Ein Turm mit Mehrwert – Maersk Tower
Maersk Tower / Kopenhagen / C.F Møller Architects
Der Grundriss eines Bumerangs und Leinen, die ihn im umliegenden Park im Zickzack festzurren – Das ist das Bild, das man beim ersten Blick auf den Maersk Tower von oben erhält. Der Turm ist jedoch weit mehr als einfach nur eine ungewöhnliche Skulptur. Entworfen von den C.F Møller Architects, ist er das Ergebnis eines Wettbewerbes aus dem Jahr 2010. Ebenso ist er ein State-of-the-Art-Forschungsgebäude, dessen innovative Architektur die idealen Rahmenbedingungen für die medizinische Forschung der Weltklasse bietet und ein weiteres Leuchtturmprojekt in Kopenhagen darstellt.
Ein außergewöhnliches Projekt ist der Maersk Tower der C.F Møller Architects in Kopenhagen. Nachhaltig, intelligent, mit fahrradfreundlichen Zugängen und energiesparend verbindet er sich mit dem existierenden, aus den 70er Jahren stammenden Panum Komplex der „University of Copenhagen’s Faculty of Health and Medical Sciences“ und mit der Nachbarschaft. So entsteht ein markantes Signal für Forschung und Wissenschaft in der sich stetig entwickelnden Stadtsilhouette.
Städtebaulich stellt er die Verbindung von Panum, der „University of Copenhagen’s Faculty of Health and Medical Sciences“ mit der angrenzenden Nachbarschaft dar. Er enthält Forschungs- und Lehrräume, genauso wie ein Konferenzzentrum mit Hörsälen und Versammlungsräumen, alles mit der neuesten Technologie ausgestattet. Mit seiner leicht erkennbaren, dynamisch gekurvten Form stellt das 15-geschossige Gebäude einen Angelpunkt innerhalb des Unicampus dar, während es auch eine sichtbare Achse zwischen der Stadt und dem Nordcampus bewirkt.
Die Architektur sitzt auf einem sternähnlichen Grundriss, welcher sich nach vorne in die Landschaft Richtung Stadt auszudehnen scheint. In seiner Formgebung spielen die Körper auch mit der Dreiecksfläche des Gesamtgrundstückes. Beinhaltet sind gemeinschaftliche und öffentliche Bereiche, wie Vortragssäle, Klassenzimmer, Kantine, Vorzeigelaboratorien, Konferenzräume und ein „Büchercafe“. Das Foyer befindet sich ebenfalls in der Turmbasis und hier ist die Eingangstreppe wie ein Möbelstück im Raum platziert: Ihre warme, hölzerne Oberfläche lädt zum Pausieren und Sitzen auf den Stufen ein.
In der Basis verbinden sich die Funktionen des bereits existierenden Panums mit dem Komplex des Maersk Towers. Im Zentrum formiert sich ein offener, dynamisch auffordernder Platz, an dem Forscher, Studenten und Gäste sich treffen, während sie von oder zu ihren diversen Aktivitäten eilen. Das wohlüberlegte Layout der Funktionen sichert hier die kürzesten Wege aller Beteiligten zwischen den verschiedenen Bereichen der Basis.
Fahrradfahrer sind in Dänemark eine absolute Zielgruppe: Eine lange Rampe im Zickzack führt bis vor die Tore des Towers, und auch quer durch den neuen Campus. Sie ist 24 Stunden geöffnet.
Eine fortlaufende, spiralförmige Treppe verbindet physisch und optisch in einem offenen Atrium die 15 Geschosse des Turmes. Ein außergewöhnliches Raumgefühl entsteht so. In der Nähe der Stiege ist auf jeder Ebene ein offener Platz, der sogenannte “Science Plaza” als Treffpunkt und Kommunikationszone für alle Beteiligten. Eine große vertikale Glasfläche ohne Kupferbleche in der Fassade macht diese Wendeltreppe und die “Science Plaza” schon von außen sichtbar. Hier bietet sich ein toller und inspirierender Blick über Kopenhagen.
Die Proportionen nehmen Rücksicht auf die niederen Gebäude des existierenden Panum-Komplexes, die der Turm miteinander verbindet. Dieser Komplex – bereits in den 1970er Jahren errichtet – wird als Meisterwerk des Brutalismus betrachtet. Der Maersk Tower nimmt darauf sowohl im Fassadenrhythmus als auch in der Farbgebung Bezug. Nur im Gegensatz zum Panum, welches eher introvertiert wirkt, umarmt der Turm das Publikum und lädt es zu sich ein. Durch seine transparente Fassade wirkt der Unterteil offen und einladend und vom Park aus kann man schon die Aktivitäten im Inneren verfolgen. Gleichzeitig bewirkt diese Durchlässigkeit eine Verbindung des Innenraumes mit der Landschaft des Parkes.
Die Fassade des Turms ist in der Art einer reliefartigen Gitterstruktur mit geschosshohen, mit Kupfer verkleideten Lamellen verkleidet. Zweifellos ist dies eine Referenz an die vielen Kupferdächer der Kirchen in Kopenhagen. Zusammen mit dem Turm bildet sich so eine homogene Stadtsilhouette. Diese Verblechungen schaffen den Effekt der Tiefe an der Gebäudehülle, brechen den doch beachtlichen Maßstab des Turmes und bieten auch Feinheit in seiner Vertikalität. Diese „Schließbleche“ funktionieren als bewegliche Wetterschutzschilder – abhängig von der Situation schließen und öffnen sie sich automatisch und sichern so immer ein angenehmes Klima in den Innenräumen. Hauptsächlich schützen sie vor dem direkten Sonnenlicht, aber durch feine Perforierungen können sie auch das Tageslicht filtern und regulieren. Interessant ist auch, dass die Form des Turmes und das Design dieser Bleche sich positiv auf die starken Fallwinde, die bei derart hohen Türmen auftreten können, auswirken. Es entsteht ein angenehmes Mikroklima am Fuß des Turmes im Park.
Großzügige, helle Räume und viel Holz im Inneren bieten eine angenehme Atmosphäre.
Wenn eine Architektur als Turm errichtet wird, gibt es automatisch eine größere, zur Verfügung stehende Grünfläche. Diese ist hier für die Öffentlichkeit zugänglich und bindet so die Nachbarschaften in das Geschehen mit ein. Mit diesem Campus-Park öffnet sich die Universität in die Umgebung mit einer attraktiven und gut gestalteten Grünfläche. Natürlich wird er von Studierenden und Forschern gleichermaßen frequentiert. Von beiden Seiten führt Weg im Zickzack auf den Sockel des Turmes hinauf. Auch auf dieser Rampe können Studenten per Fahrrad direkt in ihre Universität fahren und hier ihr Rad parken, da sich die Tore automatisch für herannahende Fahrradfahrer öffnen. Es entsteht dadurch eine neue Verbindung zwischen den beiden angrenzenden Straßen. Die Dächer sind selbstredend – wie es sich für Dänemark und im Sinn der Nachhaltigkeit und Ökologie gehört – begrünt. Regenwasser wird gesammelt und in einem großen Reservoir gespeichert. Man benutzt es zur Gartenbewässerung und für die Toilettenspülung im Gebäude.
Im Turm selbst sind Dänemarks energiesparendste Labors untergebracht, Abfallenergie wird hier in einem bis dato unerreichten Ausmaß recycelt. In Kombination mit den beweglichen Sonnenverschattungen der Fassade und anderen Energiesparmaßnahmen stellt die Architektur ein Pionierprojekt dar: Sie verbraucht nur 40 kWh/m2.
Maersk Tower
Kopenhagen, Dänemark
Bauherr: The Danish University and Property Agency (BYGST) and the University of Copenhagen
Planung: C.F Møller Architects
Statik: Rambøll
Grundstücksfläche: 42.700 m2
Bebaute Fläche: 28.297 m2
Nutzfläche: 35.200 m2
Planungsbeginn: 2010
Bauzeit: 4 Jahre
Fertigstellung: 2017
Baukosten: 200.433.000 Euro
Fotos:©Adam Mørk
Text:©Peter Reischer
Kategorie: Projekte