Schöne neue LED-Welt

13. Mai 2014 Mehr

 

Es war ja nicht anders zu erwarten: Das vorherrschende Thema auf der diesjährigen Light & Building war die LED. Die weltumspannende Lichtindustrie scheint sich mit nichts anderem mehr zu beschäftigen, alle Kräfte von Entwicklung und Forschung konzentrieren sich in höchstem Maße nur darauf. So waren nur wenige Ausnahmen zu sehen, etwa die Long Life HIT- und Leuchtstofflampenserien von Aura oder Retro-Glühfadenlampen von anderen kleineren Herstellern. Halogenlampen wurden fast gar keine gezeigt, und für Leuchtstofflampen zeigen alle großen Lampenhersteller Retrofits.

 

 

Weil die Technologie nach wie vor relativ jung ist, sind die meisten Firmen vor allem damit beschäftigt, die Wärmeableitung und die Lichtqualität in den Griff zu bekommen. Das gelingt meist recht gut und eine gewisse Konsolidierung in der visuellen Qualität ist deutlich zu erkennen. Da jedoch so viel Entwicklungsaufwand unter die Haube gesteckt wird, bleibt das Design leider etwas auf der Strecke und wird oft austauschbar: ähnlich aussehende Stromschienenstrahler zuhauf, Downlights ohne Ende, lineare Leuchten überall. Um der Neuartigkeit der LED als Lichtquelle gerecht zu werden, müssten endlich völlig neue Formen für Leuchten gefunden werden und nicht einfach veraltete Formen mit LEDs befüllt werden.

 

Qualität und Quantität

Man kann sagen, was man will – die Lichtqualität hat allein in den vergangenen beiden Jahren einen großen Sprung vorwärts gemacht. Waren früher noch krasse Farbverschiebungen an der Tagesordnung, so nähern wir uns langsam dem Punkt, an dem sich durchaus Produkte verschiedener Hersteller miteinander kombinieren lassen. Auch an einer Verbesserung des Farbwiedergabe-Indexes wird emsig gearbeitet, Werte jenseits der 90 sind im Qualitätssegment schon beinahe Standard.

Auf der anderen Seite findet ein Wettrüsten um den Lumen-Output der LED-Module statt, Bridgelux kitzelt bis zu 17.000 Lumen aus seinem stärksten Modul, das ist schon mehr als eine 150 W HIT-Lampe liefert. Die dabei entstehende Wärme muss allerdings erst einmal abgeführt werden. LED-Module dieser Größenordnung machen bei sehr leistungsstarken Hallenleuchten durchaus Sinn.

 

Highlights

Ein definitives Highlight der diesjährigen Messe war eine grundlegend neuartige Tageslicht-Simulation eines italienischen Teams. Möglich wird das durch eine Nano-Beschichtung auf einer Fensterscheibe aus Glas oder Kunststoff, welche das von hinten einfallende Licht in genau derselben Art streut wie unsere Atmosphäre. Bis dato ist das Format auf 1 x 2 Meter begrenzt, es werden aber sicher mit dem überschäumenden Gestaltungswillen der zukünftigen Anwender weitere Formate angeboten werden.

Interessant waren auch einige Vitrinenbeleuchtungen in kleinster Bauweise, wie das Mikro-Profilsystem von XAL oder das Regal­system von Viabizzuno, die zeigen, welche Baugrößen technisch eigentlich möglich sind. Jake Dyson wiederum zeigte auf seinem Stand zwei interessante Leuchten, die beide mit Heatpipes aus der Weltraumtechnik zur Wärmeableitung ausgestattet waren. Eine davon ist eine Hängeleuchte für Besprechungs- und Arbeitsplätze, die nicht nur sehr langlebig – weil perfekt gekühlt – ist, sondern auch mittels einer speziellen Optik den gesamten Tisch perfekt rechteckig ausleuchtet, die andere eine Tisch- und Bodenleuchte, die unglaublich leichtgängig und geschmeidig in mehrere Richtungen verstellbar ist.

Und der Lichtpoet Ingo Maurer zeigte wieder sehr hintergründig witzige Leuchten, so zum Beispiel eine LED-Kerze, deren Flamme auf einem Mini-Bildschirm durchaus stimmungsvoll als Film abläuft.

 

Stilfrage

Auffällig oft waren zwei grundlegende Lichtstimmungen an den verschiedenen Messeständen zu sehen. Jene mit kühlem Licht, nüchtern, technisch und tendenziell gleichmäßig hell und jene mit einem warmen, heimeligen Lichtraum. Mitunter waren auch Messestände zu finden, deren Gestaltung irgendwie das Thema verfehlte, weil zu sehr versucht wurde, die Leuchten herzuzeigen, dabei aber der Hauptdarsteller – das Licht – vergessen wurde. So kamen die zeitlos schönen und funktionalen Leuchten von Louis Poulsen im schwarzen Holz-Messestand überhaupt nicht zur Geltung, weil keine Fläche da war, die beleuchtet hätte werden können.
Wegen der einzigartigen Möglichkeit in kurzer Zeit sehr viele Kollegen und Geschäftspartner aus der Lichtszene zu treffen, wird die Messe von manchen mit spitzer Zunge auch Leit‘ & Building genannt. Das macht aber auch den Reiz aus, da so viele informelle und spontane Kontakte stattfinden und manch ein Produkt, das im übernächsten Jahr auf der Messe präsentiert werden wird, hat so seinen Anfang genommen.

 

Text & Bilder: podpod design

 

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Kategorie: Kolumnen, Licht