Parametrische Fassade

1. September 2014 Mehr

Gebäude mit parametrische Fassade vor Bergen.

Das Hauptgebäude des InterContinental Davos Hotels ist sicherlich eine unverwechselbare neue Landmarke. Unterstützt wird der leichte, fast schwebend wirkende Eindruck der Architektur von den Fassadenelementen, die sich wellenförmig an den, im Kern streng orthogonal organisierten, Baukörper schmiegen.

Die Grundidee für die weiche aber dennoch prägnante Außenform fand Oliver Hofmeister vom Münchner Planungsbüro Oikios in einem Fichtenzapfen mit seinen glatten Samenschuppen. Für die Umsetzung der organischen Lebendigkeit gewann man das Statikbüro Wilhelm + Partner sowie designtoproduction für die komplexe digitale Modellierung der Hüllflächen und die Parametrisierung der Fassadengeometrie.
Von seele, als Spezialist für außergewöhnliche Fassadenkonstruktionen, kam die vielleicht überraschendste Idee: Das Unternehmen setzte statt des ursprünglich vorgesehenen Aluminiums auf eine Herstellung der Brüstungselemente aus Stahl. Auf dieser Basis entwickelte man eine quadratisch aufgebaute Konstruktion aus lasergebrannten Primär- und Sekundärrippen. Die Sekundärrippen übernehmen dabei die Funktion von Beulsteifen und verhindern das Ausbeulen der dünnen Bespannung in den druckbeanspruchten Zonen. Die äußere Bespannung der Hohlkörper trägt die Windbelastung über die Sekundär- in die Flachstahlhauptrippen ab und besteht aus nur 3 mm starken Dünnblechen aus Stahl, die heute mit ihrer champagnerfarbenen metallischen Beschichtung die sichtbare Oberfläche der Fassade bilden. Diese besteht aus einer 2K-Zinkstaubbeschichtung als Grundierung und einer Nasslackbeschichtung, in Verbindung mit einer eigens entwickelten Deckbeschichtung, die eine gewisse Tiefe der lackierten Oberfläche erkennen lässt.

Diese Stahlbauweise erwies sich als kostengünstiger und für thermische Längenänderungen weniger anfällig als Aluminium. Gleichzeitig konnte mit dem Rippentragwerk ein ganz neues Konzept der statisch bestimmten Befestigung und der geschossweisen Lastabtragung in die Decken verwirklicht werden. Die Herausforderung in der Herstellung und Montage der Elemente bestand für das Team in der logistischen Beherrschung von 791 Brüstungselementen, die inklusive der krönenden Kuppel des Hotels aus über 62.000 Einzelteilen bestehen. Die einzelnen Elemente in den Hauptgrößen von rund 1,6 m x 4,5 m und in Sondergrößen bis zu 14,6 m Länge, erhielten je ein individuell gefertigtes Transportgestell, mit dem sie per Lkw vom Produktionsstandort ohne jede Beschädigung nach Davos gelangten.
Vom Bau des entscheidenden Mock Ups in der alternativen Stahl-Ausführung, vergingen nur zwei Jahre bis zur Endabnahme der Fassade im Oktober 2013.

Fotos: René Müller Photographie/seele

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Kategorie: Projekte