Lang lebe die Membrane!

4. Oktober 2017 Mehr

Membranbauten werden häufig als Interimsbauten eingesetzt und erreichen deshalb nur selten ein Alter von 20 Jahren oder mehr. Dabei zeichnen sich gerade textile Konstruktionen durch eine besondere Ästhetik aus und mit ihrem Abriss gehen oftmals wahre Ingenieurskunstwerke verloren. Eine Ausnahme ist die Überdachung der Freilichtbühne in Tecklenburg – sie zeigt beispielhaft, wie langlebig leichte Konstruktionen sein können und welches Potenzial diesen Bauwerken innewohnt.

Vor 25 Jahren wollte die Freilichtbühne Tecklenburg e.V. für ihre jährlich stattfindenden Sommerfestspiele einen Regenbaldachin. Entwickelt wurde die bewegliche Überdachung von dem Ingenieurbüro IPL, aus dem im Jahr 2004 formTL Ingenieure hervorgingen.
Bei schlechtem Wetter ist das Dach ausfahrbar und beschirmt sowohl Zuschauer als auch Bühne, bei trockenem Wetter gewährt es freien Blick auf den Himmel. Die Konstruktion besteht aus sechs filigranen Seilbindern, an denen fünf längs verlaufende Schienen hängen. Auf diesen Schienen bewegen sich sechs Stahlbögen mit Laufwagen – daran sind die doppellagigen Membranen befestigt. Sobald das Dach aufgespannt ist, werden die Membranen zu Kissen aufgeblasen und damit windstabil und überdecken eine Fläche von 29 x 40 Meter. Beim Einfahren parken die Membranen in einer Art Garage, die sie vor der Witterung schützt. Die einzigartige Konstruktion – es gibt nur wenig vergleichbare Bauwerke dieser Art – überzeugte den Bauherrn auch nach über 20 Jahren Betrieb mit ihrer zeitlosen Gestaltung und hohen Funktionalität. So entschied sich der Verein für ihren Erhalt und die Erneuerung der Kisseneindeckung.
In Zusammenarbeit mit der CENO Membrane Technology, die bereits 1993 unter der Firmierung Carl Nolte die Überdachung realisiert hatte, plante man die Sanierung. Ein großer Vorteil war, dass das Projekt bereits vor 25 Jahren in 3D geplant wurde und sämtliche Unterlagen, von den Zeichnungen über die Statik bis hin zum Schriftwechsel, im digitalen Archiv lagen. So war lediglich der Maßabgleich der ausgebauten Membranen und Beschläge mit den alten Plänen erforderlich. Die entsprechend konfektionierten Membranen kamen auf die Baustelle und konnten einfach und schnell montiert werden. Im Zuge der Sanierung wurde nicht nur die Nutzungsdauer der Konstruktion verlängert, sondern durch leistungsstärkere Saug- und Druckgebläse auch das Auf- und Zufahren des Daches beschleunigt.

 

Fotos: @R. Borgmann

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Kategorie: Magazin