Villa J33

21. Januar 2016 Mehr

Alles rund! Villa J33 / Graz / DI Strohecker ZT GmbH Architekten
Drei Jahre lang suchte Architekt Guido R. Strohecker ein Grundstück in Graz und Umgebung für den Bau seines neuen Hauses. Schließlich war es Zufall oder Glück, diesen Ort zu finden. Ein Nichtwissender hätte nichts mit dem Grundstück anzufangen gewusst: ein Nordhang, leichtes Rutschgebiet – also keine einfache Lage und Aufgabe. Der Vorteil lag in der Ausrichtung des Gebietes, dem Blick über Graz und die Hügelgegend des Grazer Hausberges Schöckl Richtung Westen. Das Haus ist westgerichtet, dadurch wird die starke Sonneneinstrahlung im Sommer vermieden und am Abend, beim ‚Nach-Hause-kommen‘, kann der Nutzer die Abendsonne genießen.

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Das Grundprinzip des Entwurfsgedankens war: In das Haus hineingehen – und sofort wieder ins Freie, in die Natur kommen. Zwei übereinander liegende, gegeneinander leicht verdrehte, schlanke Körper ergeben das Volumen des Hauses. Es gib keine Ecken – alles fließt, ist rund. Der obere Körper ragt über den unteren in einer Richtung 11 Meter hinaus – statisch interessant.

Der Architekt ist kein Fan von Vorzimmern, deshalb kommt man ziemlich unvermittelt in den großen Wohn-Koch-Essraum hinein. Links ist die Garderobe, rechts die Toilette, weitere Türen gibt es eigentlich nicht. Laut Interpretation des Architekten steht man dann sofort ‚mitten im Leben‘ – und das ist das Esszimmer, denn die Familie kocht gerne und oft. In dieser Zone ist auch ein Knick des langen Körpers – diese Krümmung und die gebogenen Außenwände markieren den ‚gesellschaftlichen‘ Bereich des Hauses. Den Wohnbereich empfindet der Hausherr eher als den ‚Höhlenbereich‘, als die Privatzone, im Gegensatz zur Küche und dem Essbereich als Zentrum. Der ca. 120 m2 große Raum im Erdgeschoss ist aufgrund des Geländeverlaufs in drei Ebenen unterteilt. Die links vom Eingang liegende Küche (Raumhöhe 2.80 Meter) befindet sich auf einer Art Empore mit Aussicht und direktem Ausgang in den Kräutergarten, die mittlere Ebene ist der erwähnte Ess- und Gemeinschaftsbereich und im rechts und auch tiefer liegenden Wohnbereich (Rückzugsbereich) ist die Raumhöhe mit 3,50 Metern bereits beachtlich. Die großen Glasfronten lassen überall einen direkten Kontakt mit Außen zu, es gibt keine Parapete, die Glasflächen sind großteils öffenbar, ein loftartiger Charakter herrscht vor. Der Boden in der Küche und im Essbereich ist mit Fliesen belegt, die anderen Flächen mit Landhausholzdielen in einer dunklen Eiche, barfußgeeignet und warm.

Der Aufgang ins erste Geschoss ist zwar elegant, aber eher unspektakulär und im Wohn/Rückzugsbereich gelegen. Oben befinden sich die Schlafzimmer, eine kleine Büroeinheit und die Bäder. Diese sind nach Westen orientiert und vom Schlafzimmer mit seiner elf Meter Auskragung hat man einen unerreichbaren Blick über Graz. Direkt vom Stiegenaustritt gelangt man auch auf eine Terrasse, die zum Grillen, Chillen und Ausruhen Gelegenheit bietet.
Das Haus ist nicht unterkellert, der Rutschhang hat eine Pfahlgründung verlangt (ca. 500 Laufmeter) und der Keller war zu teuer. Außerdem findet der Architekt einen Keller nur als Abstellflächen für Großmutters alte Sofas gut und das kann man bei diesem Projekt auch im kleinen Gartenhäuschen an der Grundstücks-einfahrt tun. Auch eine Bauteilaktivierung der Fundamentpfähle wurde überlegt, aus Effizienzgründen aber verworfen, dafür entschied man sich für eine extra Tiefenbohrung, mit der Wärme und Kühle für die Fußbodenheizung gewonnen werden. Am begrünten Dach befinden sich Fotovoltaikpaneele zur Stromerzeugung, eine eigene Elektrotankstelle für E-Fahrzeuge ist auch vorhanden.

Energietechnisch ist der Architekt des Hauses einen klugen Mittelweg gegangen: Die auskragenden, sich überkreuzenden Bauteile wären, an und für sich, energetisch und mit der üblichen Software berechnet eher unpraktisch. Überhaupt findet er die überzogenen Kriterien der Energieausweispflicht als nicht sehr zielführend. Wenn man ein Haus nur nach den Vorschriften dieses Ausweises erstellt, hat man eigentlich keinen Platz für Menschen, sondern nur für Energiesparmaßnahmen geschaffen. Der gesamte Bau ist ein reiner Betonbau und man hat die Außenwände mit Steinwolle statt Styropor gedämmt. Es wären zwar 10 cm ausreichend gewesen, aber die Bauordnung schrieb 20 cm vor. Insgesamt ist es bei dieser Architektur gelungen, so viel Energie selbst zu erzeugen, dass fast kein Zukauf notwendig ist.

Villa J33
Graz, Österreich

Bauherr:                                           Mag. Olivia und Arch. DI Guido R. Strohecker
Planung:                                           Arch. DI Guido R. Strohecker
Statik:                                               Prof. BM DI Peter Lechner
Grundstücksfläche:                           950 m2
Nutzfläche:                                       200 m2
Planungsbeginn:                              2012
Bauzeit:                                            11 Monate
Fertigstellung:                                 10/2014

Fotos: ©Paul Ott, Oliver Wolf, Rene Reiter
Text: Peter Reischer

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Kategorie: News, Projekte