Ein Park für die Zukunft

31. Januar 2020 Mehr

Das innovative Layout des neuen Stadtparks von Koper, Slowenien ist ein Entwurf von Enota. Es stellt einen großen Gewinn für die Bewohner der Stadt dar und bietet Möglichkeiten und Funktionen, die die Stadt derzeit nicht aufweisen kann. Der Park ist sowohl für die Bewohner wie auch für Besucher eine Attraktion, die über die üblichen funktionalen Kriterien hinausgeht, ein Prototyp für zukünftige Entwicklungen an der slowenischen Meerküste.

 

Stadtpark von Koper

 

In Bezug auf Stadtgestaltung, neue Ideen für öffentliche Räume und urbanes Design gilt es, auch den Blick in den Südosten Europas zu lenken. Das slowenische Architekturbüro ENOTA ist schon des öfteren durch innovative Gestaltungen aufgefallen, besonders bei Frei- und Grünflächen. Nun haben sie den Park in Koper, an der Küste Sloweniens fertiggestellt. In der Zeit von 2016 – 2018 hat die Stadt Koper mit einem Budget von drei Millionen Euro einen Schritt für die lebenswerte Zukunft und Entwicklung der Stadt gesetzt.

Der neue Stadtpark von Koper liegt an der Piranska-Straße, zum Meer hin von der Semedela-Promenade begrenzt. Diese Promenade war einst die Verbindung der auf einer halbinselförmigen Ausbuchtung gelegenen Altstadt und den weiter südlich gelegenen Stadtteilen am Festland. Sie zählt zu den charakteristischen Merkmalen von Koper. Landeinwärts von ihr gelegen, befanden sich die Flächen zur Salzgewinnung. Da sich die Stadt in den letzten Jahrzehnten entwickelt und vergrößert hat, wurden diese Salzteiche schrittweise mit Erde zugeschüttet und dienten als wichtige Baulandreserve und Zukunftspotenzial. Heute sind die Flächen zwar schon teilweise bebaut, aber es existierten immer noch ungenutzte Bereiche, wie jener, an dem nun der neue Stadtpark entstanden ist.

 

Stadtpark von Koper

 

Das Schlüsselkriterium der Gegend ist die unmittelbare Verbindung mit der Promenade und dem Meer – es bietet wesentliche räumliche Qualitäten. Das lange rechteckige Grundstück ist teilweise von einem großen Parkplatz, direkt neben dem Stadtmarkt und Einkaufszentrum, okkupiert. In einem größeren Zusammenhang stellt es den ersten Kontakt aller Besucher von Koper (Parkplatz) mit dem Meer und der slowenischen Küste dar. Es ist auch der Anfangspunkt der sogenannten Riviera zwischen den Städten Koper und Izola. Also konnte nur eine umfassende und koordinierte Behandlung dieses Promenadengürtels eine visuelle und funktionale Verbindung dieser zwei getrennten Teile der Stadt zu einem logischen Ganzen erzielen. Die Intervention sollte die Freizeitbedürfnisse der Bewohner von Koper unterstützen, ebenso die alten Teile der Stadt mit ihren Vororten bis hin zu den Markov-Hügeln verbinden.

 

Stadtpark von Koper

 

Unter der Annahme und Voraussetzung, dass das Meer vor der Promenade in Zukunft deutlich sauberer werden wird, ist klar, dass hier ein neuer Badestrand, ein sogenannter Stadtstrand entstehen wird. Erfolgreiche Beispiele aus anderen urbanen Gebieten und Städten beweisen das. Es wird nicht nur ein Ort zum kurzen Erfrischen, sondern ein wesentlicher sozialer Punkt im urbanen Freizeitgefüge werden. Da der sehr dicht bebaute und besiedelte alte Stadtkern keine geräumigen, offenen Freiflächen ermöglicht und deren Gestaltung sehr einschränkt und da auch die Notwendigkeit gesellschaftlicher, sozialer Treffen wie Konzerte, Nachtveranstaltungen etc. gegeben war, lag es nahe, dafür Plätze außerhalb des innerstädtischen Kerngebietes zu schaffen. So kann auch die Nachtruhe der Bewohner gesichert werden. Die heterogene Form der Entwicklungen, welche das heutige Koper präsentiert – der alte Stadtkern, die Vorstädte, die Industriezone in den ehemaligen Salzteichen, die notwendigen Infrastrukturen für einen modernen Hafen – all das verlangte nach einem landeinwärts gerichteten, visuellen Flucht- oder Rückzugsraum, dessen Maßstab und optische Expressivität jedoch über die Heterogenität der Entwicklung hinausreichen und sie zusammenbinden würde.

Die Fläche des Parks entspricht nun einer (jederzeit) vergrößerbaren Landfläche in einer weiteren Umgebung. Sein Design kann deshalb als Prototyp für zukünftige Entwicklungen dienen. Die Intervention bietet eine gleichmäßige und attraktive Erscheinung und mit ihrer intensiven Begrünung im Hinterland zieht sie die Heterogenität in die umgebenden, gebauten Strukturen. Die Vermischung der Elemente eines Stadtstrandes mit einem zeitgenössischen Park fordert Bewohner wie Besucher gleichermaßen auf, den Raum in unterschiedlichen Weisen zu nutzen.

 

 

Die Grundbausteine des neuen Stadtparks sind monolithische, sich biegende, urbane Elemente. Die überlegte Platzierung im Gelände in Kombination mit einer betonten Topografie der grünen Oberfläche teilt den Park sanft in verschiedene, individuelle, fast introvertierte Programminseln. Das Design der einzelnen urbanen Elemente folgt diesen verschiedenen Programmen: In größeren Gebieten sind sie höher und bieten einen Sicht- und Lärmschutz vor der lauten Umgebung; an anderen Stellen sind sie niedriger und ermöglichen einen ungehinderten Austausch zwischen den Programmzonen. Es entstehen – fast wie organisch – Plätze für die Besucher, ein Hindernisparcours für Kinder, Kletterwände, die Rückseite für die Strandbar, ein Platz für Konzerte, ein Spielplatz, ein Lesebereich und vieles mehr. Durch die Nähe zum Meer sind die einzelnen (Programm)Zonen auch mit vielfältigen Wasserelementen bestückt. Ein Teich, Bodensprinkler, ein Geysir, parabolische Wasserstrahlen, Kaskaden und ein Floß in der Kombination mit variierenden urbanen Elementen ermutigen zu einem aktiven Gebrauch und Nutzen des Raumes und der Erweiterung des zukünftigen Strandes in das Parkinnere.

Die Bepflanzung des Geländes ist ausschließlich mit einheimischen Mittelmeerpflanzen vorgenommen worden. Der strategisch arrangierte Höhenwuchs wird die existierenden Baumreihen an den beiden Ecken des Parkes ergänzen und so Schatten für die individuellen Zonen bieten. Somit wird dieser Grüngürtel auch weiteren Schutz vor Umwelteinflüssen (Wind, Staubverfrachtungen) bieten. Um zu einer möglichst vielfältigen Nutzung des Stadtparkes zu ermutigen, hat man auf die üblichen, bestimmenden Wegführungen verzichtet – es gibt keine vorgeschriebenen Wege und Pfade. Steinplatten mit Grasflächen dazwischen befinden sich nur an den Eingängen des Parks, wo ein intensiverer Gebrauch des Bodens erwartet wird. Auf diese Art bestimmen die Besucher ihren eigenen Weg und die individuelle Benutzung des Raumes. Falls einmal ein neuer Bereich zum Park hinzugefügt wird, oder sich durch den Gebrauch bestimmte Vorgaben ergeben – etwas, das man nur sehr schwer vorhersagen kann – ist durch diese Art der Wegführung und Bodenpflasterung ein jederzeitiges Neuarrangement möglich.

 

Koper Central Park
Koper, Slowenien

Bauherr: Koper Municipality
Planung: Enota
Mitarbeiter: Spicy Garden
Statik: Ivan Ramšak s.p.

Bebaute Fläche: 26.000 m2
Planungsbeginn: 2016
Bauzeit: 03/2016 – 11/2018
Fertigstellung: 11/2018
Baukosten: 3 Mio. Euro

 

Fotos: Miran Kambič
Text: Peter Reischer

 

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Kategorie: Projekte