Brillux Digitale Nachmittagsarchitektur
Seit jeher gilt New York City als Anziehungspunkt für Touristen, aber auch für Konzepte großer Immobilienprojekte. Als sich wandelnde Stadt am größten natürlichen Hafen der Welt ist sie mit über acht Millionen Einwohner/-innen vor allem für ihre berühmte Skyline bekannt. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Digitale Nachmittagsarchitektur“ hat Brillux die Entwicklung der Metropole aufgegriffen, sie aber buchstäblich aus einem neuen Blickwinkel betrachtet.
„Ab 1900 war der New Yorker Hafen einer der größten internationalen Häfen und 1910 der größte und geschäftigste Hafen der Welt“. Dieses ausdrucksstarke Statement setzte die in New York City lebende Architektin Bettina Johae von aplusnyc.net ihrer spannenden digitalen Tour vorweg. Nach der Einführung durch Claudia Neeser, die als Architektin von guiding architects auch diese neunte Ausgabe der Digitalen Nachmittagsarchitektur von Brillux moderierte, zeigte Bettina Johae mit ersten Luftaufnahmen, welche beeindruckenden Dimensionen ihre Tour unter dem Titel „Aus Grau wird Grün: Die neuen Uferfronten von Brooklyn und Queens“ umfassen werden.
Ein Hafen der besonderen Art
Nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch seine einstige wirtschaftliche Bedeutung nahm der Hafen für die Entwicklung von Manhattan, Queens, Brooklyn und Staten Island einen entscheidenden Raum ein. Da der East River im Laufe der Zeit jedoch nicht mehr die nötige Tiefe für die größer werdenden Containerschiffe aufwies, entwickelten sich die Docks mit der Zeit zu brachliegenden Hafen- und Industriearealen. Doch gerade auf diesen werden nun vermehrt Parks sowie neue Wohnviertel mit öffentlichen Uferpromenaden gestaltet.
Daher fokussierte sich Referentin Bettina Johae auf ihrer Tour auf genau dieses East-River-Ufer in Brooklyn und Queens, wo eine immer stärker zusammenwachsende grüne Uferfront entsteht. Mit einer virtuellen Fahrt auf der NYC Ferry führte die Architektin die fast 160 Teilnehmenden der Veranstaltung dabei durch drei ganz besondere Projekte: den Brooklyn Bridge Park (MVVA, 2010–2021), die Williamsburg-Greenpoint Uferfront inklusive des Domino Parks (James Corner Field Operations, 2018) sowie den Hunters Point South Park (SWA/Balsley & Weiss/Manfredi, 2013/2018) in Queens.
Neue Zeichen auf Grün
Die „Hafenrundfahrt“ zeigte: Alle Parks eint ein bemerkenswertes „Sturmwassermanagement“. Mit unterschiedlichen Strategien und Techniken umgesetzt, ist dieses ein entscheidender Teil innerhalb der jeweiligen Konzepte und Gestaltungen. Bettina Johae erklärte, dass dies vor allem an Hurrikan „Sandy“ liegt, der das Gebiet 2012 relativ unvorbereitet getroffen und dabei für viel Zerstörung gesorgt hatte. Johae zeigte Beispiele, wie weiche und natürliche Uferfronten den Wellen keine Angriffsfläche bieten. Auch sogenannte „Wetlands“, die zeitweise überspült und von Wasser bedeckt werden können, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen, werden häufig als Gestaltungs- und Schutzelemente eingesetzt. Auch das Ansiedeln einheimischer Pflanzen spielt hier eine große Rolle.
Um innovative Planungsstrategien in diesen Dimensionen umsetzen zu können, bedarf es jedoch außergewöhnlicher Finanzierungsmodelle – was die Errichtung, aber auch die jeweilige Unterhaltung von Parks und öffentlichen Flächen betrifft. Einige Parks können ihren Unterhalt zum Beispiel durch Events selbst finanzieren. Vielerorts sind jedoch private Spenden ausschlaggebend. Gerade in diesem Zusammenhang zeigte die Architektin den Teilnehmenden der virtuellen Tour eindrucksvolle Ansätze, die vielleicht auch über die Veranstaltung hinaus Inspiration und konkrete Maßnahmen für die europäische Bau-Szene bieten können.
Affordable Housing
Ein entscheidender Aspekt, der sich in diesem Zusammenhang in der Brillux Veranstaltung herauskristallisierte, ist das „Affordable Housing“. Ähnlich des sozialen Wohnungsbaus in Deutschland handelt es sich dabei um die bewusste Integration bezahlbaren Wohnraums. Der Clou in New York City ist jedoch, dass sich für Entwickler/-innen und Investor/-innen Vorteile ergeben, sobald ein gewisser Prozentsatz an „Affordable Housing“ eingeplant wird, erläuterte Bettina Johae in der ersten Diskussionsrunde, die als Zwischenstopp von Claudia Neeser initiiert wurde. Diese diversen Bauprojekte dienen wiederum dazu, die Gestaltung und Unterhaltung der angrenzenden Parkanlagen zu finanzieren und so das gesamte Viertel aufzuwerten. So konnten beispielsweise einige Bauten mit Strahlkraft umgesetzt werden: ein Neubau von Alloy, der sich in Dumbo harmonisch in die Reihe der alten Industriebauten einfügt, ein Trio gläserner „Jenga“-Türme von ODA an der Williamsburg Bridge, die neuen „Donut“-Hochhäuser von COOKFOX und SHoP am Domino Park sowie das Doppelturmhochhaus von OMA – Projekte, die den zweiten Teil des lebhaften Vortrags der Veranstaltung definierten.
Volle Kraft für Nachhaltigkeit
Zum Abschluss gab die Architektin noch einen Blick in die Zukunft: Die Planung des privat finanzierten River Rings von BIG und James Corner Field Operations wird bereits jetzt als neues Modell für urbane Uferkanten angesehen. Damit schloss Johae den Kreis der spannenden 90-minütigen digitalen Exkursion und endete mit einem – nicht nur farblich – grünen Projekt, das aus dem Grau der Großstadt heraussticht. Über Energiesparaspekte, klimaorientierte Gestaltungskonzepte und den Einsatz natürlicher Materialien hinaus hat die „Digitale Brillux Nachmittagsarchitektur“ deutlich gezeigt, dass sich mit Phase „Grün“ erfolgreich durchstarten lässt.
Weitere Informationen zur Digitalen Brillux Nachmittagsarchitektur:
www.brillux.at/nachmittagsarchitektur-digital
Kategorie: News, Veranstaltungen