Wien gehen langsam die Wohnungen aus
Die Stadt Wien hinkt beim Wohnbau weit hinterher. Zuwanderer und Niedrigverdiener müssen durch den privaten Wohnungsmarkt versorgt werden.
Wien (OTS) – Die Wiener Bevölkerung ist im vergangenen Jahr laut Statistik Austria um rd. 28.000 Menschen angewachsen. Laut MA 23 soll es sogar ein Plus von 33.000 Menschen sein. Mit 7.000 neuen, geförderten Wohnungen hat die Stadt Wien im Jahr 2014 nicht einmal die Hälfte der tatsächlich benötigten Wohnungen errichtet. Dadurch ist der Großteil der Zuwanderer wie schon bisher auf den privaten Wohnungsmarkt angewiesen. Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Wien der Immobilientreuhänder: „Wien wächst bereits seit vielen Jahren schneller als neue Wohnungen geschaffen werden. Und der städtische Wohnbau ist nicht mehr in der Lage darauf zu reagieren. Gleichzeitig setzt die Stadt alles daran den privaten Immobilienmarkt zu schwächen wo immer es geht. Ohne ein rasches Umdenken in der Wiener Wohnungspolitik wird die Bundeshauptstadt bereits in Kürze vor einem nicht mehr lösbaren Wohnungsproblem stehen. Wir brauchen alle Kräfte – sowohl die des geförderten, als auch jene des privaten Wohnbaus. Die Vorstellungen der Stadt Wien und derMietrechtsgesetz zu einem zukünftigen Mietrechtsgesetz verhindern private Investitionen.“
Über 50 % der Niedrigverdiener wohnen bereits in privaten Mietwohnungen
Der überwiegende Teil der Wiener Zuwanderer ist auf den privaten Immobilienmarkt angewiesen. Bisherige Nicht-Wiener haben keinen Anspruch auf eine Gemeindewohnung und verfügen meist auch nicht über ausreichende Mittel für eine geförderte Mietwohnung. Zusätzlich gibt es lange Wartelisten dafür. Nach einer aktuellen Studie des ÖVI wohnen bereits jetzt über 50 % der Niedrigverdiener in privaten Mietwohnungen. Pisecky: „In Wien werden jährlich mehrere hundert Millionen Euro an Steuergelder für die Errichtung von Sozialwohnungen für Menschen verwendet, die diese zum Teil gar nicht benötigen. Jene Zuwanderer, die tatsächlich eine leistbare Wohnung benötigen, erhalten diese in der Regel am privaten Wohnungsmarkt.“
Neues Mietrecht muss Vermieten wieder interessant machen
In Wien gilt mit lediglich Euro 5,39 pro qm der zweitniedrigste Richtwert Österreichs. In den Wiener Gründerzeitvierteln sind Lagezuschläge grundlos gesetzlich nicht gestattet. Aufgrund des noch immer gültigen Eintrittsrechts können nahe Verwandte in einen bestehenden Mietvertrag eintreten, wodurch die Miethöhe weiter für Jahrzehnte auf Niedrigniveau und das Vermieten unwirtschaftlich bleibt. In rd. 75.000 Wiener Mietwohnungen gelten immer noch Altmietverträge, wodurch Mieter eine extrem geringe Miete bezahlen.
Pisecky: „Das sind nur einige Dinge, die es der privaten Immobilienwirtschaft in Wien immer schwerer macht Mietwohnungen zu erhalten bzw. neue zu schaffen. Tausende Mietwohnungen werden daher jedes Jahr zu Eigentumswohnungen, wodurch sie für Mieter nicht mehr zur Verfügung stehen. Dazu kommt, dass nur noch die notwendigsten Sanierungen erfolgen und kein Anreiz besteht, neue Mietwohnungen zu bauen. Ein neues Mietrecht muss daher nicht nur für die Mieter mehr Transparenz bringen, sondern vor allem Anreize für private Investoren in Mietwohnungen schaffen. Zusätzlich muss die Stadt Wien dringend Maßnahmen setzen, die sowohl die Schaffung neuen Wohnraumes als auch die Optimierung bestehender Flächen z.B. durch Nachverdichtung vereinfachen. Denn nur ein ausreichendes Angebot wird leistbares Wohnen langfristig ermöglichen.“
Text: APA OTS
Kategorie: Nachrichten