankfurter Eschersheimer Landstraße steht das in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz eindrucksvoll konzipierte Turmcenter Frankfurt. Für das seit 2005 lange leer stehende, entkernte Hochhaus von 1970 entwickelte Drees & Sommer im Rahmen der TGA-Generalfachplanung ein nachhaltiges Energiekonzept, das den Gebäudewert steigerte, indem es die Effizienz und Attraktivität der Räume deutlich erhöht hat. Ziel des neuen Energiedesigns ist, ganzjährig vorhandene Energiepotenziale und erneuerbare Energien bestmöglich zu verwenden. Als erstes Bürogebäude in Deutschland nutzt es die komplette Glasfassade als ganzjährigen „Energiesammler“.

 

Turmcenter_Frankfurt

 

So greift das Turmcenter Frankfurt im Winter und in der Übergangszeit auf das gebäudeinterne Energieverschiebungs- und -speichersystem zurück. Die Wärme der Sonneneinstrahlung an der sonnenzugewandten wird dabei auf die sonnenabgewandte Seite transportiert, wodurch die Räume natürlich beheizt werden können. Zusätzlich wird Abwärme aus IT- und Besprechungsräumen im Süden in nördlich ausgerichtete Flächen verschoben. Zusammen mit Solarthermie, einer Wärmepumpe und dem Wärmerecycling aus Sonne und Abwärme erfolgt die Wärmeerzeugung zu 90 Prozent regenerativ. Man setzt auf weniger, aber dafür innovative Technik und steigert die Effizienz erheblich.

 

Mit der Kühlung des Gebäudes, die zu 65 Prozent durch Solarenergie erfolgt, nimmt das Haus eine Vorreiterrolle in Europa ein. Auch im Sommer wird die Sonnenstrahlung über eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach upgecycelt und regenerativ Kälte erzeugt. Das geschieht über das Verfahren der adiabaten Kühlung mit einer sogenannten DEC-Anlage, die Trocknungs- und Verdunstungsprozesse beinhaltet. Auch die bei der Kühldeckenkälte-Erzeugung entstehende Abwärme wird zur Kälteerzeugung für die Lüftungsanlage eingesetzt. Die Architektur nutzt damit ganzjährig die sich ihm bietenden Abwärme- und Energiepotenziale und führt sie dem Gebäude selbst im Rahmen von Energierecycling oder -upcycling wieder zu. Die eingesetzte Technik senkt die Energiekosten pro Quadratmeter pro Monat auf deutlich unter einen Euro.

 

Turmcenter_Frankfurt

 

Zur Aufenthaltsqualität tragen zudem durch den Verzicht auf eine durchgehende Abhangdecke höhere lichte Räume und bodentiefe Fenster anstelle einer Lochfassade bei. Anstelle der Heiz- und Kühlfunktion über ein umluftgesteuertes Ventilationssystem sind Strahlungsdecken im Einsatz, die eine hohe thermische Behaglichkeit ohne Überhitzung und ohne Zugerscheinungen sicherstellen. Hinzu kommen Befeuchtung im Winter und Entfeuchtung im Sommer sowie eine optimale Tageslichtnutzung. Ein Großteil der Dachfläche war in der ursprünglichen Planung mit Sprinkler- und Kältetechnik belegt. Mit dem neuen Konzept wurde Fläche für Technik auf dem Dach und in der obersten Etage des Hochhauses eingespart, die als zusätzliche Mietfläche zu einem Büropenthouse mit vier Metern lichter Höhe umgenutzt werden konnte. Möglich wurde dies unter anderem auch durch den Entfall konventioneller Sprinklertechnik und den Einsatz einer Niederdrucknebellöschanlage als stationäres System.

 

Fotos:©Benson Elliot

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Kategorie: Magazin