Kann Ballett die Stadt verändern?
Für das English National Ballet planten Glenn Howells Architects ein neues Zuhause in einem Londoner Stadterweiterungsgebiet, das eine vermittelnde Rolle einnimmt und die Kunst dieses Tanzens zur Schau stellt. Auf der Halbinsel der London City Island entstand im Nordosten der britischen Hauptstadt ein neues Wohnviertel, das geprägt ist von vertikalen Strukturen und bunten Fassaden. In dessen Herzen, auf dem zentralen Platz, nimmt das neue Ballettzentrum eine repräsentative Position ein.
Es ist der neue Mittelpunkt des Balletts in der Stadt und vereint Räumlichkeiten für das Unternehmen mit denen des Nachwuchses in Form der Ballettschule. Bis dato waren diese in verschiedenen Teilen der Stadt angesiedelt und finden hier erstmals auf eindrucksvolle Weise zueinander. Alle notwendigen Akteure für das Entstehen von ausgezeichneten Ballettprogrammen sind im Gebäude zusammengebracht, sodass sie in Zukunft noch enger miteinander arbeiten können und eine Einheit bilden.
Sieben Proberäume sind im zweiten und vierten Obergeschoss angeordnet. Sie erstrecken sich über jeweils zwei Geschosse und sind prominent an der Fassade platziert. Für eine optimale Versorgung der Tänzerinnen und Tänzer gibt es im zweiten Geschoss medizinische Einrichtungen, wie ein Hydro Pool und zusätzliche Fitnessräume. Die Verwaltung findet im ersten Obergeschoss Platz, ebenso wie das hauseigene Kostüm-Atelier, wo die Kostüme für die Aufführungen entworfen und produziert werden. Das Musikorchester bekam auch einen eigenen Bereich zum Proben zugeschrieben. Alles in allem ein breiter Mix an notwendigen Nutzungen, die alle zum Ballett dazugehören und hier Platz zur Ausdehnung zur Verfügung gestellt bekommen.
Untergebracht wurde im Gebäude auch ein Produktionsstudio, eine Art Theater mit Zuschauerraum, Bühne und Bühnenbild, das sich über die gesamte Höhe des Bauvolumens erstreckt. Hier können Proben für Aufführungen vor Ort in einer realen Situation stattfinden, ohne dabei den Weg zum eigentlichen Aufführungsort selbst machen zu müssen. Zusätzlich kann dieses Studio als Auditorium auch für externe Veranstaltungen genutzt werden.
Für die Stadtbewohner sind die Erdgeschossbereiche als öffentlicher Innenraum zugänglich, wo Kaffee getrunken und Ausstellungen besucht werden können. Das offene Gebäudekonzept möchte die Städter ins Gebäude bringen und umgekehrt auch das Innere nach außen transportieren. So besitzt das Gebäude eine transluzente Fassade aus Glaspaneelen. Diese etwa 3.600 m² große Glasfläche erlaubt den Blick vom öffentlichen Platz aus ins Gebäude, auf die probenden Tänzerinnen und Tänzer. Diese Schaufenster in der Fassade transferieren das Ballett in den Stadtraum. Dadurch wird der zentrale Platz des neuen Wohnviertels bespielt und belebt.
Das neue Ballettzentrum der Glenn Howells Architects unterstützt voll und ganz die Vision der Gründer des English National Ballet vor 70 Jahren: Es bringt Ballett der Spitzenklasse einem breiten Publikum näher.
Fotos: Hufton + Crow
Kategorie: Projekte