Geld zieht Geld an
Am 27. Oktober 2014 fand die offizielle Eröffnung der „Fondation Louis Vuitton“ in Paris statt. Das im Auftrag von Bernard Arnault (Präsident der LVMH Gruppe) von Frank Gehry entworfene Gebäude befindet sich im „Jardin d‘Acclimatation“ im nördlichen Teil des Bois de Boulogne in Paris. Offiziell hat der Bau hundert Millionen Euro gekostet, in Wahrheit wohl einiges mehr. Wer so viel Geld wie die Stiftung Louis Vuitton auf der Bank (oder sonst wo) hat, braucht sich darüber sicher keine Sorgen zu machen.
Frankreich will mit dem Museum seinen Ruf als Kulturhauptstadt der Welt unterstreichen. Die Architektur hat auch sicherlich den Anspruch ein Symbol zu sein. Sie ist die Kopfgeburt eines Millionärs und eines sogenannten Stararchitekten. Arnault setzt sich damit ein Denkmal und Gehry konnte wieder einmal seinem Faible für Segelboote nachgehen. Er setzte seine dekonstruktivistische „Glaswolke“ in das grüne Areal des Gartens. Der Bau aus Beton, Glas und Holz – charakterisiert durch ineinander verschränkte Elemente, die wie zwölf Riesensegel anmuten, gruppiert um eine Assemblage weißer Stahlbetonblöcke, die man im Volksmund bereits „Eisberg“ nennt – evoziert das Bild eines riesigen Segelschiffes.
In der Ausstellungsfläche von 11.000 m2 ist genug Platz für Prestige-Ausstellungen, verteilt auf vier Etagen, eingebettet in die Natur. Ein Auditorium schafft Raum für Konzerte und Vorträge. Die überdachten Terrassen erlauben zudem einen spektakulären Blick auf die Silhouette von Paris. Die Eingangshalle im Erdgeschoss fungiert sowohl als Eintritt ins Museum als auch zum Garten. Sie enthält öffentliche Funktionen wie ein Café, Begegnungszone und Buchgeschäft. Der große, sich direkt darüber erhebende Mehrzweckraum dient als Auditorium für 350 Personen, Ausstellungs- oder Veranstaltungsraum.
Mehr als 3.600 Glaspaneele und 19.000 Betontafeln, welche die Fassade bilden, wurden mit einem eigens entwickelten 3D Programm zusammenkomponiert. Mehr als 400 Mitarbeiter waren mit dem webbasierten 3D Modell beschäftigt, um die Daten zur Produktion der einzelnen Teile an Industrieroboter zur Fertigung weiterzugeben.
Wenn man als Besucher sich im Inneren des Baus von Galerie zu Galerie bewegt, geben die großen Glasflächen der Segel vielfältige Ausblicke und Panoramen auf die Natur frei. Man kann auch auf Außenstiegen unterhalb der Segel die Dachterrasse erreichen und von dort wieder zurück in den Ausstellungsbereich gelangen. Einen unübersehbaren Kontrast zur Kühle der Materialien und zur Kunst bietet das Glitzerlogo von Vuitton neben dem Eingang.
Text: Peter Reischer / Fotos: Todd Eberle
Kategorie: Projekte