Le Duc Ha Terra Cotta Studio

3. November 2016 Mehr

Massiv und doch transparent.
Terra Cotta Studio / Dien Phuong / Tropical Space Co. Ltd

Immer mehr Beispiele hervorragender Architektur mit Inhalten und konzeptuellen wie auch nachhaltigen Ideen kommen aus dem asiatischen Raum. So auch diesmal aus Vietnam. Dort hat sich der international bekannte Künstler Le Duc Ha ein Atelier vom in Saigon beheimateten Architekturbüro Tropical Space Co.Ltd errichten lassen. Das „Termitary House“ dieses Architekturbüros konnten wir schon in architektur 02/15 vorstellen, es hat mittlerweile den AZ Award 2016 für das beste Wohnhaus bekommen.

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Die Architektur geht von dem Grundgedanken des Raumes, aufbauend auf einer quadratischen Fläche aus. Mehr braucht der Mensch/Künstler in diesem Fall nicht. So ist der gesamte Körper ein Quader mit 7 x 7 x 7
Meter Abmessungen. Umgeben ist er von einer ebenfalls quadratischen Plattform aus einer Bambusstruktur – diese wird vom Künstler als Trockenfläche für seine Terracottaarbeiten benutzt. Die Ebene ist leicht erhöht und dient somit auch als Abgrenzung zur umgebenden Landschaft, ebenso als Trennung vom eigentlichen Studio und Arbeitsbereich. Zwei große Bänke aus Holz bieten Platz zum Relaxen und Teetrinken.

Das Terra Cotta Studio liegt in der Nähe des Thu Bon Flusses im Dien Ban Bezirk der Quang Nam Provinz. Der Fluss hat eine große Bedeutung für das Leben der dort ansässigen Bevölkerung, die meisten Menschen sind von ihm und der Landwirtschaft, mit einer Vielzahl von kleinen Produktionsstätten für Terracotta, Matten und Seide, abhängig.
Die Außenwand des Baus besteht aus einer Ziegelschicht, zwar massiv, aber in einer durchbrochenen Ausführung, die die Besucher an die Tradition der vietnamesischen Brennöfen erinnert. Ebenso sind Elemente der Champa-Kultur, deren Hauptstadt Trà Kiêu sich vom 4. bis 7. Jahrhundert hier befand, zu erkennen.

Die Ziegel sind versetzt angeordnet, durch die Zwischenräume wird eine ständige Ventilation, eine natürliche Durchlüftung und auch Kühlung, gewährleistet. Die Wand soll nicht das Äußere vom Inneren trennen, so kann der Künstler den Wind spüren, die Kühle des nahe gelegenen Flusses genießen und die Geräusche der Natur erleben. Natürlich schafft diese Konstruktion auch eine gewisse Privatheit und Intimität. Aber trotz des eigentlich sehr eindeutigen, massiven Volumens ist die Architektur so transparent, dass man sagen könnte – die Natur fließt durch sie hindurch.

Die innere Struktur ist stringent nach demselben Prinzip aufgebaut: Im Zentrum, auf der untersten Ebene befindet sich der Arbeitsplatz des Künstlers mit dem Modellierbock oder der Drehscheibe und einer kreisförmigen Sitzbank rundherum. Ebenso finden hier Workshops für Interessierte statt und der Künstler steht für Diskussionen zur Verfügung. Vertikal gibt es drei weitere Ebenen, verbunden durch ein zentrales kreisrundes Loch in den massiven Stahlbetondecken, erschlossen werden die Geschosse von einem Stiegenlauf. So können Besucher einerseits von den oberen Bereichen dem Künstler bei der Arbeit zusehen, andererseits lebt der Raum von den sich ändernden Lichtverhältnissen, die das Kunstobjekt durch die runden Deckenöffnungen in immer wieder andere Stimmungen tauchen.

Nach außen hin zur Ziegelwand befindet sich ein umlaufender Gang in den oberen Geschossen hinter einem, nach innen orientierten 60 x 60 Zentimeter messenden Raster aus Bambusregalen. In diesem Raster stellt Le Duc Ha seine fertigen Arbeiten zum Trocknen ab, so können sie von den Besuchern des Studios betrachtet werden. Im Gang stehen Bänke, die zum Verweilen einladen, durch quadratische Öffnungen, die in unregelmäßigen Abständen angebracht sind, dringt Licht – so kann man den Garten und die Aussicht in die Umgebung genießen.

Da das Studio in der Nähe des Flusses liegt, ist natürlich die Hochwassergefahr präsent. Statt jetzt einen aufwendigen Hochwasserschutz zu installieren, oder die Architektur auf Stelzen aus dem Gefahrenbereich zu bringen, bringt der Künstler einfach seine halb fertigen und fertigen Arbeiten in den oberen Ebenen in den Regalen in Sicherheit, sollte der Fluss aus den Ufern treten und in das Atelier eindringen.

Diese Architektur ist mit ihrer besonderen, ästhetischen Struktur ein hervorragender Platz für kreative Arbeiten. Gleichzeitig ein Anziehungspunkt für alle, die eine Liebe zu Terracotta-Arbeiten empfinden und mit Ton experimentieren und arbeiten wollen.

Terra Cotta Studio
Dien Phuong, Vietnam
Bauherr: Le Duc Ha Terracotta
Planung: Tropical Space Co. Ltd
Mitarbeiter: Nguyen Hai Long, Tran Thi Ngu Ngon
Statik: Bach Ngoc Hoang
Grundstücksfläche: 400 m2
Bebaute Fläche: 49 m2
Nutzfläche: 98 m2
Planungsbeginn: 2015
Bauzeit: 4 Monate
Fertigstellung: 2016
Baukosten: 17.000 Euro

Fotos: ©Oki Hiroyuki

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Kategorie: News, Projekte